Börsen-Zeitung: Starke Dosis, Kommentar zu Fresenius von Sabine Wadewitz
Geschrieben am 06-09-2016 |
Frankfurt (ots) - Angesichts der langen Abstinenz konnte man sich
fast Sorgen machen über eine womöglich abnehmende
Akquisitionsfreudigkeit des Gesundheitskonzerns Fresenius. Doch das
Management hat die Lust am großen Einkauf nicht verloren. Mit der
Übernahme der spanischen Krankenhausgruppe Quirónsalud für 5,8 Mrd.
Euro stemmt das Unternehmen seine bislang größte Übernahme. Auch wenn
der Deal nicht über Nacht eingefädelt worden sein dürfte, zeigt der
unlängst vom CFO zum CEO aufgerückte neue Konzernchef Stephan Sturm
unmissverständlich, dass er weiterhin auf eine starke Dosis an
fremdkapitalfinanzierten Übernahmen in der Wachstumsstrategie der
Gruppe setzt.
Die bislang ausschließlich in Deutschland präsente
Fresenius-Kliniktochter Helios erweitert mit dem ersten größeren
Schritt ins Ausland ihr Portfolio in beträchtlichem Ausmaß. Die
aktuell drittgrößte Sparte im Konzern baut ihren Umsatz um 45 Prozent
auf 8 Mrd. Euro aus und stärkt gleichzeitig die Ertragskraft, bringen
doch die Spanier eine deutlich höhere operative Marge mit. Das
liefert ein starkes Argument für den Zukauf in einer Konzernsparte,
die zwar von stabilen Erträgen aus regulierten Märkten mit
überwiegend staatlichen Kunden profitiert, bei der Marge aber bislang
den beiden größeren Schwestersegmenten hinterherhinkt. Die positive
Börsenreaktion demonstriert, dass diese Überlegungen auch bei den
Investoren gut ankommen.
Fresenius hat ihr Portfolio über die Jahre konsequent ausgebaut.
Die Sparten neben dem übermächtigen Dialysegeschäft sind sukzessive
auf Größe gebracht worden, damit der Konzern auf mehreren starken
Säulen steht. Genauso schwungvoll wurde die Internationalisierung
vorangetrieben, um sich weltweit in Wachstumsmärkten zu etablieren.
Die Krankenhaussparte Helios stand in der Globalisierung bislang
außen vor, dieser Schritt wird nun nachgeholt.
Das Klinikgeschäft vollzieht sich in Märkten, die von spezifischer
nationaler Regulierung geprägt sind, so dass grenzüberschreitende
Aktivitäten kaum möglich sind und Geschäftsmodelle nicht einfach in
andere Regionen übertragen werden können. Insofern ist der Eintritt
in einen neuen Markt auch für Fresenius eine Herausforderung. Doch
mit Kauf des größten Spielers unter den privaten Klinikketten in
Spanien verschafft sich der Konzern vom Start weg Marktmacht und eine
gesunde Plattform für weitere Erwerbe in einem noch wenig
konsolidierten Umfeld. Und hierzulande sind die
Expansionsmöglichkeiten inzwischen begrenzt.
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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