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Börsen-Zeitung: Schöne Tochter, Kommentar zu RWE & Innogy von Christoph Ruhkamp

Geschrieben am 06-10-2016

Frankfurt (ots) - Ausgerechnet der immense Erfolg beim Börsengang
des Stromnetzbetreibers Innogy wirft ein helles Schlaglicht auf den
desaströsen Zustand des Mutterkonzerns RWE. Das zeigt eine einfache
Rechnung: Innogy bringt eine Marktkapitalisierung von rund 20 Mrd.
Euro auf die Waage. Der Mutterkonzern RWE, der nach der Erstnotiz von
Innogy noch immer rund drei Viertel der Anteile an der Tochter
besitzt, wird an der Börse aber nur mit gut 8 Mrd. Euro bewertet. Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass der bei RWE verbleibende
Kraftwerkspark wegen des teuren Ausstiegs aus der Atomenergie und der
Braunkohleve von den Investoren ausschließlich als eine
milliardenschwere Last angesehen wird.

Mit diesem Urteil liegen sie richtig. RWE drücken Schulden von 28
Mrd. Euro, und der Konzern braucht den Emissionserlös von 3 Mrd. Euro
aus dem Verkauf seiner Anteile an Innogy sehr dringend. Allein für
die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung des Atommülls wird RWE
einen Betrag von mehr als 6 Mrd. Euro an eine öffentlich-rechtliche
Stiftung überweisen müssen. Eine Summe in ähnlicher Größenordnung
wird für den Abriss und Rückbau der Atomkraftwerke sowie die
Verpackung des Atommülls fällig. Hinzu kommen die langfristig
anfallenden Milliardenkosten für die Wiederherstellung zerstörter
Landschaften im rheinischen Braunkohlerevier. Trotz allem ist der
Börsengang von Innogy für RWE ein Riesenerfolg. Denn der Konzern, dem
kaum noch ein Investor oder eine Bank Kapital zur Verfügung stellen
wollte, hat sich mit der nun börsennotierten Tochter eine gute
Finanzierungsquelle geschaffen. RWE will zwar langfristig die
Mehrheit an Innogy behalten, kann aber noch weitere 25% der Anteile
versilbern. Hinzu kommen die zu erwartenden Dividenden von Innogy.

Die schöne Tochter stand bisher für rund 80% des operativen
Konzerngewinns von RWE. Kerngeschäft der Innogy sind die Netze, die
dank der staatlichen Regulierung stabile Einnahmen versprechen. Der
Börsenneuling lockt die Investoren mit einer Dividende bereits für
das laufende Jahr. Innogy will 70 bis 80% des um Sondereffekte
bereinigten Nettogewinns ausschütten. Letzterer lag in der ersten
Hälfte dieses Jahres laut Börsenprospekt bei 1,3 Mrd. Euro. Ein
Großteil der Dividende wird bei der Mutter RWE landen. Ein großes
Risiko für Innogy-Investoren bleibt: Wenn RWE mit seinen
Verpflichtungen überfordert sein sollte, dann haftet auch Innogy
weiter dafür. Dafür sorgt das Umwandlungsgesetz, das die Haftung
allerdings auf fünf Jahre begrenzt.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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