"Besonders wertvoller" Kinostart für EIN MANN NAMENS OVE/Kinostart mit höchstem Prädikat auch für UNTER DEM SAND und A WAR
Geschrieben am 05-04-2016 |
Wiesbaden (ots) - Niemand wünscht sich einen Nachbarn wie Ove. Er
liebt die Ordnung und kontrolliert jeden Morgen, ob auch kein Müll
auf der Straße liegt, das Fahrverbot durch die Siedlung eingehalten
wird oder ob auch ja die Garagentore abgeschlossen sind. Der einzige
Mensch, mit dem Ove sanftmütig redet, ist seine Frau. Doch die ist
tot. Und er wünscht sich nichts sehnlicher als wieder mit ihr vereint
zu sein. Und so plant Ove seinen Selbstmord. Doch auch bei diesem
penibel vorbereiteten Plan scheint ihn immer jemand aus der
Nachbarschaft zu stören. Mit EIN MANN NAMENS OVE (Start: 7. April)
von Regisseur Hannes Holm startet in dieser Woche die Verfilmung des
schwedischen Bestsellers von Fredrik Backman, die in Schweden bereits
Millionen Besucher in die Kinos gelockt hat. Ganz im Stil der Vorlage
vereint der Film, dessen Titelfigur Rolf Lassgard grandios
verkörpert, dabei den augenzwinkernden und trockenen Humor mit
berührenden Momenten der Erinnerung Oves an sein langes und
ereignisreiches Leben. "Der Film ist mit einer Riege von
Charakterdarstellern, die die Skurrilität der Figuren sehr
unterhaltsam betonen, glänzend besetzt. Zu den Stärken des Drehbuchs
gehören die pointierten Dialoge und die feine Balance zwischen
Groteske und anrührenden Szenen. Eine außergewöhnlich gut gelungene
Komödie." So urteilt die fünfköpfige Expertenrunde der FBW und
verleiht dem Film das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden deutsche
Kriegsgefangene nach Dänemark beordert, um dort an den Küsten die
über 2,2 Millionen Granaten wegzuräumen, mit denen die deutschen
Besatzer die dänische Küste vermint hatten. Viele der deutschen
Soldaten waren noch sehr jung und ohne jede militärische Ausbildung -
nicht nur aus diesem Grund ist die Entsorgung der Minen, von denen
Martin Zandvliet in UNTER DEM SAND (Start: 7. April) erzählt, ein
gefährliches Himmelfahrtskommando. Für die FBW-Jury, die das
Kriegsdrama mit dem Prädikat "besonders wertvoll" auszeichnet,
entwickelt der Film "eine enorme Spannung, denn jede Bewegung kann
tödlich sein und die Sequenzen sind so geschickt inszeniert, dass der
Zuschauer unmöglich vorhersehen kann, welche und wie viele von den
jungen Männern schließlich überleben werden." Für die Jury ist der
Film "ein perfekt gebauter Thriller mit existentieller Tiefe", mit
einem Ensemble voller Nachwuchstalente, die mit großer "Intensität
und Natürlichkeit" spielen und durch die "das Publikum schnell eine
beachtliche Empathie entwickelt". Insgesamt für die Jury "zugleich
ein spannendes Drama und eine universelle, humanistische Parabel."
Bei einem Einsatz in Afghanistan wird eine der Einheiten des
Kommandanten Claus Pedersen angegriffen. In Sekundenschnelle muss
Pedersen eine schwere Entscheidung fällen und befiehlt, um seine
Leute zu schützen, ein Gebäude zu bombardieren, in dem sich auch
Zivilisten aufhalten. Wieder in der Heimat muss sich Pedersen deshalb
vor dem Militärgericht verantworten. Und auch er selbst stellt sich
immer wieder die Frage, ob er richtig gehandelt hat. Oder eben so
handeln musste. Der nicht nur in seiner Heimat Dänemark gefeierte
Regisseur Tobias Lindholm beschäftigt sich in A WAR (Start: 14.
April) mit einem moralischen und menschlichen Dilemma. Die Jury der
FBW zeigte sich beeindruckt von dem Kriegsdrama und schreibt: "So
unspekulativ und nüchtern wie hier hat ein Regisseur nur selten vom
Krieg erzählt." In ihrer Begründung für das höchste Prädikat
"besonders wertvoll" lobt die Jury zu dem die Leistung des
Hauptdarstellers Pilou Asbek, der "die Figur so natürlich und
überzeugend verkörpert". Die Jury kommt zu dem Schluss: "Lindholm
erzählt zugleich einfach und komplex, realistisch und spannend,
analytisch sezierend und mit viel Empathie. So hat A WAR mit
Kriegsfilmen im herkömmlichen Sinne nicht viel gemein."
Außerdem seit 31. März im Kino: Die berührende und unterhaltsame
Komödie EDDIE THE EAGLE, die von der wahren Geschichten des bisher
einzigen britischen Skispringers Eddie Edwards berichtet. Die
FBW-Jury empfiehlt den Film mit dem Prädikat "wertvoll".
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen
unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet
herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders
wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys
mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet
die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Prädikatsfilme vom 7. bis 14. April 2016
Ein Mann namens Ove
Spielfilm, Komödie. Schweden 2015.
Einen Nachbarn wie Ove zu haben, ist nicht gerade ein
Zuckerschlecken. Penibel kontrolliert der Mann, der nun auch noch
seinen Job bei der Eisenbahn verloren hat, jeden Morgen, ob auch kein
Müll auf der Straße liegt, das Fahrverbot durch die Siedlung
eingehalten wird, die Garagentore abgeschlossen sind. Nichts entgeht
dem strengen Blick des verbitterten Griesgrams, der nur einmal am Tag
sanftmütig zu werden scheint, wenn er mit Rosen das Grab seiner Frau
besucht. Ihr erzählt er von den neuen Nachbarn, die gerade nebenan
eingezogen sind und die ihn ständig wegen irgendetwas nerven. Von der
Katze, die ihm nicht mehr von der Seite weichen will. Von der Welt,
die ihn einfach nur wütend macht. Und er verspricht ihr, bald bei ihr
zu sein. Denn Ove will seinem Leben ein Ende setzen. Doch wie soll
man denn in Ruhe einen Selbstmord planen, wenn ständig jemand
vorbeikommt und stört? EIN MANN NAMENS OVE ist die Verfilmung des
gleichnamigen schwedischen Bestsellers von Fredrik Backman. Ganz im
Stil der Vorlage vereint Regisseur Hannes Holm den augenzwinkernden
und trockenen Humor mit berührenden Momenten der Erinnerung Oves an
sein langes und ereignisreiches Leben. Denn immer, wenn Ove gerade
kurz davor steht, seinen Selbstmord-Plan in die Tat umzusetzen, geht
der Zuschauer mit Ove zurück in die Vergangenheit und lernt so Seiten
an Ove kennen, die dieser eigentlich verbergen möchte. Der Film hält
geschickt die Balance zwischen großer Unterhaltung, die auch aus den
leichtfüßigen Dialogen resultiert, und tiefen wahrhaftigen Momenten,
die im gelungenen Zusammenspiel des gesamten Ensembles voller
authentischer und wundervoll besetzter Figuren entstehen. An der
Spitze steht dabei Rolf Lassgård als Ove. Äußerst überzeugend spielt
er seine Rolle als mürrischer und polternder Miesepeter, der auf die
Welt nicht gut zu sprechen ist und sie am liebsten aussperren möchte.
Doch als die junge Iranerin Parvaneh, die von Bahar Pars sympathisch
zupackend und mit grundoptimistischer Lebensfreude gespielt wird, die
harte Schale des Griesgrams zu knacken beginnt, wandelt sich auch
Lassgårds Mimik. Rührend und bezaubernd sind diese Momente der
Annäherung, die offenbaren, wie sanft dieser Ove auch sein kann und
wie es gelingt, diese Figur nicht zu fürchten, sondern sie tief ins
Herz zu schließen. EIN MANN NAMENS OVE ist eine wunderbare Komödie
aus Schweden, bei der man aus vollem Herzen lachen aber auch weinen
kann. Und dankbar ist, im Kino diesen Mann namens Ove kennengelernt
zu haben.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/ein_mann_namens_ove
Unter dem Sand
Kriegsdrama, Spielfilm. Deutschland, Dänemark 2015.
Dänemark, 1945. Der Krieg ist vorbei, die Deutschen sind besiegt
und werden aus dem Land gejagt. Doch neben dem Grauen und dem Elend
der Besatzung bleibt noch etwas anderes an Dänemarks Küsten zurück.
2,2 Millionen Landminen, die die Nazis an der Nordseeküste vergraben
haben. Mehrere Gruppen junger Soldaten werden vom dänischen Militär
beordert, im Sand nach den Minen zu graben und sie zu entschärfen.
Für die dänische Seite ist dies nur eine logische Form der
Wiedergutmachung. Für die jungen Männer, die oft noch Kinder sind,
ist dies ein Himmelfahrtskommando, für das viele mit ihrem Leben
bezahlen. Der Regisseur Martin Zandvliet erzählt in seinem Film UNTER
DEM SAND von einem dunklen Kapitel der deutsch-dänischen
Nachkriegsgeschichte. Dabei wählt er die Perspektive der jungen
deutschen Soldaten, die neben dem Trauma der Kriegserlebnisse sich
nun der erneuten Todesgefahr durch die Minen stellen müssen. Der Film
zeigt dabei schonungslos und spannungsvoll die Arbeit am Strand, und
lässt dabei den Zuschauer in der stetigen Ungewissheit, welche der
Figuren diese Zeit überleben wird. Doch trotz dieser gewaltigen und
existenziellen Erzählebene vergisst Zandvliet nie die kleinen
zwischenmenschlichen Geschichten. Verlassen kann er sich dabei auf
ein großartiges Ensemble an Jungschauspielern wie etwa Louis Hofmann
Joel Basman und Leon Seidel, die von den dänischen
Charakterdarstellern Roland Møller und Mikkel Boe Følsgaard perfekt
ergänzt werden. Der Film vermeidet es, für eine Seite oder ein Land
Partei zu ergreifen. Die Figuren sind nicht schwarz und weiß
gezeichnet, es gibt viele Ambivalenzen, aber keine eindeutige
Zuordnung von Gut oder Böse. Wenn überhaupt, das wird auch am Ende
sehr deutlich, ergreift UNTER DEM SAND Partei für die Menschlichkeit.
Und für den respektvollen und menschenwürdigen Umgang miteinander.
Über alle Grenzen und Konflikte hinweg. Eine Botschaft, die den Film
über die Maße auszeichnet. UNTER DEM SAND ist ein fantastisch
fotografierter, spannend erzählter und klug reflektierender Film über
den Krieg, dem es gelingt, nach all den Filmen über den Zweiten
Weltkrieg noch ein neues wichtiges und erzählenswertes Kapitel
hinzuzufügen.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/unter_dem_sand_das_versprech
en_der_freiheit
A War
Kriegsdrama, Spielfilm. Dänemark 2015.
Claus Michael Pedersen leitet als Kommandant eine dänische
Militäreinheit in Afghanistan. Die Lage ist ruhig, unter den
gegebenen Umständen läuft alles nach Plan. Eines Tages jedoch wird
einer seiner Männer beim Patrouillieren erschossen. Die Soldaten
haben Angst, fühlen sich verunsichert, wollen nicht mehr "da raus".
Pedersen weiß, dass er sie jetzt beruhigen muss, verspricht ihnen
seinen persönlichen Schutz und tut alles, um ihnen ein Gefühl der
Kontrolle wiederzugeben. Bei einem erneuten Angriff gerät einer
seiner Leute in direkte Gefahr. Pedersen gibt den Befehl zum
Bombardieren. Nach seiner Rückkehr in die Heimat muss er dafür vor
Gericht. Denn er hat zwar seinen Mann gerettet. Doch auch in Kauf
genommen, dass viele unschuldige Menschen sterben. A WAR von Tobias
Lindholm erzählt vom Soldatenalltag in Afghanistan. Die Bilder, die
er dafür schafft, sind authentisch, ungeschönt und stellenweise auch
brutal. Der Zuschauer scheint sich fast neben den Soldaten zu
bewegen, die nicht wissen können, hinter welcher Ecke die nächste
Gefahr für ihr Leben lauern könnte. Als Gegensatz zu dieser harten
und rauen Welt im Krieg baut Lindholm in einer Parallelmontage die
Welt Pedersens zuhause auf. Die Ehefrau, die mit den drei Kindern
überlastet ist, die abends auf ein Lebenszeichen ihres Mannes wartet
und die nicht weiß, wie sie mit der Situation umgehen soll. Im
zweiten Teil des Films wandelt sich die Geschichte von einem Kriegs-
hin zu einem spannenden Gerichtsdrama, bei dem der Film beide Seiten
- Pedersens Verteidigung und Anklage - ohne Wertung gegenüberstellt.
Da ist der Protagonist Pedersen, den Pilou Asbaek mit stoischem Blick
und einer übergroßen Portion Selbstbeherrschung spielt und dem man
als Zuschauer durch die schrecklichen Ereignisse in Afghanistan so
nahe gekommen ist. Man kann seine Handlung nachvollziehen, kann
Empathie für seine schwierige Situation empfinden. Doch das Plädoyer
der Gegenseite wird ebenso nachvollziehbar dargestellt. Durch eine
kluge Dramaturgie und eine schnörkellose Inszenierung entsteht für
den Zuschauer eine fast dokumentarisch anmutende Situation, die aber
auch in das Dilemma zwingt, Stellung zu beziehen. Die ruhige
Inszenierung der Gerichtsszenen steht in krassem Gegensatz zu den mit
der Handkamera gefilmten Sequenzen in der Ferne, die eindrücklich
zeigen, dass Krieg immer Chaos ist. Die Musik hält sich dezent im
Hintergrund und spiegelt nur in wenigen entscheidenden Momenten die
dramatische und existenzielle Konfliktsituation Pedersens. A WAR ist
ein realistisches und überzeugend inszeniertes Kriegs- und
Gerichtsdrama, das unbequem und mutig zugleich ist. Und das auf
äußerst kluge und nicht manipulative Weise den Zuschauer fordert. Ein
beeindruckender Film.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/a_war
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/eddie_the_eagle_alles_ist_mo
eglich
Pressekontakt:
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden
Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com
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