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Hoher Druck und Millionenverluste: Erste norddeutsche Unternehmen steigen aus Fernbusgeschäft aus

Geschrieben am 17-07-2016

Hannover (ots) - Angesichts des harten Wettbewerbs auf dem
Fernbus-Markt steigen immer mehr mittelständische
Fernbus-Partnerunternehmen aus der umkämpften Branche aus. Nach
Recherchen des NDR Fernsehmagazins "Hallo Niedersachsen" haben
mehrere norddeutsche Unternehmen die Kooperation mit Marktführer
Flixbus beendet, darunter mindestens vier Unternehmen aus
Niedersachsen. Insgesamt sind bundesweit nach NDR Informationen mehr
als 20 Firmen bei Flixbus ausgestiegen. Betroffene Buspartner haben
zum Teil hohe Verluste eingefahren. Das Hamburger Busunternehmen
Elite Traffic teilte dem NDR mit, dass man sich nach einem Minus von
mindestens zwei Millionen Euro entschieden habe, den Vertrag mit
Flixbus zu kündigen.

Dies sei die "Konsequenz des katastrophalen Preiskampfes auf dem
Fernbusliniensektor", sagte der Betriebsleiter von Elite Traffic,
Sebastian Reimers. Es sei zwar schade, nach drei Jahren als einer der
ersten norddeutschen Partner die Zusammenarbeit zu beenden, doch sei
es auch befreiend gewesen, den hohen finanziellen Druck nicht mehr zu
haben. Reimers betonte, dass er die Ursache der wirtschaftlichen
Probleme von mittelständischen Buspartnern in den niedrigen
Ticketpreisen sehe, deren Folgen auf die Subunternehmen abgewälzt
würden: "Es werden neue Fahrzeuge verlangt, es werden ausgeruhte
Fahrer verlangt, es wird die Einhaltung der Sozialvorschriften
verlangt. Und dafür sind die Preise zu günstig."

Gegenüber dem NDR bestreitet Flixbus schriftlich die von Elite
Traffic erhoben Vorwürfe. Elite Traffic als Einzelunternehmen könne
zudem nicht für den gesamten Fernbusmarkt sprechen. Zu möglichen
Verlusten der Subunternehmen könne Flixbus keine Aussage treffen, da
das Unternehmen keine Einsicht in deren Bilanzen habe.

Linien mit langen Fahrstrecken, auf denen Busunternehmen
üblicherweise eine Mehr-Fahrer-Besatzung einsetzen würden, werden
teilweise mit nur einem Fahrer bedient. Gegenüber dem NDR berichtet
ein Fahrer von einem solchen Fall aus einem niedersächsischen
Subunternehmen: Angesichts der extremen Belastung seien ihm bei
voller Fahrt die Augen zugefallen. Er habe den Bus zwischen den
Haltestellen verlassen müssen, weil er sich übergeben habe und ihm
schwarz vor Augen geworden sei. Anschließend wurde ihm
Arbeitsverweigerung vorgeworfen.

Sein ehemaliger Arbeitgeber, das Flixbus-Subunternehmen Der
Schmidt aus Wolfenbüttel, weist die Vorwürfe gegenüber dem NDR
schriftlich zurück. Der Mitarbeiter habe "nicht im Interesse der
allgemeinen Betriebssicherheit gehandelt". Zudem sei er bei der
betreffenden Fahrt mit einem "2. Fahrer (...) auf der Brüssel Tour
unterwegs gewesen". Für 2014 soll das Unternehmen nach einer Prüfung
durch die Gewerbeaufsicht ein hohes Bußgeld wegen 720 größtenteils
schwer wiegender Verstöße zahlen. Der Prüfungszeitraum betrug drei
Monate. Schmidt räumt die damaligen Verstöße ein, inzwischen
übererfülle man die Vorschriften.

Der Verband Mobifair, der sich für faire Arbeitsbedingen in der
Verkehrsbranche einsetzt, erwartet, dass noch mehr mittelständische
Partner-Unternehmen aus dem Fernbus-Geschäft aussteigen werden. Man
habe mit vielen Busunternehmern gesprochen: "Die sagen, 'wir würden
das nie mehr machen'", sagte Helmut Diener, der Geschäftsführer von
Mobifair, dem NDR. In vielen Gesprächen werde klar, dass
Busunternehmer keine Möglichkeit sähen, die gesetzlichen Vorgaben
einzuhalten und gleichzeitig Gewinne zu machen: "Wenn uns
Busunternehmen sagen, 'wenn wir hier nicht bescheißen, verdienen wir
kein Geld', dann kommt ja klar zum Ausdruck, dass, wenn ich in dieser
Branche tätig bin, als Subunternehmer oder Kooperationspartner, dann
bin ich gezwungen, etwas zu tun, was ich nicht tun dürfte." Mobifair
hat Polizeikontrollen von 2014 und 2015 ausgewertet, aus denen
hervorgeht, dass bei 695 kontrollierten Fernbussen 255 Verstöße
festgestellt wurden.

Nach der Liberalisierung des deutschen Fernbusverkehrs hat sich
seit Anfang 2013 die Branche stetig vergrößert. Mittlerweile werden
laut IGES-Institut zirka 300 Linienverbindungen angeboten. Die Zahl
der Fahrgäste hat sich seit der Liberalisierung mehr als verdoppelt.
2015 sollen sollen laut IGES rund 20 Millionen Menschen mit
Fernbussen unterwegs gewesen sein, 2013 waren es noch 8,2 Millionen.

Hinweis an die Redaktionen:

Verwendung der Meldung frei bei Nennung der Quelle: "NDR Hallo
Niedersachsen" Ausführliche Informationen unter ndr.de/niedersachsen



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Hallo Niedersachsen | Fernsehredaktion
Christina von Saß
Tel. 0511 988 - 2498

http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr


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