Lausitzer Rundschau: Die Erde ist wieder eine Scheibe
Zum Ausgang der US-Präsidentenwahl
Geschrieben am 09-11-2016 |
Cottbus (ots) - Das Land der Freien wird eine Mauer an der
mexikanischen Grenze bauen, das Land der Gleichen wird die minimale
Gesundheitsversicherung für Arme wieder streichen und die Steuern für
die Superreichen senken. Von der Losung von Woodstock "Make love, not
war", bleibt nur vulgärer Sexismus, jetzt auch im Weißen Haus.
Amerika, das Traumland der Menschheit, wird zum Albtraumland.
Rassismus, Homophobie, Gewalt im Innern und nach außen inklusive. Die
konservativ-nationale Gegenrevolution, die weltweit rollt, hat mit
Donald Trumps Wahlsieg den Kern erreicht und erobert. Die aufgeklärte
Schicht, auch bei uns, wo sich diese Leute noch nicht durchgesetzt
haben, muss sich ernsthaft fragen, warum sie die Ungebildeten so
wenig erreicht und ihnen so wenig Hoffnung gegeben hat. Was hatten
die Armen davon? Was die Menschen auf dem Land und in den
Kleinstädten? Warum war man so elitär? Trump vertritt, wenn auch im
Rahmen einer Demokratie, die gleichen Rezepte wie Putin, wie Erdogan,
wie so viele der neuen Potentaten dieser Welt. Er verspricht
nationale Abschottung, auch der eigenen Märkte, er verspricht
nationale Stärke, er verspricht, dass alles wieder so wird, wie es
nicht einmal früher war. America first. Er leugnet sogar den
menschengemachten Klimawandel und kündigt die internationale
Zusammenarbeit de facto auf. Die Bewegung, die er nun weltweit
anführt, knüpft in einigen ihrer Aussagen sogar an das
wissenschaftsfeindliche Mittelalter an. Die Erde ist wieder eine
Scheibe. Nur ist sie das eben nicht, und das ist das Problem. Die
Wirtschaften und die Menschen sind global vernetzt, sie haben
vielfältige überschneidende Interessen. Die Scheiben berühren sich in
der modernen Zeit, und wenn ihre Regenten und Völker nicht
kooperieren wollen, wird es zu Eruptionen der Gewalt kommen. Dass
Trump dann irrational reagiert, dass er aus einer Laune heraus einen
Atomkrieg zünden könnte, das ist nun die große Angst der Menschen
weltweit, und sie ist berechtigt. Aber auch diese dunkle Zeit bietet
eine Chance. Das Autoritäre wird antiautoritären Widerstand
hervorrufen, das Abgeschottete wird neue Subkulturen der Offenheit
schaffen. So leicht lässt sich die Idee einer offenen Welt nun auch
nicht zerstören, so schnell verschwinden Mitmenschlichkeit und
Empathie nicht. Auch vier Jahre Trump werden enden. In Deutschland
und Europa rollt die national-konservative Gegenrevolution ebenfalls,
aber noch hat sie nirgendwo eine Mehrheit. Der Brexit und die
Krim-Annexion haben freilich bereits eine Ahnung davon gegeben,
welche Zerstörungskraft gerade auf unserem Kontinent in ihr wohnt.
Wenn es hier nicht mit-, sondern gegeneinander geht, ist es sofort
ganz nah. Da muss man nicht erst an zwei Weltkriege erinnern oder an
die Balkan-Konflikte. Der Wahlsieg Donald Trumps bedeutet für
Europa nicht nur, dass es sich darauf einstellen muss, seine
Sicherheit weit mehr als bisher selbst in die Hand zu nehmen. Also
auch mehr für Rüstung auszugeben und militärisch besser zu
kooperieren. Denn auf die USA kann sich nun niemand mehr verlassen.
Das Ereignis in Übersee ist auch eine dringende Mahnung an die
verantwortlichen europäischen Politiker, bei der Regelung der
europäischen Angelegenheiten, von der Flüchtlingsfrage bis zur
Stabilität des Euro, jedes taktische Spielchen zu unterlassen, sich
jede Unentschlossenheit zu verkneifen und maximale Gemeinsamkeit zu
suchen. Die Zeiten sind jetzt wirklich ernst.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
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