Neuer Mainzer Stadtschreiber gewählt: Abbas Khider ist der 33. Träger des Literaturpreises von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz (FOTO)
Geschrieben am 19-09-2016 |
Mainz (ots) -
Abbas Khider wird der Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2017.
Khider, 1973 in Bagdad geboren und wohnhaft in Berlin, ist der 33.
Träger des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten
Literaturpreises. Zum ersten Mal wurde der Mainzer
Stadtschreiber-Preis 1985 an die Schriftstellerin Gabriele Wohmann
verliehen. Abbas Khider wird, wie seine Vorgänger Feridun Zaimoglu
und Clemens Meyer, gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach
freier Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im
Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12 500 Euro
dotierten Preises ist für März 2017 geplant.
Abbas Khider kennt sich aus mit Repression, mit Flucht und
Vertreibung, mit Heimatlosigkeit und Hoffnungen auf ein neues Leben.
Der deutsch-irakische Schriftsteller, der von Anfang an auf Deutsch
schrieb, erzählt in einer musikalischen und schlanken Sprache, so die
Jury des Mainzer Stadtschreiber-Preises, tragikomische, erschütternde
und anrührende Geschichten von Menschen, die unter Verfolgung und
Vertreibung leiden müssen. Er verleiht mit Sensibilität, Humor und
Sympathie den Heimatlosen eine authentische, unüberhörbare Stimme.
Khider wuchs in Bagdads Viertel Saddam-City als Sohn eines
Dattelhändlers auf. Als Abiturient wurde er wegen politischer
Aktivitäten gegen das Regime Saddam Husseins verhaftet und von 1993
bis 1995 inhaftiert und gefoltert. Nach seiner Flucht aus dem Irak
ersuchte er im Jahr 2000 Asyl in Deutschland. Von 2005 bis 2010
studierte er in München und Potsdam Literatur und Philosophie. Seit
2007 ist Khider deutscher Staatsbürger. In seinem Romandebüt "Der
falsche Inder" (2008) verarbeitete er seine jahrelange Odyssee als
Flüchtling. 2011 folgte der Roman "Die Orangen des Präsidenten", in
dem Khider ein erschütterndes Bild des Irak zwischen Gefängnishölle
und behüteter Kindheitsidylle zeichnete. Mit "Brief in die
Auberginenrepublik" (2013) entwarf Khider ein vielstimmiges Panorama
arabischer Zustände und Stimmen. 2014 leitete Khider eine
Schreibwerkstatt in Kairo, nachdem er schon 2011 in der ägyptischen
Kapitale recherchiert hatte und sich an den Protesten gegen das
Mubarak-Regime beteiligte. 2016 erschien sein aktueller Roman
"Ohrfeige", der abermals sofort auf große Aufmerksamkeit bei Kritik
und Lesern stieß. Khider schildert mit Sinn für Melancholie und
Groteske, wie eine Gruppe von Asylbewerbern Anfang der 2000er Jahre
in das Räderwerk einer absurden deutschen Bürokratie gerät.
Ausgezeichnet wurde Abbas Khider bereits unter anderem mit dem
Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (2010), dem Hilde-Domin-Preis für
Literatur im Exil (2013), dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund
(2013) und dem Spycher Literaturpreis Leuk 2016.
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