Schwäbische Zeitung: Leitartikel: Die Zeit wird nicht angehalten
Geschrieben am 13-09-2016 |
Ravensburg (ots) - Mancher mag darüber den Kopf schütteln: Die in
der Nachkriegszeit wegen Homosexualität Verurteilten mussten bis zum
Jahr 2016 auf eine Rehabilitation warten, wie sie Justizminister
Heiko Maas (SPD) nun angekündigt hat. Wichtiger als die Verwunderung
über die lange Zeitspanne ist jedoch, dass es überhaupt passiert.
Verbunden mit der Botschaft, wie viel Mühe und Ausdauer es bedarf,
eine offene Gesellschaft zu errichten und wie wichtig es ist, diese
zu verteidigen. Heute ist es kaum vorstellbar, dass der Paragraf 175,
der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, erst
1994 abgeschafft wurde. Und selbst im Jahr 2002 hob der Bundestag
zwar Urteile nach Paragraf 175 aus der NS-Zeit auf, konnte sich aber
nicht durchringen, die Entscheidungen aus der Nachkriegszeit auch zu
kassieren. Der Vorstoß des Justizministers bildet somit den
Schlusspunkt eines harten Kampfes um Gerechtigkeit und
Gleichberechtigung, um ein weltoffenes Miteinander. Eines zähen
Bemühens, wie es auf vielen Feldern stattfand und stattfindet, sei es
im Arbeitsleben, bei der Gleichstellung der Frau oder um den Frieden
in Europa. Nun aber mehren sich Kräfte, die diese Errungenschaften
infrage stellen. Die von einer "Schwulen-Lobby" in Berlin reden und
die Mitbestimmung als Schwäche des Wirtschaftsstandorts
abqualifizieren. Die den mit der NS-Ideologie verknüpften Begriff
"völkisch" wieder salonfähig machen wollen. Und nicht zuletzt wollen
diese Kräfte auch nationale Grenzen wieder hochziehen, das
Miteinander durch ein Gegeneinander ersetzen. All jenen, die mit
Rechtspopulisten sympathisieren, sei die Frage gestellt: Wollt ihr
wirklich nach einem Gesellschaftsbild leben, wie es diese Gestrigen
zeichnen? Wer darauf nur eine zögerliche Antwort findet, dem sei
gesagt: Die hart erarbeiteten Werte einer offenen Gesellschaft sind
nicht verhandelbar. Die Zeit wird nicht angehalten und sie wird schon
gar nicht zurückgedreht. Und das gilt auch für Neuankömmlinge aus
anderen Kulturen, die sich mit Gleichberechtigung und Emanzipation
schwer tun.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
598833
weitere Artikel:
- Badische Zeitung: IS-Schläfer in Deutschland / Die Risiken des Chaos
Kommentar von Dietmar Ostermann Freiburg (ots) - Stimmt, was deutsche Ermittler vermuten, dann hat
der IS im Herbst 2015 mit großem Aufwand eine Schläferzelle nach
Norddeutschland geschickt. Gefälschte Pässe, verschlüsselte
Handyprogramme - das ist ein Maß an Planung, das düsterste Absichten
vermuten lässt. Gut möglich, dass die deutschen Sicherheitsbehörden
wieder einmal Schlimmes verhindert haben. Die Frage, ob und wie
viele Flüchtlinge Deutschland aufnehmen soll, ist damit nicht
beantwortet. Klar aber ist, dass auch ein Staat mit liberaler
Asylpolitik und mehr...
- Westfalenpost: Die EU und Ungarn: Nervosität in der Krise Hagen (ots) - Menschlich verständlich ist das. Ungarns
Regierungschef sabotiert eine gemeinsame Flüchtlingspolitik, fördert
Rassismus, unterdrückt die Presse und arbeitet an der Abschaffung
einer unabhängigen Justiz. Was will er also in der EU? Raus mit ihm.
Dieser Jean Asselborn, der das jetzt verlangt hat, ist allerdings
Außenminister. Zwar nur von Luxemburg, aber immerhin. Diplomatie geht
anders. Zumal eine solche Forderung völlig unrealistisch ist.
Bedauerlicherweise? Vielleicht. Aber so sind die Realitäten. Zu
erklären ist die mehr...
- Westfalenpost: Fahrverboten für Dieselfahrzeugen: Der Gesundheit zu schaden ist verboten Hagen (ots) - Und wieder läutet ein Totenglöckchen für den
konventionellen Diesel-Motor: Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat
die Landeshauptstadt dazu verdonnert, so schnell wie möglich
Fahrverbote für Selbstzünder auszusprechen, die zuviel
Stickstoffdioxid ausstoßen. Das Urteil ist eindeutig: Düsseldorf muss
handeln, darf nicht mehr mit dem Finger auf die Bundesregierung
zeigen, die der Automobilindustrie augenscheinlich nicht mit
verschärften Maßnahmen das Geschäft vermiesen möchte. Die Blaue
Plakette ist ja erst einmal auf Eis mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: EU vor der Zerreißprobe - In Brüssel wird Klartext geredet - auch weil es den Anschein hat, dass sich jeder selbst der Nächste ist. Von Daniela Weingärtner Regensburg (ots) - Die Zeiten sind vorbei, wo die osteuropäischen
Beitrittskandidaten möglichst widerspruchs- und reibungslos dem
Leitbild entsprechen wollten, das die westlichen Gründerstaaten
vorgegeben hatten. Nun fordern sie, die EU müsse sich ihren
Vorstellungen entsprechend zu einem losen Staatenbund wandeln. Die
meisten Alteuropäer und die EU-Kommission hingegen glauben, dass die
Schrecken der Globalisierung nicht durch nationale Abschottung zu
bannen sind. Luxemburgs Außenminister forderte gar, Ungarn aus der
Union zu werfen mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Asselborns Forderungen Bielefeld (ots) - Es hilft der EU wenig, wenn die Vertreter der
Mitgliedstaaten jetzt ausfällig werden. Natürlich hat der
luxemburgische Außenamtschef Jean Asselborn Recht, wenn er der
ungarischen Führung vorwirft, sich mit ihrer Abschottungspolitik
längst außerhalb des Rahmens zu bewegen, den die Werte-Gemeinschaft
im Umgang mit Asylbewerbern zeigen darf. Aber auch wenn seine
scharfen Worte nur als Weckruf gedacht waren, schießt er übers Ziel
hinaus.
Mehr noch: Es gibt auch in Brüssel eine Art Wettbewerb, den
möglichen Untergang mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|