(Registrieren)

Die Chemie braucht bessere Rahmenbedingungen für solides Wachstum / Halbjahresbilanz 2016 der chemisch-pharmazeutischen Industrie

Geschrieben am 22-07-2016

Frankfurt/Main (ots) -

- Produktion stagniert im ersten Halbjahr, Umsatz sinkt 3,5%
- Prognose 2016: Nur leichtes Produktionsplus, Umsatzrückgang um
1,5%
- Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandortes Deutschland bedroht
- VCI-Präsident Dekkers fordert innovationsfreundlichere Politik

Die Geschäfte der drittgrößten Branche in Deutschland laufen nicht
rund. In den ersten sechs Monaten des Jahres stagnierte die
Produktion in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Der Umsatz
verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich: Durch den
erneuten Rückgang der Erzeugerpreise sank der Erlös der Branche um
3,5 Prozent auf 90,4 Milliarden Euro. Davon waren Inlands- und
Auslandsgeschäft gleichermaßen betroffen, berichtet der Verband der
Chemischen Industrie (VCI) in seiner Halbjahresbilanz.

VCI-Präsident Marijn Dekkers sagte zur wirtschaftlichen
Entwicklung der Branche: "Der Chemie fehlen positive Impulse -
wirtschaftlich wie politisch. Gleichzeitig mehren sich die negativen
Faktoren wie die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, eine
geringe Dynamik des gesamten Welthandels und das Ende des globalen
Investitionsbooms." Auch für die zweite Hälfte des Jahres erwartet
der VCI-Präsident Gegenwind für die Chemiekonjunktur. Die
Sonderfaktoren niedriger Ölpreis und schwacher Euro ließen in ihrer
positiven Wirkung nach. "Zudem sind der Brexit sowie große
Schwankungen bei Rohstoffpreisen und Wechselkursen schlechte
Rahmenbedingungen für ein solides Wachstum unserer Branche", erklärte
Dekkers.

Für das Gesamtjahr 2016 rechnet der VCI daher nur mit einem
Produktionsplus von 0,5 Prozent für die chemisch-pharmazeutische
Industrie. Bei weiter sinkenden Erzeugerpreisen dürfte der
Branchenumsatz um 1,5 Prozent auf 186 Milliarden Euro zurückgehen, so
die Prognose des Verbandes.

Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandortes bedroht

Auch wenn Deutschland in Sachen Chemie seit rund einer Dekade
Exportweltmeister ist und auf Platz drei der umsatzstärksten Nationen
steht, mehren sich die Anzeichen, dass die Wettbewerbsfähigkeit des
Standortes bröckelt. Denn die strukturellen Veränderungen in den USA,
China und Saudi-Arabien, die dort zu niedrigen Energie- und
Rohstoffkosten sowie einem massiven Aufbau von Produktionskapazitäten
geführt haben, wirken bis ins Herz Europas. "Ein Blick auf die
verschiedenen Sparten zeigt, wie akut das Problem in unserer Branche
bereits ist", betonte Dekkers.

Rechnet man das Pharmageschäft heraus, ist der
Außenhandelsüberschuss der deutschen Chemie inzwischen rückläufig. In
der Sparte Petrochemie gab es 2015 sogar ein Außenhandelsdefizit.
Auch beim Geschäft mit Kunststoffen (Polymeren) droht sich die
Handelsbilanz zu verschlechtern. Die Produktion von Polymeren in
Deutschland ist seit 2011 um 500.000 Tonnen gesunken. In den
Wertschöpfungsketten potenziert sich dieser Effekt. Die Menge der
entsprechenden Vorprodukte (Petrochemikalien) ist im selben Zeitraum
um 4 Millionen Tonnen geschrumpft (-6 Prozent). VCI-Präsident
Dekkers: "Wir müssen unbedingt vermeiden, dass die chemischen
Wertschöpfungsketten in einzelnen Segmenten reißen. Es liegt im
Interesse nachgelagerter Industriezweige wie Fahrzeugbau und Elektro
und der gesamten Wirtschaft, dass wir diese Ketten als zentrales
Element des Chemiestandortes Deutschland erhalten."

Auch bei den Investitionen der Branche in Produktionsanlagen zeigt
sich eine beunruhigende Entwicklung. Obwohl die
Finanzierungsbedingungen so günstig sind wie seit Jahrzehnten nicht
mehr, investieren die Unternehmen im Inland eher zurückhaltend. Die
Schere zwischen Investitionen im Inland und im Ausland öffnet sich
seit 2011 zunehmend. Zuletzt investierten deutsche Chemieunternehmen
mit gut 8,6 Milliarden Euro rund 1,5 Milliarden mehr in ausländische
Sachanlagen als hierzulande. Die schwindende Attraktivität
Deutschlands als Standort für Chemieanlagen führt der VCI-Präsident
auf eine Reihe von Faktoren zurück: hohe Energiekosten, fehlende
Planungssicherheit in der Energiepolitik, vernachlässigte
Infrastruktur und eine industriekritische Verwaltungspraxis. "Die
chemische Industrie braucht unbedingt bessere Rahmenbedingungen für
Investitionen. Das heißt: verlässliche politische Vorgaben und
konkurrenzfähige Kosten", betonte Dekkers.

Für eine innovationsfreundlichere Politik

Trotz vieler Einzelprobleme liegt der Schlüssel zu mehr
Wettbewerbsfähigkeit aus Sicht des VCI in der Verbesserung der
Innovationsfähigkeit. "Wir brauchen mehr Innovationen, um Wachstum,
Wohlstand und Beschäftigung dauerhaft zu sichern - in Deutschland,
aber auch in ganz Europa." Der zunehmende Wettbewerb erfordere dabei
nicht nur Investitionen in moderne Sachanlagen, sondern auch immer
mehr innovative Produkte und Produktionsverfahren sowie neue
Geschäftsmodelle. Dem stünden noch zu viele Hürden in den Unternehmen
im Weg, um Ideen aus dem Labor schnell und erfolgreich auf den Markt
zu bringen.

Gleichzeitig bremsten externe Hemmnisse im Verantwortungsbereich
von Politik und Behörden, wie etwa zu viel Bürokratie und Regulierung
oder die fehlende steuerliche Förderung von Forschung und
Entwicklung, die Innovationsfähigkeit aus. Auf nationaler Ebene
plädierte der VCI-Präsident daher für einen "Innovations-Check", mit
dem vor der Verabschiedung eines Gesetzes geprüft werden könne, ob
die Regulierung innovations- und verbraucherfreundlich ausfalle.
Hinsichtlich der europäischen Gesetzgebung sprach sich Dekkers für
die Einführung eines Innovationsprinzips aus.

Dekkers' Fazit: "Aus eigener Kraft kann die Wirtschaft Deutschland
nicht zum Innovationsweltmeister machen. Wir brauchen die
Unterstützung durch die Politik. Wir müssen gemeinsam an einem Strang
ziehen und auch für ein gutes gesellschaftliches Umfeld sorgen: für
eine Innovationskultur, die Offenheit und Neugier mit Mut und
Zuversicht verbindet, damit Ideen auch tatsächlich zu Innovationen
werden."

Service

Alle Unterlagen zur VCI-Halbjahrespressekonferenz 2016 (Grafiken,
Rede, PM) finden Sie auf der VCI-Website zum Download:
www.vci.de/pressesets

Über den VCI

Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von mehr
als 1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen
Tochterunternehmen ausländischer Konzerne gegenüber Politik,
Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den
Medien. Der VCI steht für mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie.
Die Branche setzte 2015 rund 189 Milliarden Euro um und beschäftigte
über 446.000 Mitarbeiter.



Kontakt:
VCI-Pressestelle, Telefon: 069 2556-1496, E-Mail: presse@vci.de,
Twitter: http://twitter.com/chemieverband


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

595518

weitere Artikel:
  • Der Kapitalismus hilft den Armen München (ots) - Kapitalismuskritik ist in, stellt Steven Horwitz in seinem jüngsten Beitrag auf www.misesde.org fest. Dabei sind es nicht nur linke Akademiker, die dem Kapitalismus vorwerfen, ein System zu Lasten der Armen zu sein - weite Teile der gesellschaftlichen Eliten, insbesondere Intellektuelle und Politiker sehen es ähnlich. Damit aber ignorieren sie die historischen Tatsachen. Denn "die größten Fortschritte in der Armutsbekämpfung wurden in den Ländern erzielt, die ihre Märkte geöffnet haben", analysiert Horwitz - also mehr...

  • Kisplyx® (lenvatinib) in Combination with everolimus Receives Positive CHMP Opinion in Advanced Renal Cell Carcinoma Hatfield, England (ots/PRNewswire) - FOR EMEA MEDIA ONLY: NOT FOR SWISS/AUSTRIAN JOURNALISTS Marketing Authorisation Application (MAA) for the use of lenvatinib in combination with everolimus for the treatment of adult patients with advanced renal cell carcinoma (RCC) following one prior vascular endothelial growth factor (VEGF)-targeted therapy The European Medicines Agency's Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) today issued a positive opinion for Kisplyx® (lenvatinib) in combination with everolimus mehr...

  • Handwerksbranche wächst erneut zweistellig / Rollladen- und Sonnenschutz-Fachbetriebe Bonn (ots) - Die anhaltend gute Binnenkonjunktur beflügelt das R+S-Handwerk. Bereits für das erste Quartal 2016 hatte das Statistische Bundesamt gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres ein Wachstum von über zehn Prozent ausgewiesen. Im zweiten Quartal hat sich das Wachstum des Rollladen- und Sonnenschutz (R+S) Handwerks nochmals beschleunigt. Das zeigen die vom Bundesverband Rollladen- und Sonnenschutz (BVRS) ermittelten Daten der Mitgliedsbetriebe. Über 70 Prozent der Fachbetriebe registrierten demnach für das zweite Quartal mehr...

  • BB&T veröffentlicht Gewinn von $ 541 Millionen, eine Steigerung um 19 %; um 18 % höherer Rekordertrag Winston-Salem, North Carolina (ots/PRNewswire) - BB&T Corporation (NYSE: BBT) veröffentlichte heute die Ergebnisse des zweiten Quartals 2016. Der den Stammaktionären zurechenbare Nettogewinn erreichte $ 541 Millionen, eine Steigerung um 19.2 % gegenüber dem zweiten Quartal 2015. Das Ergebnis je verwässerte Stammaktie betrug im zweiten Quartal 2016 $ 0,66. Ohne fusionsbedingte Aufwendungen und Restrukturierungskosten vor Steuern in Höhe von $ 58 Millionen und eine Steuergutschrift in Zusammenhang mit besonderen steuerbegünstigten mehr...

  • ZAPF steht für Garagen / Neues Corporate Design für Deutschlands Garagenmarktführer Bayreuth (ots) - Seit 1. Juli präsentiert sich die ZAPF GmbH mit neuem Firmenlogo. Das Design soll die hundertprozentige Fokussierung auf Garagen verdeutlichen und ist gleichzeitig Ausdruck für weitere Neuerungen im Unternehmen. "Das neue Corporate Design ist modern, klar und schnörkellos und erinnert auch ansatzweise an das bisherige Logo", sagt Katrin Grunert-Jäger, die das Unternehmen gemeinsam mit Emmanuel Thomas leitet. Jedoch ist eine Erweiterung ganz wesentlich: Das Firmenzeichen zeigt jetzt die Garage in Wort und Bild. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht