Skulptur im Fokus: Leopold Museum zeigt Wilhelm Lehmbruck und Berlinde De Bruyckere - BILD
Geschrieben am 08-04-2016 |
Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger präsentiert
herausragende künstlerische Positionen der Klassischen Moderne
und der Gegenwart
Wien (ots) - Zum Auftakt der Ausstellungssaison 2016/17
präsentiert Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger zwei
hochkarätige Ausstellungen aus dem Bereich der Klassischen Moderne
und der zeitgenössischen Kunst. Ab heute ist mit "Wilhelm Lehmbruck.
Retrospektive" die bisher umfassendste Schau zum Werk des bedeutenden
deutschen Bildhauers Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) in Österreich und
mit "Berlinde De Bruyckere. Suture" die erste Wiener Schau der
belgischen Künstlerin Berlinde De Bruyckere (geb. 1964) im Leopold
Museum zu sehen.
Die ersten beiden Projekte in der Programmierung von Hans-Peter
Wipplinger, dem neuen museologischen Direktor des Leopold Museum,
vereinen zwei auf den ersten Blick scheinbar gegensätzliche
Positionen, die bei näherer Betrachtung jedoch mehrfache
Berührungspunkte aufweisen. Sowohl Wilhelm Lehmbruck als auch
Berlinde De Bruyckere (geb. 1964) sind Bildhauer, in deren Werk
Skulptur und Zeichnung eine gleichrangige Bedeutung zukommt. Beide
fragmentieren den menschlichen Körper, reduzieren die menschliche
Gestalt, schaffen Torsi und zeigen die Verletzlichkeit und Fragilität
des Menschen.
Wilhelm Lehmbruck, der wichtigste Bildhauer des deutschen
Expressionismus, zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Künstlern
des 20. Jahrhunderts. Das Leopold Museum widmet dem einflussreichen
Erneuerer und Wegbereiter der modernen europäischen Bildhauerkunst
die bisher umfassendste Retrospektive in Österreich. Die von
Hans-Peter Wipplinger kuratierte Ausstellung gibt mit rund 50
Skulpturen sowie circa 100 Gemälden, Zeichnungen und Radierungen
einen detailreichen Einblick in das Schaffen Lehmbrucks. Rund 30
Werke der internationalen Moderne ermöglichen die Einbettung von
Lehmbrucks Schaffen in den internationalen Kontext. Zu sehen sind
folglich nicht allein die wichtigsten Werke Lehmbrucks sondern
ausgewählte Kunstwerke weiterer Künstler, u.a. von Auguste Rodin und
Aristide Maillol, den prägenden französischen Bildhauern an der Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert, Werke der Symbolisten George Minne und
Edvard Munch, Weggefährten von Lehmbrucks fruchtbarer Pariser Zeit,
Alexander Archipenko, Constantin Brâncu?i oder Amedeo Modigliani oder
von ZeitgenossInnen wie Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und Egon
Schiele.
Zwtl.: Hans-Peter Wipplinger:
"Es kann keinen besseren Ort für diese Ausstellung geben als das
Leopold Museum. In diesem für die bedeutendste Egon Schiele-Sammlung
der Welt bekannten Haus gilt es Verbindungen durch die Ebenen
hindurch von der Lehmbruck-Ausstellung zur permanenten
Schiele-Präsentation zu denken." Der deutsche Mäzen und Sammler Karl
Ernst Osthaus hatte diese Verbindung bereits vor mehr als 100 Jahren
hergestellt, als er im Jahr 1912 Werke von Schiele und Lehmbruck in
einer Doppelausstellung in seinem Hagener Folkwang Museum zeigte.
Die Lehmbruck-Ausstellung des Leopold Museum, die in Kooperation
mit dem Lehmbruck Museum Duisburg entstand, folgt, weitgehend
chronologisch, der künstlerischen Entwicklung von den Jahren an der
Kunstgewerbeschule (1895-1899) und als Student der Düsseldorfer
Kunstakademie (1901-1906) bis hin zu seinen bekanntesten Arbeiten der
Pariser Zeit (1910-1914). Die Schau fokussiert das kompromisslose,
während des Ersten Weltkrieges entstandene Werk und die Arbeiten
seiner letzten Schaffensjahre bis zu seinem Freitod im Jahr 1919.
Zwtl.: Hans-Peter Wipplinger:
"Diese Ausstellungen sind ein Brückenschlag von der Klassischen
Moderne hin zur zeitgenössischen Kunst. Von Egon Schieles "Sitzendem
Männerakt" in der permanenten Präsentation über Wilhelm Lehmbrucks
späte Skulpturen bis zu Berlinde De Bruyckeres neueren Werken
erkennen wir die epochenübergreifende Gemeinsamkeit der
unaufhörlichen Suche dieser Künstler nach neuen Wegen in Ausdruck und
Form."
Höhepunkte der Ausstellung sind jene Figuren, die Lehmbrucks Weg
von der Körperplastik zur Raumplastik verdeutlichen. Während die
"Große Stehende" (1910-1912) klassisch anmutend in sich ruht,
bedeutet die künstlerische Lösung, die Lehmbruck für die "Kniende"
(1912) wählt den künstlerischen Durchbruch. Durch die Zusammenführung
einer neuen raumgreifenden Dimension mit einem klar erkennbaren
Bewegungsmotiv und einer Introversion der Gebärden beschreitet der
Künstler völlig neue Wege. Hier bricht Lehmbruck mit der klassischen
Tradition. Zeugt der "Emporsteigende Jüngling" (1913) von der Suche
des Künstlers nach einem neuen Menschenbild, so ist zwei Jahre später
- mitten im Ersten Weltkrieg - "Der Gestürzte" (1915) Sinnbild des
gescheiterten, am Konflikt zerbrechenden Menschen. Das Werk ist
Lehmbrucks ebenso dramatische wie innovative Reaktion auf die
Traumata des Krieges, in dem er als Sanitäter und Kriegsmaler
eingesetzt wurde.
Aus dem Spätwerk sind besonders zwei zentrale, 1918 entstandene
Arbeiten hervorzuheben. Die wohl expressivste von Wilhelm Lehmbruck
geschaffene und von Fragmentierung bestimmte Skulptur "Kopf eines
Denkers" und die "Betende", die auch als Sinnbild für seine -
unerfüllte - Liebe zu der von ihm "angebeteten" Schauspielerin
Elisabeth Bergner gesehen werden kann.
Joseph-Beuys (1921-1986), der wohl bedeutendste deutsche Bildhauer
nach 1945, berief sich explizit auf Wilhelm Lehmbruck. "Alles ist
Skulptur" war sein Gedanke als er die Werke Lehmbrucks für sich
entdeckte und sich so für die Kunst entschied anstatt eine
naturwissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. In seiner Rede
anlässlich der Überreichung des Lehmbruck-Preises 1986,
tragischerweise wenige Tage vor seinem Tod, verwies Beuys auf die
intuitive, seelische Kraft des plastischen Formens bei Lehmbruck.
Ausgewählte Werke von Joseph Beuys werden im finalen Teil der Schau
in Dialog zu Arbeiten von Lehmbruck gesetzt.
Die aus dem belgischen Ghent stammende Berlinde De Bruyckere zählt
zu den international bekanntesten Bildhauerinnen der Gegenwart. Ihre
erste Einzelausstellung in Wien zeigt rund 50 Skulpturen und
Zeichnungen der Künstlerin aus den letzten zwei Jahrzehnten, die den
menschlichen Körper in seiner rohen Schönheit und Verletzlichkeit in
den Fokus rücken.
Der unheimliche Realismus von De Bruyckeres Wachsskulpturen
irritiert und fasziniert zugleich. Ihre Werke zeigen die Geworfenheit
des Menschen in die Welt. Die Künstlerin setzt sich in Ihrem ?uvre
mit Trauer, Tod und Schmerz in gleicher Weise auseinander wie mit
Liebe und Mitgefühl.
Die im Ausstellungstitel erwähnte "Suture", die Naht, kann als
plastische Metapher des skulpturalen Denkens der Künstlerin
verstanden werden. Die Naht, als zentrales Motiv von De Bruyckeres
?uvre, verweist nicht nur auf die Methode der Künstlerin, einzelne
Körperfragmente miteinander und mit diversen Materialen zu
"vernähen", sondern streicht die Verletzlichkeit des Menschen als
eines der zentralen Themen von De Bruyckeres Werk hervor.
Zwtl.: Stephanie Damianitsch:
"Berlinde De Bruyckeres Werk und ihre Methode, alles - über die
Zeiten hinweg - als miteinander verbunden darzustellen, erweist sich
als von einem starken ethischen Anspruch getragen. Der Ruf nach
Aufmerksamkeit und Respekt, der allen ihren Werken eingeschrieben
ist, lässt sich, so betrachtet, in einem Satz bündeln, der als
treibendes und konstituierendes Moment von Berlinde De Bruyckeres
Schaffen gelesen werden kann: We are all flesh."
De Bruyckere greift oftmals auf Bildformen zurück, die im
kulturellen Bildarchiv der Gesellschaft sowie im Kanon der
Kunstgeschichte, im Besonderen der Malerei der Renaissance und des
Barock zu finden sind. Insbesondere der Motivschatz der christlichen
Ikonografie - und die sich darin widerspiegelnde Schmerzenskultur -
dient De Bruyckere als Ausgangspunkt ihrer Reflexionen. Dies zeigen
in einem eigenen Bereich der Ausstellung Arbeiten wie die Skulptur
"Piëta" von 2007-2008 auf, die in ihrer stark abstrahierten
Darstellungsweise auch deutlich macht, dass die Arbeiten der
Künstlerin nicht als Zitate christlicher Bildformen misszuverstehen
sind.
Zwtl.: Stephanie Damianitsch:
"Berlinde De Bruyckere ist bestrebt über eine in der christlichen
Tradition wurzelnde Körpersprache ein Ausdruckspotenzial
freizusetzen, das die Vergegenwärtigung zeitloser, menschlicher
Befindlichkeiten ermöglicht."
Anlässlich der Preview der Ausstellungen luden die Direktoren des
Leopold Museum Hans-Peter Wipplinger und Gabriele Langer am Abend des
6. April zu einem exklusiven Fundraising Dinner. Über 200 Gäste -
allen voran Kulturminister Dr. Josef Ostermayer, der gemeinsam mit
Direktor Wipplinger die Geladenen begrüßte - folgten der Einladung zu
einer Preview der beiden Ausstellungen und einem Abendessen in
Anwesenheit der Künstlerin Berlinde De Bruyckere und Ihrer Familie.
Auch die Familie von Wilhelm Lehmbruck war u.a. durch Christine
Rotermund-Lehmbruck und Herman Rothermund vertreten. Der flämische
Botschaftsrat David Maennaut kam ebenso wie Söke Dinkla, die
Direktorin des Lehmbruck Museum in Duisburg und Marion Bornscheuer,
Kuratorin des Lehmbruck Museums.
Die Leopold Museum-Vorstände Elisabeth Leopold und Helmut Moser
sowie zahlreiche Mitglieder des neu gegründeten Circle of Patrons
unter dem Vorsitz von GD Georg Pölzl (Österreichische Post AG) nahmen
am Dinner teil.
Der Dinner-Einladung folgten unter anderem Dorotheum-GF Martin
Böhm, Sotheby?s Wien GFin Andrea Jungmann, die im kinsky
Geschäftsführer Michael Kovacek und RA Ernst Ploil sowie Jacqueline
Nowikovsky von Bonhams der Einladung.
Zum Dinner kamen Prof. Elisabeth Stadler, Generaldirektorin des
Wiener Städtische Versicherungsvereins, Eucarbon GFin Michaela
Kamler, Post-Generaldirektor Georg Pölzl, IVA-Präsident Wilhelm
Rasinger und die Unternehmerin, Bettina Breiteneder.
Mit dabei waren Peter Pakesch (Vorsitzender Maria
Lassnig-Stiftung), Verleger Christian Brandstätter, Kunsthaus
Bregenz-Kurator Rudolf Sagmeister sowie die Galeristen James Koch -
Direktor von Hauser & Wirth Zürich, der Düsseldorfer Galerist Klaus
Schwarzer, Petr Nedoma - Direktor der Galerie Rudolfinum Prag -
Wolfgang Bauer, Julius Hummel und Eberhard Kohlbacher. Kunstkritiker
Bazon Brock, der Psychoanalytiker und Nu-Herausgeber Martin Engelberg
und Daniella Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Dom
Museum-Direktorin Johanna Schwanberg, Johann Kräftner (Direktor der
Sammlungen des Fürchten Liechtenstein), Christiane Maria Schneider
(Künstlerische Leiterin, Langen Foundation) und Peter Weinhäupl
(Vorstandsvorsitzender Klimt-Foundation) fanden sich ebenfalls zum
Dinner ein.
Zahlreiche KünstlerInnen wie Eduard Angeli, Plamen Dejanoff,
Martha Jungwirth, Peter Kogler, Constantin Luser, Lukas Pusch, Gregor
Schmoll, Daniel Spoerri und Walter Vopava kamen, ebenso
Psychoanalytiker August Ruhs, Bühnenbildner Christof Cremer, Franz
Pichorner (KHM), Kunstsammler Diethard und Waltraud Leopold,
Sammlerin Toyoko Hattori, die KunsthistorikerInnen Susanne Längle,
Dieter Buchhart, Christian Witt-Döring und Thomas Zaunschirm.
Weitere Dinner-Gäste waren Kunst-Versicherer Nikolaus Barta,
Kulturmanager Günter Rhomberg, Karl Regensburger (Direktor
ImpulsTanz), Tomas Zierhofer-Kin (designierter Intendant der Wiener
Festwochen), Christian Knobloch (Siwacht) und Post-Vorstand Walter
Oblin, Pantarhei GF Markus Schindler und Werber Alois Schober.
Anlässlich der offiziellen Eröffnung der Ausstellungen am Abend
des 7. April sprachen Direktor Hans-Peter Wipplinger, Stephanie
Damianitsch, der deutsche Botschafter Johannes Haindl und der
Botschafter Belgiens Willem Van de Voorde. Mehr als 500 Gäste
besichtigten die Ausstellungen an diesem Abend.
Wilhelm Lehmbruck. Retrospektive 8.4. bis 4.7.2016 Berlinde De
Bruyckere. Suture 8.4. bis 5.9.2016
Zwtl.: Zu den Ausstellungen sind umfangreiche Kataloge erschienen:
Wilhelm Lehmbruck. Retrospektive Herausgegeben von Hans-Peter
Wipplinger Umfang: 256 Seiten Sprachen: Deutsch/Englisch AutorInnen:
Marion Bornscheuer, Bazon Brock, Söke Dinkla, Stefan Kutzenberger,
Franz Smola, Hans-Peter Wipplinger Verlag: Verlag der Buchhandlung
Walther König, Köln Preis: 29.90 Euro (Museumsausgabe)
Berlinde De Bruyckere. Suture Herausgegeben von Hans-Peter
Wipplinger Umfang: 160 Seiten Sprachen: Deutsch/Englisch AutorInnen:
Arno Böhler, Stephanie Damianitsch, Angela Stief Verlag: Verlag der
Buchhandlung Walther König, Köln Preis: 24.90 Euro (Museumsausgabe)
Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/7607
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM /
Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis:
Leopold Museum-Privatstiftung
Mag. Klaus Pokorny - Presse / Public Relations
0043 1 525 70 - 1507
presse@leopoldmuseum.org
www.leopoldmuseum.org
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/573/aom
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