Lausitzer Rundschau: Gefährlich unbedarft
Zum Umgang mit den Ergebnissen des "Sachsen-Monitors"
Geschrieben am 23-11-2016 |
Cottbus (ots) - Die Thüringer müssten es am besten wissen. Seit
2000 hören sie regelmäßig tief in den Bauch der Bevölkerung, wie es
dort friedlich gluckert oder eben auch mal rumort. Der
"Thüringen-Monitor" ist beispielhaft in seiner Aussagekraft über die
Stimmungslage im Osten. Diese Studie konfrontiert uns alle Jahre
wieder mit dem Umstand, dass "noch immer die Wahrnehmung einer
Benachteiligung Ostdeutscher gegenüber Westdeutschen kollektiv und
individuell verbreitet" ist, schreiben die Forscher von der
Universität Jena. Und weiter: "Die universellen humanitären Normen,
die der Aufnahme von Flüchtlingen zugrunde liegen, sind viel
ephemerer und eingeschränkter" im Osten, so lautet ein zentraler
Befund. Über die tieferen Gründe dieser Meinungen sind schon
Regalmeter an Büchern geschrieben worden. Die Folgen lassen sich aus
den aktuellen Meinungsumfragen ablesen. Was aber die Experten ratlos
macht, ist, dass die junge Nachwende-Generation diese humanitären
Normen anscheinend wieder über Bord wirft. Junge Leute unter 30
offenbaren im "Sachsen-Monitor" eine politische Unbedarftheit, die
erschrecken lässt. Sie halten mehrheitlich nichts von Parteien. Sie
wollen mit schwierigen gesellschaftlichen Entscheidungen nicht
behelligt werden. Für sie ist die Welt groß und Brüssel ist weit.
Und, noch schlimmer: Viele junge Leute haben offenbar
Schwierigkeiten, sich eine Meinung zu bilden. Man mag sich nicht
vorstellen, was passieren könnte, wenn diese Generation ihre ersten
beruflichen Misserfolge einfährt und sich Frust anstaut.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
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