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Tom Hanks im Kino mit Prädikat "besonders wertvoll" für Clint Eastwoods SULLY/Kinostart mit Prädikat auch für MARIE CURIE und DIE HÄNDE MEINER MUTTER

Geschrieben am 30-11-2016

Wiesbaden (ots) - Die Notlandung im Hudson River im Januar 2009
hat den Flugkapitän Chelsey "Sully" Sullenberger berühmt gemacht. Er
rettete damit 155 Menschen das Leben und wurde als "Held vom Hudson"
gefeiert. Doch während er ein Interview nach dem nächsten gibt,
vermehren sich die Vorwürfe durch die ermittelnde Behörde, die ihm
fehlerhaftes Verhalten vorwirft. SULLY (Start: 1. Dezember), der
neueste Film von Altmeister Clint Eastwood überzeugt als packendes
und doch stilles Drama. Die fünfköpfige Expertenrunde der FBW
zeichnet den Film mit dem höchsten Prädikat "besonders wertvoll" aus
und schreibt in ihrem Gutachten: "Mit diesem Film beweist Eastwood,
dass er nicht nur ein großer Routinier seines Fachs ist, sondern viel
mehr als gelungene Dramen abzuliefern versteht. Schön, dass der
Filmemacher dabei zwar virtuos die Klaviatur der Emotionen zu spielen
versteht, dabei aber kaum je der Versuchung erliegt, seinen Film ins
allzu Gefühlsselige abgleiten zu lassen. Ein bewegendes Plädoyer für
mehr Menschlichkeit."

Marie Noelle-Sehrs MARIE CURIE (Start: 1. Dezember) begleitet die
berühmte Wissenschaftlerin über sechs Jahre ihres Lebens. 1903, als
Marie und ihr Mann Pierre der Nobelpreis für Physik verliehen wird,
scheinen die Curies auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen. Aber
Pierre kommt bei einem Unfall ums Leben. Marie muss feststellen, dass
eine Frau in der Welt der Wissenschaft nichts zu sagen hat. Dennoch
forscht sie weiter und besteht mit überzeugenden Leistungen als Frau
in einer Männerwelt. In der Diskussion zeigte sich die Jury
begeistert von der Dramaturgie und der Ästhetik des Films.
Regisseurin Marie Noelle-Sehr setze, so die Jury, "auf eine
angemessene, beinahe altertümlich wirkende Visualisierung. Mit
ruhigen, wohltemperierten Szenen beweist sie ein gutes Gespür für die
Zeit um die Jahrhundertwende." Auch die Leistung der
Hauptdarstellerin Karolina Gruszka hebt die Jury lobend hervor. Sie
zeige "eine Marie Curie, die genauso besonnen wie verletzlich wirkt,
eine Frau, die nicht für den beruflichen Erfolg an sich steht,
sondern für Gleichberechtigung mit den männlichen Kollegen". Die Jury
kommt zu dem Schluss: "Ein feinfühliges Porträt über eine frühe
Feministin, anspruchsvoll und ehrlich." Sie vergibt das Prädikat
"besonders wertvoll".

Markus hat mit Ende dreißig schon viel im Leben erreicht. Eine
glückliche Ehe, ein gesunder Sohn, ein geregelter Job. Nur das
Verhältnis zu seinen Eltern und Geschwistern ist distanziert. Doch
Markus hinterfragt das nicht. Bis eines Tages auf einer Familienfeier
etwas passiert und auf einmal alles anders ist. Denn plötzlich kann
sich Markus an seine Kindheit erinnern. Und an das, was ihm seine
Mutter damals angetan hat. Mit DIE HÄNDE MEINER MUTTER (Start: 1.
Dezember) beendet Regisseur und Autor Florian Eichinger seine
Filmtrilogie zum Thema Gewalt in der Familie. In ihrer Begründung für
das einstimmig vergebene höchste Prädikat "besonders wertvoll"
schreibt die Jury der FBW: "Was für ein ausgefeiltes, hervorragendes
Drehbuch liegt diesem Film zugrunde! Sorgfältig recherchiert im Thema
und dramaturgisch den Spannungsbogen ohne Action und höchst sensibel
stetig nach oben treibend. Dass die Mutter als Täterin nicht an den
Pranger gestellt wird, ist eine weitere Stärke des Films. Andreas
Döhler als Markus und Jessica Schwarz als seine Frau beweisen unter
der sicheren Regieführung ihre schauspielerische Klasse. Eine sehr
gute Kamera und die Arbeit der Montage gehören zu den weiteren
handwerklichen Pluspunkten eines unter die Haut gehenden, in allen
Belangen gelungenen und eminent wichtigen Filmwerkes."

Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen
unter www.fbw-filmbewertung.com.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet
herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders
wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys
mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet
die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.

Prädikatsfilme vom 1. Dezember 2016

Sully

Spielfilm, Drama. USA 2016.

Der 15. Januar 2009. US-Airways Flug 1549. Der erfahrene
Flugkapitän Chesley Sullenberger, genannt "Sully", und sein Kopilot
starten ihren Flug in La Guardia. Minuten später zerstört die
Kollision mit einem Vogelschwarm beide Triebwerke. Von der
Flugsicherung ertönt die Freigabe für die Rückkehr nach La Guardia.
Doch Sully weiß: Dafür ist keine Zeit. Alles was bleibt, ist eine
Notwasserung. Und tatsächlich gelingt das Unfassbare. Der Airbus
landet auf dem Hudson River, alle 155 Menschen an Bord überleben. Die
Flugsicherheitsbehörde hinterfragt jedoch Sullys Entscheidungen, die
ihn in den Medien längst zum "Held vom Hudson" gemacht haben. In
SULLY erzählt Regisseur Clint Eastwood nicht nur die unglaublich
anmutende Geschichte der Notwasserung auf dem Hudson River nach,
sondern er porträtiert auch den Helden dieser Geschichte auf
sensible, ruhige und kluge Art und Weise. Denn während sich der Hype
einer medialen Berichterstattung und die unangenehmer werdenden
Nachfragen der Behörde wie ein Unwetter über Sully zusammenziehen,
wirkt er selbst zurückhaltend und nachdenklich. Tom Hanks spielt
Sully als sich selbst stets hinterfragenden Zweifler, der an
Panikattacken und Angstvisionen leidet. Hanks erscheint als
Idealbesetzung für Sully: empathisch, dennoch zurückhaltend, ein Mann
von nebenan, dem man all die Sorgen und Zweifel abnimmt, die man
selbst hätte - und dem man doch von Anfang an vertraut. Die
Bilddramaturgie von Tom Sterns Kamera ist exakt und in jedem Bild
perfekt durchkomponiert. Auch die Dialoge sind auf den Punkt und in
ihrer Reduzierung effizient. Die Höhepunkte des Films sind die
Verhöre, in denen, einem Gerichtsfilm ähnlich, Sully seine
getroffenen Entscheidungen untermauern kann, und die Notwasserung
selbst. Immer wieder eröffnet Eastwood neue Aspekte, wechselt in der
Perspektive vom Cockpit zum Passagierraum und zurück. Die Genauigkeit
der Rekonstruktion der Ereignisse zeigt die meisterhafte Leistung von
Schauspiel, Regie, dem Special-Effects-Department und der Recherche.
SULLY ist ein stilles und doch packendes Drama über Heldentum,
Verantwortung, Schuld und Mut, das bewusst macht, eines nie zu
vergessen: den menschlichen Faktor.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/sully

Marie Curie

Drama, Spielfilm. Deutschland, Frankreich, Polen 2016.

1903 wird Marie Curie als erster Frau, zusammen mit ihrem Ehemann
Pierre, der Nobelpreis für Physik verliehen. Doch lange soll das
Glück der zweifachen Mutter nicht anhalten. Kurz darauf kommt Pierre
bei einem Unfall ums Leben. Trotz diesem tragischen Schicksalsschlag
setzt sie ihre Arbeit fort und versucht sich in der von Männern
dominierten Arbeitswelt durchzusetzen. Auch wenn sie eine neue Liebe
in ihrem verheirateten Arbeitskollegen Paul Langevin findet, werden
ihr weitere Stolpersteine in den Weg gelegt. Denn Langevins Ehefrau
erfährt von der Affäre und schaltet die Pariser Presse ein, deren
Berichterstattung Curies beruflichem und privatem Leben schadet.
Regisseurin Marie Noelle wirft mit MARIE CURIE einen sehr intimen
Blick auf das beeindruckende Leben der Wissenschaftlerin und wählt
den Zeitraum zwischen der Verleihung des ersten und des zweiten
Nobelpreises im Jahr 1911. In einzelnen Schlüsselmomenten schafft es
Noelle gekonnt, eine starke und zielstrebige Frau zwischen harter,
diskriminierender Arbeitswelt und leidenschaftlichem Liebesleben zu
porträtieren. Gleichzeitig wird sie auch als liebevolle Mutter
dargestellt, die sich um die Erziehung ihrer Kinder sorgt und als
verantwortungsvolle Wissenschaftlerin, die immer wieder betont, wie
wichtig es ist, dass der Missbrauch ihrer Arbeit mit allen Mitteln
verhindert werden soll. Zu verdanken ist die Komplexität der Figur
auch Karolina Gruszka, die mit ihrem Schauspiel diesen Konflikt
hervorragend darstellt. Durch die Diskriminierung, die die
Protagonistin von ihren männlichen Kollegen erfährt, vermittelt der
Film auch eine feministische Botschaft und verleiht ihm auch heute
noch Aktualität. Dank verschiedener ästhetischer Mittel wie
Weichzeichner und geringer Schärfentiefe erhält der Film seinen
individuellen Stil und die wunderschön in Szene gesetzten Bilder
sorgen für eine zusätzliche Faszination. Mit MARIE CURIE ist Marie
Noelle ein würdiges Porträt einer der wichtigsten weiblichen
Wissenschaftlerinnen gelungen, die die Welt der Physik und Chemie
nachhaltig und weitreichend beeinflusst hat. Und wenn man im Abspann
sieht, wie Marie Curie durch das zeitgenössische Frankreich spaziert,
dann spürt man, dass ein Mensch wie sie nie in Vergessenheit geraten
darf.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/marie_curie

Die Hände meiner Mutter

Spielfilm, Drama. Deutschland 2016.

Markus ist Ende dreißig, glücklich verheiratet, ein geregelter
Job, ein gesunder Sohn. Nur das Verhältnis zu seinen Eltern und
Geschwistern ist distanziert, man sieht und besucht sich kaum. Warum
das so ist, weiß Markus selbst nicht so genau. Als dann aber sein
Sohn auf einer Geburtstagsfeier nach einem Toilettenbesuch mit seiner
Oma eine kleine Wunde an der Stirn hat, ist es plötzlich, als hätte
sich ein Schalter umgelegt. Denn auf einmal erinnert sich Markus. An
seine Kindheit. An die nächtlichen Besuche seiner Mutter in seinem
Zimmer. Und an das, was seine Mutter dort mit ihm tat. Als Kind hat
er das nicht verstanden. Er hat sich nur geschämt und gewusst, dass
es falsch ist. Und er hat es verdrängt. Nun, als Erwachsener, muss er
sich der Vergangenheit stellen. Markus Frau Monika will ihm helfen,
doch weiß nicht wie. Markus Eltern wiederum wollen "von früher"
nichts wissen. Sie verdrängen weiterhin und halten so eine Mauer des
Schweigens aufrecht, die sich durch die gesamte Familie zieht. Mit
DIE HÄNDE MEINER MUTTER beendet Regisseur und Autor Florian Eichinger
seine Filmtrilogie zum Thema Gewalt in der Familie und überzeugt auf
allen Ebenen, sowohl formal als auch emotional. Um dem Zuschauer die
schockierenden Details des Missbrauchs durch die Mutter zu
vermitteln, ohne ihn zu überfordern, wählt Eichinger dabei ein
besonderes Stilmittel: Er lässt Markus die Szenen der Erinnerung als
sein erwachsenes Ich durchleben. Andreas Döhler leistet hier Großes.
Im Hier und Jetzt spielt er gebrochen, verzweifelt, doch mit
erwachsener Reife. Doch wenn er in seine Erinnerungen zurückkehrt,
dann wandelt sich auch sein Spiel. Naiv wird es, jung, verängstigt,
unschuldig. Döhler offenbart in seinem Spiel eine kindliche Seele -
und genau dieses Spiel macht dem Zuschauer das Entsetzliche der Tat
bewusst. Auch Jessica Schwarz als Monika, Heinz Pinkowski als Gerhard
und Katrin Pollitt als Markus Mutter überzeugen in jeder Minute. Der
Film urteilt niemals lapidar über die Mutter als Täterin und den
Vater als Mitwisser, sondern zeigt, wie schwierig es ist, mit einem
solchen Thema umzugehen. Für den Film sind alle Mitglieder der
Familie Opfer der Tat, der Umstände, ihres Wesens. Die Dramaturgie
des Films ist klar, die Erinnerungen bauen sich organisch in die
Handlung ein, die Dialoge sind gestochen scharf, viele Szenen leben
jedoch auch von stummen Blickwechseln, von inneren Kämpfen, die ohne
Worte auskommen. Die Gespräche mit Therapeuten und der undramatische
Umgang mit der Problematik schaffen Authentizität, lassen dabei aber
nie die Emotionen auf der Strecke. DIE HÄNDE MEINER MUTTER ist eine
überzeugende, beeindruckende und tief bewegende Auseinandersetzung
mit einem schwierigen Thema. Ein wichtiger, kluger und reflektierter
Film, der Mut machen kann, über solch ein Thema zu reden. Denn das
Schlimmste, was man tun kann, ist schweigen.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_haende_meiner_mutter



Pressekontakt:
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden

Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com

Original-Content von: Deutsche Film- und Medienbewertung, übermittelt durch news aktuell


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