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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Olympia: Die Last der olympischen Ringe von Heinz Gläser

Geschrieben am 18-08-2016

Regensburg (ots) - Ein klarer Fall für Wachstumsfetischisten. In
Mexiko-Stadt wetteiferten 1968 insgesamt 5516 Athleten um olympische
Lorbeeren. Das Budget der Spiele belief sich auf 175 Millionen
US-Dollar. 48 Jahre später tummeln sich in Rio de Janeiro rund 11 000
Sportler, die Ausgaben summieren sich auf 10,5 Milliarden Euro. Diese
gigantische Summe ist noch nicht mal rekordverdächtig. In Peking 2008
und London 2012 lagen die Budgets noch höher. Das legendäre Motto
"Schneller, höher, weiter" schrumpft zum schnöden "Mehr, mehr, mehr".
In Rio erweist sich indes: Kaum eine Stadt ist dem rasanten
olympischen Wachstum noch gewachsen. Auch Rio ächzt unter der Last
der Ringe. Die Spiele am Zuckerhut enden in der Nacht von Sonntag auf
Montag mitteleuropäischer Zeit. Sie waren geprägt von
sportpolitischem Gezänk, dem omnipräsenten Manipulationsverdacht,
organisatorischen Pannen und - ja - fehlendem Flair. Letzteres war
freilich schon während der Fußball-WM 2014 abzusehen. Dem Land war in
den Jahren seit der Vergabe der Großereignisse schlicht die Basis der
Bewerbung abhandengekommen. Aus dem Boomland, das sich mit der
Ausrichtung einer global beachteten Mega-Veranstaltung seiner
gewachsenen ökonomischen und politischen Macht vergewissern wollte,
war zwischenzeitlich ein Krisenstaat geworden, in dem ein massiver
Wirtschaftsabschwung weite Kreise der Bevölkerung beutelt und eine
nicht enden wollende Serie von Korruptionsskandalen fast die gesamte
politische Klasse diskreditiert. Das Internationale Olympische
Komitee (IOC) besann sich angesichts der waltenden Umstände
notgedrungen auf die Devise "Augen zu und durch". Rio bleibt in der
stolzen Olympia-Chronik, in der bis auf weiteres Sydney im Jahr 2000
das strahlendste Kapitel schrieb, eine Fußnote. Aber 2020 in Tokio
betreten die Herren der Ringe sehr wahrscheinlich wieder politisch
stabiles Terrain. Der arg gescholtene Thomas Bach hat dem IOC mit
seiner Agenda 2020 prinzipiell den rechten Weg gewiesen - hin zu mehr
Transparenz, mehr Nachhaltigkeit, mehr Bescheidenheit. In Rio de
Janeiro erweist sich jedoch abermals, dass das Beharrungsvermögen die
vornehmste Eigenschaft der olympischen Bewegung ist. Sie nähert sich
den ambitionierten Zielen ihres Präsidenten Bach nicht im Sprint,
sondern in Trippelschritten. Warum es trotzdem richtig und wichtig
wäre, das Thema Olympia in Deutschland nicht endgültig ad acta zu
legen? Weil die ablehnenden Bürgervoten in München und Hamburg vom
Trotz und einem vagen Gefühl des Unbehagens diktiert waren, statt von
der Vernunft. Weil die Schuld für die Abfuhren auf das Konto
zögerlicher Politiker und dilettierender Sportfunktionäre ging. Und:
Weil es auch anders geht als in Sotschi oder Rio. Die Winterspiele
2022 wären München angesichts der verbliebenen Konkurrenz durch
Peking und Astana vermutlich in den Schoß gefallen. Das Konzept für
Olympia in Bayern hatte Charme, die Nachhaltigkeit war der Markenkern
der Bewerbung. Im prosperierenden Voralpenland wären die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die traditionelle
Wintersportbegeisterung eine nachgerade ideale Verbindung
eingegangen. Vorbei, vertan! Vorerst. Der organisierte deutsche Sport
ist dabei, die Lehren aus den Debakeln zu ziehen. Er sollte die
Pleiten sportlich nehmen - und beizeiten einen neuen Anlauf wagen.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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