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Zwischen Transparenz und Beschönigung - Webcam filmt tote Ferkel in Schweinezucht

Geschrieben am 27-10-2016

Münster (ots) - Werner Schwarz, Präsident des Bauernverbandes
Schleswig-Holstein und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes,
agiert nicht nur als ein führender Lobbyvertreter der tierhaltenden
Landwirtschaft sondern betreibt in Rethwisch auch selber einen
Betrieb mit Schweinen. In seinem Stall hat er im Abferkelbereich eine
Webcam installiert, die alle 20 Sekunden ein Live-Bild ins Internet
streamt - diese filmte letzte Woche auch tote Ferkel im Buchtengang.

Die tierhaltende Landwirtschaft hat es nicht leicht - speziell
Betriebe, die sich auf Schweinemast und Schweinezucht spezialisiert
haben. Innerhalb von einem Monat veröffentlichen gleich drei
verschiedene Tierrechtsvereine Bildmaterial aus Betrieben - speziell
aus Betrieben die Schweine 'halten'. Während sich die Öffentlichkeit
empörte, reagierten Verbände und Industrievertreter wieder mit
Aussagen über Einzelfälle, vereinzelte problematische Zeitpunkte in
den Ställen, Verfehlungen einzelner MitarbeiterInnen, aber auch von
manipulierten Bildern - so behauptete Johannes Röring,
CDU-Bundestagsmitglied und Präsident des WLV, dass die AktivistInnen
ein totes Schwein in die Bucht gelegt hätten um es zu filmen.

Um aus der Verteidigungsstellung nach solchen Veröffentlichungen
herauszukommen, gibt es immer mehr Bestrebungen, selbst Transparenz
zu zeigen und die Stalltüren zu öffnen. Deshalb installierte Werner
Schwarz bereits 2013 in seinem Schweinestall eine Webcam, die seitdem
alle 20 Sekunden ein Livebild in das Internet streamt. Schon damals
waren die Reaktionen gespalten, die Bilder bewegten sich zwischen
tatsächlicher Transparenz und beschönigenden Aussagen. So wird
gezeigt, dass Muttersauen während der Geburt und in der Zeit danach
so fixiert werden, dass sie sich nicht einmal umdrehen können. Dieser
"Ferkelschutzkorb" soll verhindern, dass die Mutter ihre Kinder
erdrückt, wenn sie sich hinlegt - Standard in der Schweinezucht, eine
grausame und tierverachtende Praxis sagen die Tierschützer*innen.
Dass allgemein größere Buchten dieses Problem ebenfalls minimieren
würden, ohne dass Schweine derart fixiert werden müssen, wird weniger
offen kommuniziert. Auch tote Ferkel gehören in der Zucht zum
Standard, sie werden tot geboren oder kommen schwach zur Welt und
sterben kurz nach der Geburt.

Werner Schwarz äußerte sich damals dazu, dass auch gezeigt werden
soll, wenn mal ein Ferkel tot ist. Und genau das ereignete sich am
21.10.2016. Mindestens zwei tote Ferkel liegen deutlich sichtbar im
Buchtengang für mindestens zwei Stunden. "Wahrscheinlich, war das
schön öfter auf der Webcam zu sehen, dies ist nur der erste Fall,
dass ein Tierrechtsverein darauf aufmerksam geworden ist", erklärt
Christian Adam von dem Verein tierretter.de e.V. die Bilder: "Tote
und sterbende Ferkel gibt es in jedem Schweinezuchtbetrieb. Ob
konventionell oder bio, das macht keinen Unterschied".

Warum sind diese Bilder dann relevant? Christian Adam führt aus:
"Tote Ferkel, weggeschmissen wie Müll als einkalkulierter Verlust?
Das ist ein Skandal, ganz egal ob von einer weitwinkligen Webcam
eines Industrievertreters oder von vegan lebenden
TierrechtsaktivistInnen gefilmt. Dass die Webcam diese Bilder
eingefangen hat bestätigt nun die Bilder und Aussagen von
TierrechtlerInnen, die von der Industrie gerne als skandalisierend
oder manipulativ abgestempelt wurden."

Schon damals ging der Betreiber der Webcam auf die toten Ferkel in
Zuchtbetrieben ein und urteilte lapidar, dass dies "die Natur" sei.
Unter anderem wird die hohe Mortalität bei Ferkeln auf die Zucht auf
hohe Wurfgrössen zurückgeführt und natürlich sterben trotz
'Ferkelschutzkorb' auch Tiere, weil sie erdrückt werden.

"Bei perfekt durchoptimierten Tierausbeutungssystemen, bei denen
die Tiere auf Spaltenboden in automatisierten Hallen leben von Natur
zu sprechen ist lächerlich. An diesen Tieren und deren Ausbeutung ist
nichts natürlich, sie wurden so gezüchtet, dass sie den meisten
Gewinn bringen, dass dabei vermehrt zu schwachen Ferkel oder
Totgeburten wird hingenommen.", urteilt Christian Adam scharf.

Schweinezüchter und gerade die 'Ferkelproblematik' standen immer
wieder im Licht der Öffentlichkeit, beispielsweise als 2014 eine
umfangreiche Recherche belegte, dass angeblich nicht überlebensfähige
Ferkel in großer Zahl getötet wurden, indem sie auf Stallböden oder
Buchtenkanten geschleudert wurden. Das legale Verfahren ist dabei
nicht weniger brutal, den Ferkeln wird mit einem Hammer auf den Kopf
geschlagen um sie zu 'betäuben', danach wird ihnen ein Skalpell in
den Hals gesteckt um sie 'ausbluten' zu lassen.

"Die Bestrebungen der Landwirtschaft selber mehr Transparenz zu
schaffen begrüßen wir, die ideologische Färbung, die damit einhergeht
lehnen wir ab. Wir scheuen uns nicht vor einer Versachlichung der
Diskussion um Tiernutzung, denn es gibt keine guten Argumente für die
Tiernutzung, aber jede Menge dagegen. Werner Schwarz möchte mit
seiner Webcam hauptsächlich verdeutlichen, dass es vollkommen in
Ordnung ist, Tiere so zu quälen und ja, warum sollten wir es anders
benennen: Wer Tiere quält ist ein Tierquäler und was soll das sonst
sein, wenn Muttersauen in Käfige eingesperrt werden, in denen sie
sich nicht bewegen können und wenn tote Ferkel einfach wie Müll im
Buchtengang abgelegt werden. Wir brauchen keine Agrarwende in der
Tierhaltung, wir brauchen eine Moralwende. Hin zu einer Moral, in der
jedes Leben zählt. Auch das von Tieren.", schließt Christian Adam ab.

Weiterführende Links:

http://www.bauernverbandsh.de/die-webcams/webcam.html - Hier ist
die Webcam aus dem Stall von Werner Schwarz zu finden

Fotomaterial:

Zur Bebilderung einer Berichterstattung finden sie hier die
Screenshots von den toten Ferkeln im Gang zu verschiedenen Uhrzeiten.
Die Screenshots wurden auf der Website www.bauernverbandsh.de
erstellt, die dementsprechend auch als UrheberInnen genannt werden
müssten. In dem Download befinden sich zur weiteren Bebilderung auch
Aufnahmen, die tierretter.de in anderen Schweinezucht-Betrieben
erstellt hat - es handelt sich nur um Symbolbilder und nicht um
Aufnahmen aus dem Stall von Werner Schwarz.

www.tierretter.de/download/fotos-pm-ferkelsterben.zip



Kontakt:

info@tierretter.de / 0251-59083284

tierretter.de setzt sich gegen Tierquälerei und für ein Ende der
Tierausbeutung ein. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Dokumentation
und Veröffentlichung von Aufnahmen aus der Nutztierhaltung sowie der
privaten Tierhaltung. Mehr erfahren Sie auf www.tierretter.de

Anschrift:

tierretter.de
Zumsandestr. 15
48145 Münster

Original-Content von: tierretter.de e.V., übermittelt durch news aktuell


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