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Neue Studie sieht alarmierende Unfallgefahr durch Smartphone-Nutzung am Steuer

Geschrieben am 11-04-2016

Hamburg (ots) - Alarmierend viele Autofahrer werden durch Lesen
und Tippen auf Smartphones abgelenkt und sind damit ein ernsthaftes
Verkehrsrisiko. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte
Studie der Technischen Universität Braunschweig, die den
Radioprogrammen NDR Info und N-JOY vorliegt. Die Verkehrspsychologen
registrierten bei der Beobachtung von knapp 12.000 vorbeifahrenden
Autos, dass in diesem Moment 4,5 Prozent der Fahrer durch Hantieren
mit ihrem Handy abgelenkt waren - das sind mehr Fahrer, als beim
Telefonieren beobachtet wurden. Die Studie spricht von einer im
Vergleich zu anderen Ländern "alarmierend hohen Rate von Tippen
während der Fahrt" in Deutschland. In einer bundesweiten Umfrage von
N-JOY und NDR Info sprachen sich zehn der 16 Innenministerien der
Länder für eine Erweiterung des Verbots aus. Nur drei Länder führen
eine Statistik, wie häufig unzulässige Handynutzung für Unfälle mit
verantwortlich ist.

Wissenschaftler der TU Braunschweig hatten im vergangenen Jahr
11.837 zufällig ausgewählte Autos an 30 Standorten in Hannover,
Braunschweig und Berlin beim Vorüberfahren beobachtet. Dabei war
unzulässige Handynutzung nicht nur im stehenden Verkehr
festzustellen, sondern fast ebenso häufig im fahrenden Auto. Der
Leiter der Studie, der Verkehrspsychologie-Professor Mark Vollrath,
schließt daraus, dass Fahrer Handys auch dann benutzen, wenn der
Verkehr höhere Aufmerksamkeit erfordert. Vollrath führt den Anteil
unzulässiger Handynutzung auf die stark gestiegene Zahl von
Smartphones in Deutschland zurück, aber auch auf mangelndes
Problembewusstsein. "Den Leuten scheint nicht klar zu sein, wie
gefährlich gerade das Tippen auf dem Handy ist. Aber
Problembewusstsein alleine reicht nicht. Man lässt solche Dinge erst
dann sein, wenn sie zu negativen Konsequenzen führen", sagte Vollrath
und forderte mehr Kontrollen sowie eine Überarbeitung der
gesetzlichen Regelung. Auch zehn der von N-JOY und NDR Info befragten
16 Bundesländer halten die Formulierung des Mobiltelefonverbots für
nicht mehr zeitgemäß, unter anderem, weil mittlerweile auch viele
andere technische Geräte genutzt werden könnten. Das Schreiben einer
SMS oder das Eintippen einer Telefonnummer erhöht das Unfallrisiko
laut Studien um das Sechs- bis Zwölffache.

Statistiken aus Ländern wie den USA oder Österreich nennen die
Nutzung von Handys als eine der Hauptunfallursachen. In Deutschland
führen nur Berlin, das Saarland und Nordrhein-Westfalen überhaupt
Statistiken, kommen dabei aber auf überraschend geringe Zahlen.
Danach konnte in weniger als 0,1 Prozent der Unfälle Handynutzung als
Unfallursache nachgewiesen werden. Verkehrsforscher Vollrath hält
diese Zahlen für nicht repräsentativ und die Erfassung durch die
Polizei für lückenhaft. Der ADAC schätzt, dass in Deutschland jeder
zehnte Unfall auf unzulässige Handynutzung zurückzuführen ist. Nahezu
alle 16 Bundesländer halten das Problem "Handy am Steuer" laut der
Umfrage von N-JOY und NDR Info für gravierend und thematisieren es in
Vorbeugungskampagnen. Doch nur wenige Innenministerien konnten genaue
Angaben zu Kontrollen des Handyverbots machen.

Handys dürfen laut Straßenverkehrsordnung während der Fahrt nicht
in die Hand genommen und benutzt werden. Verstöße von Autofahrern
werden mit 60 Euro Bußgeld und einem Punkt beim Flensburger
Kraftfahrtbundesamt geahndet. Für Radfahrer werden 25 Euro fällig.
Immer wieder diskutieren Politiker eine Erweiterung und Verschärfung
des Verbots.

N-JOY, das junge Radioprogramm des NDR, startet am Montag, 11.
April, zusätzlich zur Berichterstattung die Kampagne "Kopf hoch. Das
Handy kann warten" als dauerhafter Bestandteil in seinen Sendungen
und Social Media-Angeboten. Hörerinnen und Hörer werden regelmäßig
daran erinnert, auf die Straße zu schauen und nicht auf das Display.
Zudem berichten Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten von ihren
Unfalleinsätzen. Das Informationsprogramm NDR Info berichtet mehrere
Tage über verschiedene Aspekte des Themas und diskutiert am Mittwoch,
13. April, um 21.05 Uhr in der Sendung "Redezeit" mit Experten und
Hörern.



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Ralph Coleman
Tel.: 040/4156-2302



http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr


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