Hinter Aixtron-Übernahme steht der chinesische Staat
Geschrieben am 17-08-2016 |
Berlin (ots) - 'Capital'-Recherchen belegen enge Verflechtung
zwischen Investoren und Staatsorganen / China-Experte warnt
Bundesregierung
Berlin, 17. August 2016 - Anders als offizielle Dokumente es
nahelegen, steht hinter der geplanten Übernahme des deutschen
Spezialanlagenherstellers Aixtron der chinesische Staat. Dies
berichtet das Wirtschaftsmagazin 'Capital' in seiner neuen Ausgabe
(Ausgabe 9/2016; EVT 18. August). Laut chinesischen Unterlagen, die
'Capital' einsehen und analysieren konnte, soll der Kauf zu
erheblichen Teilen aus staatlichen Quellen finanziert werden. Die
angestrebte Transaktion entspricht Vorgaben der Regierung in Peking.
Der geplante Aufkauf des Mittelständlers aus Nordrhein-Westfalen
könnte damit die Debatte über den Schutz europäischer
Hightech-Unternehmen vor Übernahmen durch chinesische Investoren
befeuern. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und
EU-Kommissar Günther Oettinger hatten sich in den vergangenen Wochen
mehrfach gegen die Übernahme des bayerischen Roboter¬herstellers Kuka
durch den chinesischen Konzern Midea ausgesprochen. Anders als etwa
in den USA hat die deutsche Politik allerdings nur geringe
Einflussmöglichkeiten bei grenzüberschreitenden Übernahmen oder
Fusionen.
Erst in der vergangenen Woche hatten Vorstand und Aufsichtsrat des
börsennotierten Spezial-anlagenherstellers Aixtron ihren Aktionären
empfohlen, das Übernahme-Angebot aus China an-zunehmen. In den
offiziellen Angebotsunterlagen wird dabei der Eindruck erweckt, beim
kaufinteressierten Investmentfonds Fujian Grand Chip (FGC) spielten
ausschließlich private Investoren eine Rolle. 'Capital'-Recherchen
zeigen jedoch, dass der Privatinvestor Liu Zhendong, der 51 Prozent
an FGC hält, enge Geschäftsbeziehungen zu einer chinesischen
Staatsbank unterhält. Die restlichen 49 Prozent von FGC werden laut
Aixtron von zwei Privatinvestoren "indirekt kontrolliert". Wie mit
der Transaktion vertraute Kreise berichten, stamme das von ihnen
kontrollierte Kapital jedoch mehrheitlich aus einer Kette von
Investmentvehikeln, die bei der Regierung der ost¬chinesischen Stadt
Xiamen ende. Der Kapitalgeber habe die beiden Privatinvestoren
verpflichtet, in seinem Sinne abzustimmen.
Das Bundeswirtschaftsministerium verfolge die angestrebte
Übernahme von Aixtron "aufmerk¬sam", erklärte ein Sprecher. Zwar
begrüße man ausländische Investitionen in Deutschland. Dennoch wolle
Gabriel eine Debatte auf EU-Ebene, "wie man dem Trend zu verstärkten
Übernahmen" durch subventionierte und staatliche Unternehmen aus
Ländern wie China "begegnen kann".
Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium unter Garrelt
Duin (SPD) erkennt dagegen keine Probleme: "Angesichts der positiven
Erfahrungen mit bisherigen Kapitalbeteiligungen staatlicher
chinesischer Unternehmen in Nordrhein-Westfalen sind Umstände nicht
ersichtlich, die eine kritische Bewertung dieser Transaktion
begründen könnten", sagte ein Sprecher.
Der Direktor des Mercator Institute for China Studies (Merics) in
Berlin, Sebastian Heilmann, fordert dagegen eine aktivere Rolle der
Bundesregierung. Deutsche Behörden müssten viel intensiver
durchleuchten, woher das Geld für derlei Übernahmen stamme und welche
Absichten damit verfolgt würden. "Die Berliner Politik muss ihren
Instrumentenkasten dringend ausbauen", sagte Heil¬mann. "Passivität
ist Schwäche. Und die wird von chinesischer Seite konsequent und
virtuos genutzt."
Pressekontakt:
Georg Fahrion, Redaktion 'Capital', Tel. 030/220 74-5147,
E-Mail: fahrion.georg@capital.de, www.capital.de
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