Weser-Kurier: Kommentar: Philipp Jaklin über das HSH-Desaster
Geschrieben am 30-06-2016 |
Bremen (ots) - Es ist ein bitterer Tag für den Norden. Und
womöglich einer der teuersten. Seit Mittwoch sitzen die Steuerzahler
in Hamburg und Schleswig-Holstein auf faulen Schiffskrediten mit
einem Buchwert von fünf Milliarden Euro. Die HSH Nordbank, die
Landesbank mit der traurigen Berühmtheit für größten Einfallsreichtum
in der Misswirtschaft, hat sie verklappt: an eine
Abwicklungsgesellschaft mit dem verquasten Titel "HSH
Portfoliomanagement Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR)". Eine Bad
Bank für hoffnungslose Fälle in der Bilanz. Das ist reinigend für die
HSH und desaströs für die Steuerzahler. Noch weiß niemand sicher, wie
hoch der Schaden letztlich sein wird. Milliarden musste der Staat
schon in die Bank pumpen, um sie vor dem Kollaps zu retten. Die
Nordländer stützten sie mit schwindelerregend hohen Bürgschaften. Am
Ende, so glauben Experten, könnte die Rechnung schnell bei zehn
Milliarden Euro liegen - als Preis dafür, dass Bankmanager sämtliche
Maßstäbe verloren und Politiker bei der Kontrolle versagt haben. Der
Fall zeigt einmal mehr das Dilemma riskanter Bankgeschäfte. Auch die
HSH Nordbank ist in dem Sinne "too big to fail", dass eine komplette
Abwicklung wahrscheinlich teurer käme als der nun gewählte Weg. Die
Vergemeinschaftung von Risiken als letzter Ausweg, indem der Staat
einspringt - damit es dazu nicht wieder kommt, hat die EU nach der
Finanzkrise die Bilanzregeln für Banken stark verschärft; zum Wohl
der Steuerzahler. Das ist zu bedenken, wenn in Bremens Politik die
europäischen Bankenaufseher für ihre angeblich überstrengen Vorgaben
an den Pranger gestellt, sie gar für die Malaise der Bremer
Landesbank verantwortlich gemacht werden. Die Dimensionen des
HSH-Desasters sind sicher andere. Aber auch Bremen musste lernen,
wohin Hochmut, Selbstherrlichkeit und Überforderung bei
Landesbank-Verantwortlichen führen kann. Diese Rechnung hat der
Steuerzahler noch nicht präsentiert bekommen. Freudige Überraschungen
sind kaum zu erwarten.
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Weser-Kurier
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