Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Pro-Erdogan-Demo in Köln
Geschrieben am 31-07-2016 |
Bielefeld (ots) - Die Türkei marschiert stramm in Richtung
Erdogan-Diktatur. Seit dem gescheiterten Putschversuch durch Teile
des Militärs vor wenigen Wochen wurden mindestens 18 000
Menschen festgenommen. Mag diese hohe Zahl wegen des einschneidenden
Ereignisses noch nachvollziehbar erscheinen, so legen die näheren
Umstände die Vermutung nah, dass der missglückte Umsturz ein
willkommener Anlass für den türkischen Präsidenten ist, um das Land
am Bosporus ganz nach seinem selbstherrlichen Gusto zu formen: Frei
von jeder ernsthaften Opposition, frei von allen Erdogan-kritischen
Medien. Auch die jüngste Ankündigung, diverse Klagen wegen
Präsidentenbeleidigung zurückzunehmen, schmälert nicht die Wucht von
Erdogans Gegenoffensive. Wer sollte sich um diese Klagen kümmern, da
der türkische Justizapparat derzeit ebenfalls massiv »gesäubert«
wird? Rund 3000 Richter und Staatsanwälte sind suspendiert, etwa die
Hälfte sitzt in Untersuchungshaft. Nimmt man all diese Tatsachen
zusammen, muss es schon erschrecken, dass in Köln zehntausende
Deutschtürken auf die Straße gehen, um den Diktator zu lobpreisen.
Zumal viele von ihnen schon sehr lange in Deutschland leben. Der
schöne Begriff von der Integration bekommt hier jedenfalls einen
äußerst faden Beigeschmack. Was läuft da schief? Sicher kann die
Lösung nicht darin liegen, den Erdogan-Fans das Demonstrieren fortan
zu verbieten. In der Demokratie ist die Meinungsfreiheit ein
zentrales Gut. Gerade dadurch unterscheidet sich Deutschland ja auch
wohltuend von Erdogans despotischem Gehabe. Trotzdem ist es schwer
erträglich, wenn ein türkischer Spitzenpolitiker wie Erdogans
Sportminister Kilic in Köln auftreten kann, derweil deutsche
Abgeordnete nicht einmal die in der Türkei stationierten
Bundeswehrsoldaten besuchen dürfen, da Erdogan es verboten hat. Und
ob es der Integration hier lebender Türken dient, wenn ihren
Moscheegemeinden Imame vorstehen, die in der Türkei und nicht in
Deutschland ausgebildet sind, darf ebenfalls bezweifelt werden. Ein
anderer wunder Punkt ist freilich auch die Leisetreterei der
Bundeskanzlerin gegenüber Erdogan. Das Flüchtlingsabkommen mit Ankara
darf kein Freibrief sein, um über die eklatanten demokratischen
Defizite am Bosporus hinwegzusehen. So ermutigt Angela Merkel den
Diktator eher noch dazu, die türkischen Konflikte auf deutsche
Straßen zu tragen. Von Menschen ausländischer Herkunft, die teilweise
schon jahrzehntelang in Deutschland beheimatet sind, sollt man
erwarten, dass sie sich zuallererst für deutsche Innenpolitik
interessieren. Ihr Präsident heißt nicht Erdogan, sondern Gauck. Erst
wenn sich diese Überzeugung durchsetzt, kann man von einer gelungenen
Integration sprechen. Doch bis dahin ist es wohl noch ein sehr
steiniger Weg.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
596058
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Papst Franziskus beendet seine Polen-Reise zum Weltjugendtag / Rundum gelungen Cottbus (ots) - Alles unter der Sonne hat seine Zeit, heißt es in
den Büchern der Weisheit des Alten Testaments, und weiter: "Es gibt
eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die
Klage und eine Zeit für den Tanz [...], eine Zeit zum Schweigen und
eine Zeit zum Reden." Nach Abschluss des Weltjugendtages in Krakau
lesen sich diese Zeilen wie eine nachträgliche Gebrauchsanweisung für
die rundum gelungene Polenreise des Papstes. Franziskus spielte
virtuos und nahezu fehlerfrei auf der komplizierten Klaviatur der
menschlichen mehr...
- Lausitzer Rundschau: Warum diese Demo richtig ist Cottbus (ots) - Zehntausende demonstrierten in Köln für Recep
Tayyip Erdogan, den Präsidenten der Türkei. Und das ist richtig so -
denn eine stabile Demokratie wie die in Deutschland hält das
problemlos aus. Solange man sich hierzulande an die Gesetze hält,
darf man für alles Mögliche auf die Straße gehen. Das heißt
Meinungsfreiheit. Wundern darf man sich aber dennoch, was da in Köln
so skandiert oder auf Plakaten zum Besten gegeben wurde. "Deutsche
können von türkischer Demokratie lernen", meinte etwa ein Redner.
Oder: "Erdogan mehr...
- Schwäbische Zeitung: Gefährdet: der innere Frieden - Leitartikel zu Erdogan-Demo Ravensburg (ots) - Unter dem Motto "Ja zur Demokratie - Nein zum
Staatsstreich" versammelten sich am Sonntag Zehntausende von
türkischstämmigen Mitbürgern in Köln, um für Recep Tayyip
Erdoğan zu demonstrieren. Kritikern der Kundgebung sei gesagt,
dass sie das aushalten müssen. Die im Grundgesetz niedergelegte
Meinungs- und Versammlungsfreiheit gilt für alle Bürger, auch für die
vor Jahrzehnten aus der Türkei eingewanderten.
Zu einer funktionierenden Demokratie gehört es allerdings auch,
die Entscheidungen einer unabhängigen mehr...
- Rheinische Post: Köln: Richter trafen die
richtige Entscheidung
Kommentar Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - Wer die Bilder von der gestrigen Kundgebung am
Kölner Rheinufer gesehen hat, den beschleichen arge Zweifel, ob die
türkischen Mitbürger bei uns wirklich so integriert sind, wie das vor
allem linke deutsche Politiker gern beteuern. Zumindest ein Teil
lehnt unser westliches Wertesystem ab. Das ist unschwer daran zu
erkennen, dass sie den türkischen Präsidenten Erdogan als Helden der
Demokraten feiern, obwohl er die demokratischen Rechte in seinem Land
derzeit mit Füßen tritt und seine Kritiker mit aller Härte verfolgen mehr...
- Rheinische Post: Auto-Akzeptanz
Kommentar Von Florian Rinke Düsseldorf (ots) - Die Deutschen sind Technik-Skeptiker, egal ob
es um das Internet oder - wie jetzt - um autonom fahrende Autos geht.
Doch Deutschlands künftige Wirtschaftskraft wird auch davon abhängen,
welche Rolle die hiesige Auto-Industrie im Digital-Zeitalter spielt.
Dazu gehört, dass vor Ort geforscht und getestet wird. Google-Autos
drehen seit Jahren ihre Runden im US-Stadtverkehr. Insofern sind die
Stadt-Testfelder, die Verkehrsminister Dobrindt plant, eine gute
Nachricht - sie dürften letztlich auch die gesellschaftliche mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|