Lausitzer Rundschau: Die doppelte schwarze Null
Zum Finanzplan 2016 bis 2020 des Bundes
Geschrieben am 06-07-2016 |
Cottbus (ots) - Wolfgang Schäuble wird als der erfolgreichste
Finanzminister in die deutsche Nachkriegsgeschichte eingehen. Der
CDU-Politiker hat die "schwarze Null", den schuldenfreien Haushalt,
entschlossen angepeilt und seit 2014 verbissen verteidigt. Sie steht
bis mindestens 2020. Das ist seine Leistung. All jene auf der linken
Seite, die immer wieder Ausgaben auf Pump fordern, sollten sich daran
erinnern, wie einengend eine solche zunächst als befreiend empfundene
Politik schnell wird. Wie sehr sie Zukunft verbaut. Vorwerfen kann
man Schäubles Haushaltsplänen allenfalls, dass er den konsumtiven
Wünschen im Sozialbereich allzu schnell nachgegeben und den
Investitionshaushalt etwas vernachlässigt hat. Aber das war auch eine
Folge der Großen Koalition. Der Verzicht auf neue Schulden ist nicht
allein Schäubles Verdienst. Die grundgesetzliche Schuldenbremse fand
er schon vor, als er 2009 sein Amt antrat, ebenso die Reformen der
Schröder-Zeit, die den Arbeitsmarkt wieder in Gang gesetzt und die
Sozialausgaben verringert haben. Die Finanzkrise 2008 wurde
intelligent gemeistert, sodass die Steuerquellen schnell wieder
sprudelten - dank der damaligen Großen Koalition mit dem damaligen
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Hinzu kamen die Niedrigzinsen,
die Deutschland Milliarden an Kreditkosten ersparten. Es gibt jedoch
eine Kehrseite der aktuellen Finanzpolitik: Mit dem Versprechen,
keinerlei Steuern zu erhöhen, ging die Union 2013 in den Wahlkampf,
damit will sie auch 2017 werben. Dieses Versprechen ist inzwischen
zum Tabu gereift und verhindert nun jegliche Veränderung, sogar das
Nachdenken darüber. Das völlig verquere und wachstumshemmende
Mehrwertsteuersystem bleibt wie es ist. Die Einkommensteuerkurve
bleibt wie sie ist, obwohl sie die Leistung der mittleren Schichten
bestraft. Das Aufkommen aus Erbschaften, Vermögen und Kapitalerträgen
bleibt so niedrig wie es ist, wodurch die Reichen noch reicher
werden. Und die steuerlichen Subventionen mit all ihren Fehlanreizen
bleiben wie sie sind, etwa das Dienstwagenprivileg. Auch der sonst so
wortmächtige Wolfgang Schäuble hat dieses Tabu nie infrage gestellt.
Von ihm kam in sieben Jahren Amtszeit kein einziger Reformvorschlag,
wenn man von den leichten Korrekturen beim Erbschaftsteuerrecht
einmal absieht, die das Verfassungsgericht erzwungen hat.
Wohlgemerkt: Es geht nicht um mehr Staatseinnahmen. Die Staatsquote
ist mit rund 44 Prozent wahrlich hoch genug. Erhöhungen an der einen
müssten Entlastungen an der anderen Stelle gegenüberstehen. Es geht
um mehr Dynamik, auch um mehr Gerechtigkeit innerhalb des bestehenden
Rahmens. An dieser Stelle steht in Wolfgang Schäubles Bilanz
ebenfalls eine Null, und auch sie ist schwarz. Der Finanzminister und
die Union haben Deutschland steuerpolitisch Stillstand verordnet. Das
ist kein Verdienst.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
594468
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Die Welt blickt auf Warschau
Zum bevorstehenden Nato-Gipfel Cottbus (ots) - Von ruhigen Zeiten ist Europa derzeit weit
entfernt. Die EU ringt nach dem Referendum der Briten um ihre
Fassung. Ein Kurs ist derzeit nicht erkennbar. Parallel dazu ist auch
die Nato weiter in einer Sinnkrise. Eine Berechtigung hat das Bündnis
seit dem Zerfall des Warschauer Paktes eigentlich nicht mehr.
Kerneuropa klammert sich dennoch daran, aus Furcht, Amerika werde
sich noch weiter aus der Welt(militär)politik zurückziehen. Osteuropa
klammert sich ebenfalls an die Nato - aus Furcht vor Russland. Die
Nato selbst mehr...
- Schwäbische Zeitung: Keine Bettel-Fürsten - Kommentar zu Flüchtlingskosten Ravensburg (ots) - In diesem Fall kann man Horst Seehofer
verstehen. Da trifft der Bund die Entscheidung, Flüchtlinge
aufzunehmen, und setzt die Rahmenbedingungen, mit denen Länder und
Kommunen dann klarkommen müssen. Die Länder, speziell Bayern, haben
dies großartig bewältigt. Wenn es dann aber um die Kosten geht,
müssen die Länder wirklich wie Bittsteller vor den Bund treten. Mehr
noch, die Ministerpräsidenten müssen sich von Schäuble anhören, dass
er ihre Rechnungen am liebsten mal ganz genau überprüfen möchte. Das
ist kein Vertrauensbeweis mehr...
- Schwäbische Zeitung: Zweierlei Maß - Kommentar zu Rüstungsgeschäften Ravensburg (ots) - Die Frage, ob allein schon die Herstellung von
Waffen und der Handel mit ihnen moralisch verwerflich ist, muss
offenbleiben. Sicher ist aber, dass es einen Unterschied macht, ob
Atomwaffen verkauft werden oder Gewehre. Und als sicher darf auch
angenommen werden, dass der Verkauf an einen NATO-Partner anders zu
bewerten ist als die Waffenlieferung in Krisenregionen - oder an
totalitäre Regime.
Langer Vorrede kurzer Sinn: Deutsche Panzer für Katar und
Patrouillenboote für Saudi-Arabien fallen in die Kategorie mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Die AfD bleibt sich treu
= Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Eine interessante Arbeitsteilung lässt sich
derzeit in der Politik beobachten: Die Koalition biegt bei der
Integration auf die Zielgerade, ihr Gegner von der AfD bei der
Intrige. Dem lange schon sich abzeichnenden Show-down zwischen den
Parteichefs Jörg Meuthen und Frauke Petry fiel mit der Aufspaltung
der AfD in zwei "Alternative"-Fraktionen in Baden-Württemberg
zunächst einmal der dortige Status als größte Oppositionspartei zum
Opfer. Das mag jenen egal sein, die die Funktion der AfD ohnehin im
Aufsammeln von mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Arme Alleinerziehende
= Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Dass beinahe die Hälfte aller Alleinerziehenden
als armutsgefährdet gilt, ist eine alarmierende Bilanz. Diese Mütter
und Väter müssen ihre Kinder täglich ermahnen, was sie sich nicht
leisten können: Schwimmbad, Kino, Geschenke für die
Geburtstagseinladung, Musikschule und Nachhilfe. Auf Dauer grenzt
dieser Zustand Kinder aus und mindert ihre Zukunftschancen.
Selbstverständlich kann der Staat nicht an allen Ecken und Enden den
Alleinerziehenden das geben, was auch Familien selbst aufbringen
müssen. Der Staat könnte mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|