Neue Westfälische (Bielefeld): Hollandes Abgang
Ruhmlos
Peter Heusch, Paris
Geschrieben am 02-12-2016 |
Bielefeld (ots) - Auch wenn nun Freund wie Feind von einer
Entscheidung voller Würde sprechen, so war der Abgang von François
Hollande wie seine in vier Monaten ausklingende Präsidentschaft:
ruhmlos. Und auch dies: unabwendbar. Weil er zuletzt jeden Rückhalt
verloren hatte, blieb dem Sozialisten nichts anderes übrig, als das
Handtuch zu werfen. Die Franzosen hatten sich schon lange von
Hollande abgewandt. Teile seiner Partei folgten, weswegen er bereits
seit Monaten über keine verlässliche Regierungsmehrheit mehr
verfügte. Am Ende sind ihm bis hin zu seinem stets loyalen
Premierminister selbst die engsten Vertrauten von der Fahne gegangen.
Hollande hinterlässt Scherbenhaufen, wohin man auch blicken mag. Die
Wirtschaftskrise bekam er ebenso wenig in den Griff wie die
Arbeitslosigkeit, sein Land hat er nicht zu reformieren vermocht und
den Rechtsextremisten mit seinen Misserfolgen weiteren Auftrieb
verschafft. In die Geschichte dürfte Hollande dennoch eingehen. Als
unpopulärstes Staatsoberhaupt der V. Republik und als Präsident, der
mit der Machtfülle, die ihm die Verfassung in die Hand gibt, so gut
wie nichts anzufangen wusste. Von den Entscheidungen, die der
Zauderer so ungerne traf, ist die seines Kandidaturverzichts ganz
fraglos die beste. Eine Entscheidung, die wie ein Befreiungsschlag
für das Land wirkt.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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