Allg. Zeitung Mainz: Das Ende naht / Kommentar zum NSU-Prozess / Von Reinhard Breidenbach
Geschrieben am 29-09-2016 |
Mainz (ots) - Einen einzigen positiven Aspekt hat die Erklärung
der Beate Z. immerhin: Als Ikone oder Märtyrerin der Neonazi-Szene
taugt sie nun nicht mehr. Doch das, was sie da von sich gibt, zum
ersten Mal selbst und nicht von Anwälten vorgetragen, das ist so dünn
und ärmlich, was soll das denn letztlich sein? Ein
Schuldeingeständnis? Nicht wirklich. Reue und Bedauern? Wohl eher
Selbstmitleid. Eine Entschuldigung gegenüber den Hinterbliebenen der
Opfer? Mitnichten, nicht einmal deren Fragen beantwortet Zschäpe
unmittelbar, sondern nur dann, wenn das Gericht sie sich zu eigen
macht und fragt. Beate Zschäpe will auf der Zielgeraden dieses
Prozesses den Kopf noch aus der Schlinge ziehen. Das ist ihr gutes
Recht. Es gilt die Unschuldsvermutung, und es ist ein Wesenselement
des Rechtsstaats, dass ein Angeklagter fast alles darf: schweigen,
heucheln, lügen. Für Zschäpe steht alles auf dem Spiel. Wird sie als
Mittäterin bei zehn Morden verurteilt, droht lebenslänglich mit
besonderer Schwere der Schuld, faktisch womöglich 20 Jahre. Wird sie
"nur" wegen Beihilfe verurteilt, fällt die Strafe deutlich niedriger
aus. Deshalb versucht sie mit Macht, das Image der strippenziehenden,
eiskalten Nazibraut loszuwerden. Schon im vergangenen Dezember ließ
sie ihren Anwalt eine Version vortragen, wer denn Beate Zschäpe sei:
eine Hausfrau, die in einer braunen WG die herumliegenden Pistolen
ordentlich in die Schränke räumt, entsetzt ist, wenn sie von Morden
hört und nur aus Angst vor Liebesentzug nicht zur Polizei geht. Es
ist Zschäpes gutes Recht, das so darzustellen. Es ist auch das gute
Recht des Gerichts, es genauso milde zu sehen - oder aber völlig
anders.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485890
online@vrm.de
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