"Eigentlich wäre mir nach Schreien gewesen" / Sea-Watch-Helfer äußert sich erstmals / "Report Mainz", 7.6.2016, um 21.45 Uhr im Ersten
Geschrieben am 07-06-2016 |
Mainz (ots) - Das Bild ging um die Welt: ein totes Baby in den
Armen eines Helfers. Es war ums Leben gekommen, als ein
Flüchtlingsboot vergangene Woche vor der Küste Libyens kenterte. In
"Report Mainz" (heute, 7.6., 21.45 Uhr im Ersten) äußert sich jetzt
Martin Kolek, Erster Offizier von Sea-Watch - der Mann, der die
Kinderleiche aus dem Wasser barg.
"Man sah so bei dem einfallenden Licht unter Wasser deutlich was
Kleines schwimmen, das sah aus wie eine Puppe. So die Arme
weggehalten, ganz friedlich sah das eigentlich aus. Aber war schon
ein bisschen tiefer, also nichts schwamm mehr an der Oberfläche.
Federleicht und hab den einfach instinktiv so genommen, wie ein
kleines Kind halt. In den Arm genommen und hab den auch nachher
angeguckt. Es fühlte sich fast an, als wie wenn er noch leben könnte.
Ganz kleine Finger, tolle Augen." Martin Kolek erzählt auch, was er
in dem Moment empfand, als er das Kind auf dem Arm hielt: "Es tauchte
eine gewisse tiefe Traurigkeit spontan auf, eigentlich wäre es mir so
nach Schreien gewesen, weil es so irre ist. Dieses Mittelmeer,
Urlaubsregion, keiner sieht es und da sinkt so ein Säugling. Und da
habe ich angefangen, ein Lied, ein Stück eines Liedes, eine Melodie
zu singen, die ich so ganz gut kenne. Eigentlich auch weil ich nicht
schreien konnte, weil ich dachte: Ich kann doch nicht in Gegenwart
dieses Kindes losschreien, das geht doch nicht."
Nach Angaben von Sea-Watch waren an Bord des gekenterten Bootes
350 Menschen, davon konnten 120 gerettet werden. 46 Leichen wurden
von dem Sea-Watch-Team geborgen. Martin Kolek berichtet im Interview
mit "Report Mainz" auch von der Bergung der anderen Leichen: "Das war
ein ganz merkwürdiges Gefühl, was ich hatte. Ich hatte mich dann
entschieden: Ich gucke jeden einmal an. Das sind nicht einfach
Leichen, das sind Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben zu
überleben. Und wir sind zu spät gekommen. Wir, das sind wir mit dem
Boot, aber in Wirklichkeit ist es eine ganze Kulturregion, die
absolut zu spät kommt. Und verschläft. Und wenn diese Menschen
absinken, dann tauchen die nie wieder auf. Und da unten liegen schon
tausende."
Die Hilfsorganisation Sea-Watch hatte am Montag die
Veröffentlichung des Fotos mit der Babyleiche verteidigt. Der
medizinische Leiter von Sea-Watch stellte sich im Interview mit
"Report Mainz" erneut hinter die Veröffentlichung des Bildes: "Wir
haben uns das nicht leicht gemacht, weil wir gesagt haben: Das ist
eigentlich nicht das Mittel, was wir einsetzen wollen, um
Aufmerksamkeit zu erregen. Aber es passiert jeden Tag. Hier sterben
Menschen, weil wir nicht wollen, dass sie zu uns kommen. Das ist
nicht akzeptierbar. Da will man schreien, da will man auf den Tisch
hauen, da möchte man wirklich, dass sich das ändert, dass das nie
wieder passiert."
Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.
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