Börsen-Zeitung: Bitteres Lehrgeld,
Kommentar zur Kartellstrafe für Lkw-Hersteller von Andreas Heitker
Geschrieben am 19-07-2016 |
Frankfurt (ots) - Im Jahr 1997 nahm alles seinen Anfang: In einem
gemütlichen Hotel in Brüssel trafen sich führende Manager von Europas
größten Lkw-Herstellern und vereinbarten Preisabsprachen und ein
koordiniertes Marktvorgehen. Erst 14 Jahre später endete das Kartell
mit einer Selbstanzeige von MAN. Und wiederum fünf Jahre später wird
den Konzernen nun - erneut in Brüssel, diesmal in den eher
ungemütlichen Büros der EU-Kommission - die Rechnung präsentiert:
knapp 3 Mrd. Euro Geldbußen. Eine solche Ansage hat es seitens der
EU-Wettbewerbshüter bisher noch nie gegeben. Und weitere Milliarden
an Schadenersatzforderungen werden wohl noch folgen.
Ist die Höhe der Geldbußen angemessen oder überzogen? Darüber kann
man sicherlich diskutieren. Allein Daimler muss ja 1 Mrd. Euro auf
den Tisch legen. Zu beachten ist aber die Länge des Kartells, die
Marktmacht der beteiligten Konzerne, die im Segment der
mittelschweren und schweren Lkw in Europa einen Anteil von 90 Prozent
auf sich vereinen, und die systematische Aushebelung des Wettbewerbs
durch eine Koordinierung der Bruttopreislisten. Untersuchungen
zeigen, dass Kunden in Kartellen bis zu 20 Prozent höhere Preise
bezahlen - da ist das harte Vorgehen der EU-Wettbewerbsbehörde, die
mehr als 300.000 Seiten Beweismaterial gesammelt hat, durchaus
nachvollziehbar.
Die Brüsseler Entscheidungen im Lkw-Kartell werden eine
abschreckende Wirkung haben. Und das ist auch gut so, denn es ist
erstaunlich, bei welchen Unternehmen sich in der zurückliegenden
Dekade alleine in Deutschland noch ernste Compliance-Probleme gezeigt
haben. Siemens, MAN, Thyssenkrupp, zuletzt VW und jetzt Daimler - es
geht um die Crème de la Crème der deutschen Industrie, die mit
unsauberen Geschäftspraktiken auffällt und die dafür auch schon viel
bitteres Lehrgeld zu zahlen hatte.
Natürlich ist in den vergangenen Jahren schon viel passiert. Neue
Manager sind angetreten, die mehr Gespür mitbringen, was geht und was
nicht. In den Vorständen wurden neue Compliance-Ressorts geschaffen.
Die Mitarbeiterschulungen sind in den letzten Jahren deutlich
ausgebaut worden. Aber wie auch jetzt wieder im Lkw-Kartell zu sehen:
Es geht in den seltensten Fällen um Einzeltäter. Üblicherweise muss
vielmehr die ganze Unternehmenskultur auf den Prüfstand gestellt
werden. So etwas geht nicht von heute auf morgen. Auch von daher ist
es gut, dass Brüssel jetzt den Druck erhöht und ein deutliches
Ausrufezeichen gesetzt hat.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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