Börsen-Zeitung: Auf dem Weg zur Parität, ein Marktkommentar von Kai Johannsen
Geschrieben am 18-11-2016 |
Frankfurt (ots) - Auf den überraschenden Sieg von Donald Trump bei
den US-Präsidentschaftswahlen haben die Märkte zunächst mit einiger
Verunsicherung reagiert. Am Tag nach der Wahl waren - wie in solchen
Phasen erhöhter Unsicherheit in der Vergangenheit schon öfter zu
beobachten war - die üblichen Verlaufsmuster an den Märkten zu
registrieren. Zunächst einmal raus aus den risikobehafteten Assets.
Schließlich weiß ja keiner, was da auf einen zukommt - nach den
Aussagen Trumps während des Wahlkampfes, die bei manchem Beobachter
schon so einiges Stirnrunzeln auslöste, um es mal milde zu
formulieren. Des Weiteren suchten die Anleger wiederum ihr Heil in
den sicheren Häfen. Sichere Staatspapiere waren gefragt, genauso wie
Gold. Schnell beruhigte sich die Situation an den Märkten aber, und
zwischen risikobehafteten Assets und den sicheren Anlagen waren die
umgekehrten Ströme zu beobachten.
Und was machte Amerikas Devise? In der ersten Phase der
Unsicherheit schwächte sie sich ab. Es gab einen Sprung von knapp
drei US-Cent im Vergleich zur Gemeinschaftswährung, d.h. der Euro
wertete auf. In den folgenden knapp anderthalb Wochen - auch unter
dem Einfluss gemäßigterer Trump-Töne, wenn man denn schon von solchen
Klängen des künftigen US-Präsidenten sprechen will - wertete der
Dollar kräftig auf.
Unmittelbar nachdem die Wahlergebnisse bekannt wurden, sprang der
Euro in Riesensätzen nach oben, und zwar bis auf 1,1299 Dollar in der
Spitze am Tag nach der Wahl. Bis zum Freitag der abgelaufenen Woche
vollzog der Greenback dann eine Aufwertung bis auf 1,0570 Dollar. Das
sind immerhin 6,5 Prozent in sieben Handelstagen - ein stattlicher
Spurt. Man möchte meinen, dass die Parität zur Gemeinschaftswährung
noch vor dem Monatsende greifbar ist. Aber man sollte eher eine
Beruhigung der Aufwertungsbewegung mit einkalkulieren, auch wenn eine
Bewegung in Richtung Parität verständlicherweise nicht auszuschließen
ist. An den Märkten ist ja auch nicht auszuschließen, dass die
zehnjährige Bundrendite noch mal ins Minus fällt; das kurze Ende der
Bundkurve, d.h. der zweijährige Bereich, ist bereits wieder tiefer im
Minus, hat die "Trump-Effekte" schon wieder egalisiert, den Weg der
Renditen also wieder ein wenig vorgezeichnet.
Für den Dollar, die US-Kapitalmarktzinsen und damit auch die
Zinsdifferenz zu Europa, bei Währungen speziell zu den kurzfristigen
Bundestiteln, hängt in den nächsten Wochen viel von diversen Faktoren
und Fragestellungen ab und damit natürlich auch von der Rhetorik, mit
der Donald Trump diese Aspekte begleiten wird. An den Märkten stellt
man sich darauf ein, dass die Fiskalpolitik in den USA für die
Kapitalmarktzinsen zu einem entscheidenderen Faktor wird, als das
bislang der Fall war, und dass die Geldpolitik damit ein Stück weit
in den Hintergrund rückt.
Noch hält Fed-Chefin Janet Yellen an ihrem Kurs fest und betont,
dass ein Zinsschritt im nächsten Monat durchaus nicht vom Tisch sei.
Aber die Dollar-Aufwertung könnte das durchaus zunichtemachen,
schließlich wirkt sie ja bereits wie ein Zinsschritt, und die
US-Notenbank wird die Aufwertung - wenn sie denn weitergeht - nicht
noch über eine restriktivere Geldpolitik befeuern wollen. Denn das
war in der Vergangenheit schon zu beobachten. Man erinnere sich an
den Schwenk der Europäischen Zentralbank (EZB) hin zum Quantitative
Easing (QE), die den Euro abwertete. Ein weiterer Faktor, der die Fed
schon zum Abwarten veranlasste, waren die Verzerrungen in
Schwellenländern. Auch heute haben Emerging Markets ziemlich zu
kämpfen.
Dreh- und Angelpunkt wird sein, wie der Konjunkturstimulus in den
USA letzten Endes aussehen wird und vor allem wie er finanziert wird.
Daneben bleibt natürlich immer noch die Frage, ob die Republikaner
Trumps Vorhaben so mitmachen werden, wie Trump es sich vorstellt.
Kommt es tatsächlich zu einer kreditfinanzierten
Konjunkturstimulierung, die womöglich auch greift, sollte sich die
Dollar-Stärke fortsetzen. Das würde ein Stück weit die Geldpolitik
konterkarieren, da weitere Zinsanhebungen den Prozess der Aufwertung
nur noch antreiben würden. Umgekehrt spielt der schwächere Euro der
EZB in die Hände. Noch wird auf eine Ausweitung von QE gesetzt, doch
an den Märkten sollte sich dann im Verlauf von 2017 immer mehr die
Erkenntnis durchsetzen, dass nochmalige QE-Ausweitungen wohl nicht
mehr folgen werden.
Doch wann wird die Fed zum Handeln gezwungen sein? Das wird dann
der Fall sein, wenn die kreditfinanzierten Konjunkturprogramme auch
die Inflationsentwicklung antreiben. Ungeachtet eines stärkeren
Dollar oder sogar einer Parität zum Euro muss die Fed dann
eingreifen.
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