Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner über die K-Frage der Union
Geschrieben am 29-08-2016 |
Bremen (ots) - Die K-Frage treibt den ganzen Kontinent um: Wie
sonst könnte sie selbst das britische Qualitätsblatt "The Guardian"
(der Wächter) stellen? Und gleich beantworten: Jens Spahn ist des
Wächters heißester Tipp. Wetten, dass auf ihn schon gewettet wird,
auch wenn sich viele Briten fragen mögen: Jens Who? Vielleicht
schlägt "Le Monde" ja demnächst Peter Tauber vor: Der ist auch jung,
schlau, schwul und in der CDU. Natürlich werden weder der
Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium noch der
CDU-Generalsekretär im kommenden Jahr als potenzielle Regierungschefs
antreten. Auch nicht Ursula von der Leyen (die ja prinzipiell alles
kann) oder Volker Bouffier (der immerhin schon Schwarz-Grün kann).
Frei nach Adenauer - keine Experimente! - wird die Union mit der
Amtsinhaberin ins Rennen gehen. Wieso? Weil alles andere schlechter
wäre - sogar für Horst Seehofer. Denn wenn die CSU Merkel nicht
wenigstens nominell unterstützt, wird die CDU auch in Bayern direkt
um Stimmen für die Kanzlerin werben. Vielleicht nicht besonders
erfolgreich, aber auf jeden Fall zu Lasten von Seehofers Partei.
Stimmt, die Unterstützung im eigenen Lager für Merkel bröckelt wegen
der Flüchtlingspolitik. Doch die Kanzlerin ist ja zu Korrekturen
bereit und auch fähig. Und das Leid im Lande wegen der
"Flüchtlingsmassen" hält sich bei genauerem Hinsehen in engen
Grenzen: Die Schulklassen und Wartezimmer sind etwas voller, die
Sozialkassen werden sicher spürbar belastet, wohl auch der
Wohnungsmarkt - aber Chaos sieht doch anders aus. Und die
Aufnahmelager leeren sich schon wieder. Jene Wahlbürger, die trotzdem
ihr Leben in diesem Land unzumutbar finden, sind ohnehin längst an
Rechte, Linke oder Nichtwähler verloren. Eine Union aber, die
geschlossen antritt gegen eine schwächelnde SPD, die zudem noch mit
ihrem Vorsitzenden und Vielleicht-Spitzenkandidaten fremdelt, hat am
Ende alle Optionen. Sogar jene, nicht mehr in einer ungeliebten
Großen Koalition regieren zu müssen.
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