Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Stanley Cup: Kühnhackl tut immer gut von von Claus-Dieter Wotruba
Geschrieben am 13-06-2016 |
Regensburg (ots) - Kinder berühmter Eltern haben es nicht leicht.
Kaum zu glauben, aber wahr: Mit dem Stanley-Cup-Sieg hat es Tom
Kühnhackl tatsächlich geschafft, seinen Vater auf einem Gebiet zu
übertrumpfen. Papa Erich ist ein deutscher Rekordtorschütze,
Jahrhundertspieler, schlicht der Inbegriff des Eishockeys in
Deutschland. Das ist so, als würde einer aus dem
Beckenbauer-Nachwuchs eine Fußball-Trophäe gewinnen, die der Vater
nicht in seiner Vita stehen hat. Oder die Kinder von Steffi Graf und
Andre Agassi Mama und Papa im Tennis in den Schatten stellen. Im
Eishockey blieb zumindest die Option. Denn als Vater Kühnhackl aktiv
war, war der Sprung über den großen Teich nach Nordamerika ein im
wahrsten Sinne des Wortes treffender Begriff. Die NHL war zwar auch
damals bereits das Maß der Eishockey-Dinge, doch die Globalisierung
hatte die Welt im Sport nicht so erfasst. Heutzutage liegen die USA
und Kanada im Vergleich zu damals vor der Haustür. Tom Kühnhackl hat
sich nicht abhalten lassen, das Gleiche zu tun wie sein Vater und
nebenbei einen anderen Spielstil entwickelt. Vereinfacht gesagt war
Erich Kühnhackl der große Skorer, Tom ist der eifrige Arbeiter und in
Pittsburgh alles andere als der Star der Stars. Diese Rolle gebührt
den Kollegen Crosby oder Malkin. Dem deutschen Eishockey tut
Kühnhackls Erfolg gut. Bliebe Tom, der im Januar nur als Aushilfe
sein Debüt feierte, tatsächlich auf Dauer in der NHL - was so
selbstverständlich nicht ist - könnte der große Name Gold wert sein
für eine Dauerpräsenz. Nach der Rückkehr in ein WM-Viertelfinale ist
der dritte NHL-Cup-Coup eines Deutschen das zweite strahlende
Eishockey-Ereignis für Deutschland im Vorfeld der Heim-WM 2017.
Daraus ließe sich etwas machen. Das deutsche Eishockey müsste nur
noch seine Probleme daheim in den Griff kriegen.
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