Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum EU-Gipfel
Geschrieben am 21-10-2016 |
Bielefeld (ots) - Für ein paar Stunden sah es so aus, als habe die
EU ihre Stärke und Geschlossenheit wiedergefunden. Doch die Angst,
Russland zu verärgern, ließ die 28 Staats- und Regierungschefs
einknicken. Kein mutiges Signal Richtung Moskau, seine unmenschlichen
Angriffe auf Aleppo einzustellen.
Wie unfassbar der Zickzack-Kurs der EU-Chefs ist, zeigen die
nächtlichen Worte der Kanzlerin: Falls die Angriffe in Syrien gegen
die Zivilbevölkerung in der bisherigen Intensität fortgesetzt würden,
»dann ist das schon ein Grund, sich zu überlegen, was tun wir jetzt.«
In Aleppo sterben jeden Tag hunderte Menschen unter Fassbomben und im
Geschützfeuer. Und die EU will wirklich weiter zusehen und erst dann
»überlegen«?
Es ist das Bild einer verzagten, ja sogar handlungsunfähigen
Union, die im Zweifel selbst vor einem Aggressor kuscht und ihre so
oft beschworenen Werte zurückstellt. Dieser Eindruck wird noch
verstärkt durch die Unfähigkeit, den Ceta-Streit zu lösen. Es ist
keine Frage, dass es der Respekt vor der föderalen Verfasstheit eines
Mitgliedsstaates gebietet, auch das Votum eines in dieser Frage
mitentscheidenden Regionalparlamentes zu akzeptieren. Aber dieser
Protest war nicht überraschend, sondern zeichnete sich schon seit
Monaten ab. Allerdings kümmerte sich niemand ernsthaft um die
Bedenken der wallonischen Volksvertreter - dafür steht nun die
gesamte Union blamiert da.
Hinzu kommt eine zum Ausstieg entschlossene britische
Premierministerin Theresa May, die ankündigt, Beschlüsse aus dem
Kreis der 27 zu torpedieren. In Deutschland, Frankreich und den
Niederlanden wird 2017 neu gewählt. Die Zukunft des italienischen
Regierungschefs ist ebenso offen wie die des spanischen
Ministerpräsidenten. Dass sich die EU ausgerechnet in solchen
Wechseljahren regeneriert, erscheint schwer vorstellbar. Mit anderen
Worten: Das Bild einer schwerfälligen, wenig schlagkräftigen und dann
auch noch widersprüchlich agierenden Union dürfte sich verstärken.
Wie so ein Bund Putin beeindrucken, globale Konflikte beeinflussen
und politisch wegweisende Entscheidungen fällen soll, ist nicht zu
erkennen. In diese Zeit fällt dann noch der Beginn der
Brexit-Verhandlungen. Genau genommen präsentierte sich die
Gemeinschaft in miserabler Verfassung: zerrissen, gespalten,
uneinheitlich. Man mag auf die deutsche Kanzlerin und den
französischen Staatspräsidenten aus vielen Gründen schimpfen. Aber
die Frage, wer das Gewicht hat, eine europäische Führungs- oder
wenigstens Moderatorenrollen zu übernehmen, wenn nicht Deutschland
und Frankreich, bleibt offen. Europas Dilemma besteht darin, dass es
trotz aller Vergemeinschaftung am Ende nationale Leitwölfe braucht,
hinter denen man sich sammeln kann.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
601369
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Widersprüche - Kommentar von Rudi Wais Karlsruhe (ots) - Besonders krass werden die Widersprüche in der
Sozialpolitik der Großen Koalition, wenn man die Flexi-Rente mit der
abschlagsfreien Rente mit 63 vergleicht: Auf der einen Seite hat die
Politik einen attraktiven Anreiz für Hunderttausende von
Arbeitnehmern geschaffen, früher als vorgesehen aufzuhören - auf der
anderen Seite bemüht sie sich verzweifelt, mit dem Angebot, über ein,
zwei Jahre verteilt von der Arbeitswelt in die Rente
hinüberzugleiten, wenigstens einige Zigtausend ältere Beschäftigte
zum Weitermachen mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Im Interesse der Opfer des NSU / Leitartikel von Ulrich Kraetzer zu NSU Berlin (ots) - Die Arbeit der Sicherheitsbehörden lässt sich oft
kaum kontrollieren. Nachfragen oder Versuche, Licht ins (vermutete)
Dunkel der Amtsstuben von Polizei und Staatsanwaltschaft zu bringen,
werden oft mit größter Selbstverständlichkeit nicht beantwortet. Bei
laufenden Verfahren ist das verständlich. Denn vorschnelle
Veröffentlichungen können die Ermittlungen tatsächlich gefährden.
Doch weil Polizisten und auch Verfassungsschützer kaum Kontrolle
fürchten müssen, besteht die Gefahr, dass sie schlampig werden und
selbstherrlich mehr...
- NOZ: Politiker fordern Ermittlungen gegen Zuckerberg Osnabrück (ots) - Hasskommentare: Politiker fordern notfalls
Ermittlungen gegen Zuckerberg
Antrag von SPD und Grünen in Niedersachsen - "Betreiber machen
sich strafbar"
Osnabrück. Wenn Facebook Hasskommentare nicht löscht, sollen
deutsche Strafverfolgungsbehörden notfalls gegen Unternehmens-Chef
Mark Zuckerberg vorgehen. Das fordern die Fraktionen von SPD und
Grünen im niedersächsischen Landtag, berichtet die "Neue Osnabrücker
Zeitung" (Montag) unter Berufung auf einen Entschließungsantrag, über
den das Parlament kommende mehr...
- Schwäbische Zeitung: Leitartikel zur SPD-Wahl: Ganz links geht's auch nicht weiter Ravensburg (ots) - Mit Leni Breymaier als neuer Landesvorsitzenden
und ihrer Wunsch-Generalsekretärin Luisa Boos marschiert die SPD in
Baden-Württemberg nach links. Es ist eine Neuausrichtung ganz im
Sinne der Parteibasis - die Wunden des so miserablen Abschneidens bei
der Landtagswahl im vergangenen März sind längst nicht verheilt. Nun
soll es wieder aufwärts gehen, mit Breymaier als Integrationsfigur
und Kämpferin für ein deutlich sichtbareres sozialdemokratisches
Profil.
In ihrer Rede auf dem Landesparteitag in Heilbronn hat mehr...
- Rheinische Post: FDP-Chef Lindner schlägt Elite-Gymnasien für Problemviertel vor Düsseldorf (ots) - Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat zur
Bekämpfung der Bildungsarmut als konkrete Maßnahme Elite-Gymnasien
für Problemviertel vorgeschlagen. "In 30 Stadtteilen unseres Landes
mit den größten sozialen Problemen gründet das Land Elite-Gymnasien -
ausgestattet mit den modernsten Mitteln für den
naturwissenschaftlich-technischen Unterricht", schreibt Lindner in
einem Gastbeitrag für die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische
Post" (Montagausgabe). Bereits im Kindergarten, so Lindner, sollten
die besten Talente mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|