MiFID II: Europas Banken fürchten Millionenausfälle
Geschrieben am 13-06-2016 |
Frankfurt am Main (ots) - Europas Banken ächzen unter der
Regulierungsflut - allerdings nicht alle. Die Top-Banken in
Deutschland geben sich im Europavergleich überdurchschnittlich
optimistisch. Bei der Umsetzung der EU-Richtlinie "Markets in
Financial Instruments Directive" (MiFID II) rechnen sie mit
verkraftbaren Einbußen. Anders in Italien und Frankreich: Die
Großbanken dort befürchten jeweils Einnahmenausfälle im zwei- bis
dreistelligen Millionenbereich, weil Ihnen Provisionserträge
entgehen. Das ergibt die "MiFID II European Benchmark Study" des
Beratungshauses EUROGROUP CONSULTING. Für die Studie wurden
Interviews mit Entscheidern von Top-Großbanken aus fünf EU-Ländern
geführt, die für eine Bilanzsumme von fast elf Billionen Euro stehen.
Das beschlossene Provisionsverbot ist einer der größten
Sorgentreiber in der Finanzbranche. Vermögensverwalter und
Portfoliomanager dürfen für eine unabhängige Beratung künftig keine
Zuwendungen von Anbietern der Wertpapierprodukte erhalten. Lediglich
kleine, nichtmonetäre Vorteile sind im Einzelfall erlaubt. Dafür muss
sich aber die Servicequalität für den Kunden belegbar verbessern. Je
nach Geschäftsmodell reißt das Verbot riesige Löcher in die
Bankbilanzen.
Die deutschen Großbanken sind in Bezug auf mögliche
Ertragsverluste weniger besorgt. "Im Retailgeschäft setzen Institute
hierzulande überwiegend auf das bisherige nicht unabhängige
Beratungsmodel. Es erlaubt ihnen, weiterhin Provisionen von
Produktanbietern zu erhalten. In der Portfolioverwaltung haben die
meisten Häuser darüber hinaus schon sehr frühzeitig auf
Bestandsprovisionen verzichtet, so dass sie auf die Änderungen aus
MiFID II gut vorbereitet sind", sagt Studienleiter Dr. Christian
Jensen von EUROGROUP CONSULTING. "Nichtsdestotrotz bedeuten die
Umstellungen auch für deutsche Institute in der IT sowie in der
Vertriebsorganisation erhebliche Kosten", so Jensen.
In Italien und Frankreich machen die Zuwendungen der
Produktlieferanten dagegen einen beträchtlichen Anteil am
Wertpapiergeschäft aus. Entsprechend groß ist die Sorge dort, wie sie
künftig noch Einnahmen generieren sollen. Um den Wegfall von
Provisionen zu kompensieren, müssen die Institute ihre sichtbaren,
direkten Gebühren drastisch erhöhen: "In den Ländern mit großer
Abhängigkeit von Provisionen sind als Ausgleich Gebührensteigerungen
von bis zu 20 Prozent nötig. Das werden nicht alle Kunden mitmachen",
so Jensen.
Direktbanken und Fintechs profitieren von Transparenzvorschriften
Einig ist sich Europas Top-Bankenwelt bei der Bewertung des Themas
Kostentransparenz. Hierdurch steigt das Risiko, dass Kunden verstärkt
zu Direktbanken und Fintechs abwandern. Denn Produkt- und
Dienstleistungskosten müssen gemäß MiFID II künftig exakt berechnet
und dem Kunden mitgeteilt werden. "Viele Depotinhaber werden, wenn
sie zukünftig ihren Jahresreport ihrer Bank erhalten, genau rechnen,
ob ihr Vermögensverwalter gut gewirtschaftet hat. Die meist
attraktiveren Preismodelle der Institute ohne großen Vertriebsapparat
und mit automatisierten Prozessen bedeuten einen großen Vorteil im
Kampf um Kunden", sagt Co-Autor Norman Weißer, Bankenexperte bei
EUROGROUP CONSULTING.
Verschiebungen in der Angebotspalette
Als Ausweg aus der Provisions- und Transparenzfalle reagiert die
Bankenwelt recht einheitlich. Die Mehrheit will auf den Status
"unabhängige Beratung" verzichten und ihren Kunden stattdessen andere
Mehrwerte liefern. Das sind zum Beispiel spezielle Auswertungen sowie
gesonderte Kundenreports. In diesem Fall dürfen die Institute
weiterhin Provisionen von Produktanbietern erhalten. Gleichzeitig
zeichnet sich ab, dass die Institute mit unabhängiger Beratung
Produkte mit geringeren Gebühren anbieten werden. Bislang
unattraktive börsengehandelte Fonds, so genannte ETFs (Exchange
Traded Funds) rücken dann in den Fokus der Banken.
Über die "MiFID II European Benchmark Study"
Im Frühjahr 2016 wurden Entscheider der führenden zehn Großbanken
in der EU befragt. Die Institute kommen aus Deutschland, Frankreich,
Italien, Niederlande und Belgien. Diese Banken erwirtschaften
zusammen weltweit eine Bilanzsumme von fast elf Billionen Euro und
beschäftigen mehr als eine Million Mitarbeiter. Ziel der Studie ist
zu erfahren, wie die Top-Banken Europas bei der Umsetzung der
MiFID-II-Vorschrift vorankommen, wie sich die Richtlinie in den
einzelnen Ländern auswirkt und wie sich die Institute strategisch
aufstellen. Weitere Informationen zur Studie "MiFID II European
Benchmark Study" von Eurogroup Consulting erhalten Sie auf Anfrage
unter der Mail-Adresse: km@eurogroupconsulting.de.
Über EUROGROUP CONSULTING:
Als unabhängiges, partnerschaftlich strukturiertes
Beratungsunternehmen sind wir zugleich Teil des internationalen
Beratungsnetzwerks Nextcontinent. Sie finden uns dort, wo Sie unsere
Unterstützung benötigen: Mehr als 1.000 hoch qualifizierte
Mitarbeiter arbeiten an 35 Standorten in insgesamt 30 Ländern.
Mobilisierung von der Strategie bis zur Implementierung - wir
vereinen bankfachliche mit IT-Expertise und stellen dabei den
Menschen als wichtigsten Erfolgsfaktor konsequent in den Mittelpunkt.
Unsere Kunden in Deutschland und Österreich sind namhafte Unternehmen
aus dem Finanzdienstleistungssektor, die von unserer langjährigen
Erfahrung als Managementberater profitieren. Weltweit beraten wir
darüber hinaus Unternehmen aus unterschiedlichen Industrie- und
Dienstleistungsbranchen sowie aus dem öffentlichen Sektor. Der
Hauptsitz von EUROGROUP CONSULTING befindet sich in Frankfurt am
Main, ein weiterer Standort ist Wien.
Pressekontakt:
Karim Schäfer
Faktenkontor GmbH
Tel: +49 (0)40 253 185-120
Fax: +49 (0)40 253 185-320
E-Mail: karim.schaefer@faktenkontor.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
592974
weitere Artikel:
- Deutschlands erster EM-Gegner Ukraine: Cashcloud nutzt Europas Silicon Valley Luxemburg (ots) - Deutschlands erster Gegner der Fußball-EM war
die Ukraine. Was kaum einer weiß: Die IT-Hochburg Ukraine ist Europas
Silicon Valley. Laut Schätzungen gibt es aktuell mehr als 2.000
Startups und in kaum einem anderen Land der Welt ist die Dichte an
qualifizierten IT-Spezialisten so hoch. In den vergangenen Jahren
wurden trotz der schwierigen politischen Situation tausende
Arbeitsplätze geschaffen und viele Erfolgsgeschichten geschrieben,
die die Ausnahmestellung der Ukraine als "Europas Silicon Valley"
begründen. mehr...
- Blackrock-Chef-Anlagestratege sieht keine Zinswende vor 2021 Berlin (ots) - Überkapazitäten und schwacher Bankensektor sprechen
gegen nachhaltig höhere Zinsen / Europäische Aktien "notorisch
unterschätzt"
Berlin, 14. Juni 2016 - Der Chef-Anlagestratege des
US-Vermögensverwalters Blackrock, Richard Turnill, rechnet
mittelfristig nicht mit höheren Zinsen in der Eurozone. Auf Zinsen
von zwei oder drei Prozent "könne man noch sehr lange warten. Über
die kommenden fünf Jahre rechne ich allenfalls mit einer
Normalisierung hin zu leicht positiven Raten", sagte Turnill im
Interview mit dem Wirtschaftsmagazin mehr...
- Wirecard und Travelex bringen Supercard für britische Reisende auf den Markt / Kombination aus Karte und App ermöglicht Zahlungen ohne Roaming-Gebühren / Wirecard ist Kartenaussteller und Acquirer Aschheim (München) (ots) - Wirecard und der weltgrößte
Devisen-Anbieter Travelex geben heute die Markteinführung der
Supercard bekannt. Mit der Kombination aus einer MasterCard® Karte
sowie einer App können britische Reisende künftig im Ausland
bezahlen, ohne dass bei Debit- und Kreditkarten-Zahlungen
Roaming-Gebühren oder andere Kosten anfallen. Die Supercard wurde
bereits im vergangenen Jahr von Travelex als Pilotprojekt gestartet,
um Reisenden kostenpflichtige Auslandszahlungen zu ersparen, ab jetzt
ist die Supercard auf dem britischen mehr...
- Zinskommentar der Dr. Klein & Co. AG: Wird die EZB-Politik die Baufinanzierungszinsen dauerhaft niedrig halten? (FOTO) Lübeck (ots) -
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer jüngsten Sitzung
Anfang Juni ihre lockere Geldpolitik fortgesetzt. Die
Baufinanzierungszinsen bewegten sich in Deutschland auch in den
vergangenen Wochen schwankend seitwärts. Der Bestzins für zehnjährige
Hypothekendarlehen notierte Ende Mai bei 1,01 Prozent - Mitte Mai lag
er bei 0,93 Prozent.
Im Anschluss an die letzte Zinssitzung der Notenbank verharrt der
Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der
Strafzins, den Banken für bei der EZB hinterlegtes mehr...
- Großbank HSBC erwartet in Europa mehr Übernahmen durch chinesische Konzerne Berlin (ots) - China-Chefökonomin Wang rechnet mit steigenden
Investitionen in Europa / Chinas Wirtschaft läuft besser als gedacht
Berlin, 14. Juni 2016 - Die China-Chefökonomin der britischen
Großbank HSBC, Julia Wang, rechnet mit weiteren Firmenübernahmen
durch chinesische Investoren in Europa. "Die chinesischen
Auslandsinvestitionen haben bereits 2015 die Direktinvestitionen in
China überschritten. Bis 2020 dürften sie bei dann rund 350 Mrd.
Dollar mehr als doppelt so groß sein wie Investitionen anderer Länder
in China", sagte mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Finanzen
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Century Casinos wurde in Russell 2000 Index aufgenommen
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|