Coller-Capital-Umfrage: "Harter" Brexit würde EU und Großbritannien schaden, sagen Private-Equity-Investoren
Geschrieben am 05-12-2016 |
London (ots) -
- Ein Drittel der gesetzlichen Rentenversicherer und privaten
Versicherungsgesellschaften wird interne Rendite-Ziele verfehlen
- Der Erwerb von Beteiligungen an GPs durch LPs führt zu
Konfliktpotenzial und Fehlausrichtung, so LPs
- In drei Jahren werden die meisten LPs in Europa/Asien-Pazifik
den Klimawandel miteinbezogen haben - US-LPs jedoch langsamer
- Ein Drittel der LPs in Europa/Asien-Pazifik haben Kapitalzusagen
abgelehnt - meist wegen Bedenken im Hinblick auf Umweltschutz,
soziale Faktoren und Governance
Ein Drittel der Private-Equity-Investoren (Limited Partners, LPs)
für gesetzliche Rentenversicherer und private
Versicherungsgesellschaften denken, dass ihre Organisationen in den
nächsten drei bis fünf Jahren ihre angestrebten Investmentrenditen
insgesamt verfehlen werden, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld oder
Betriebsmodelle nicht signifikant ändern. Dies geht aus dem neuesten
Global Private Equity Barometer von Coller Capital hervor. LPs
rechnen dagegen mit weiterhin guten Renditen aus Private Equity: Mehr
als 75 % der LPs rechnen bei dieser Anlageklasse für die nächsten
fünf Jahre mit Nettojahresrenditen von mindestens 11 %.
Vor diesem Hintergrund gibt es keine Anzeichen dafür, dass der
Hunger der Anleger nach alternativen Assets nachlässt. Weltweit geht
fast die Hälfte der LPs davon aus, dass sie ihre Zielallokationen für
Infrastruktur in den nächsten zwölf Monaten aufstocken werden. Fast
40 % der LPs setzen auf höhere Zielallokationen in Private Equity und
Immobilien. Eine Ausnahme gibt es: Mehr als ein Viertel der LPs
planen, ihre Zielallokationen für Hedgefonds in den nächsten zwölf
Monaten zu reduzieren, während nur 8 % der LPs eine Erhöhung planen.
(Noch deutlicher wird dies, wenn man längere Zeiträume betrachtet: 39
% der LPs sagen, dass sie ihre Hedgefonds-Investments in den nächsten
drei bis fünf Jahren reduzieren oder einstellen werden.)
Private-Equity-Investments in Immobilien erfreuen sich zunehmender
Beliebtheit: Etwa die Hälfte der LPs investiert bereits in
Private-Equity-Immobilien und Private-Equity-Infrastruktur, während
weitere 10 % der LPs derartige Anlagen für die nächsten drei Jahre
planen.
"Angesichts immer weiter steigender Verbindlichkeiten, hoher
Volatilität und niedrigem Renditeniveau fällt es vielen Versicherern
und Rentenversicherungen schwer, die nötigen Mittel zu
erwirtschaften", so Jeremy Coller, CIO von Coller Capital.
"Allerdings haben sie einen großen Vorteil: langfristige
Anlagehorizonte. Die volle Nutzung der Illiquiditätsprämie, die
alternative Anlagen bieten, ist daher eine gute Möglichkeit, die
Lücke zu schließen."
Michael Schad, Partner bei Coller Capital, merkt an: "In einer
Zeit, in der es strukturell bedingt für LPs immer schwieriger wird,
hohe Renditen zu erzielen, ist es bemerkenswert, dass Themen wie
Klimawandel und ESG im Fokus der Investoren stehen."
Die Konjunkturaussichten und Investmentrenditen werden zunehmend
durch politische Erwägungen beeinflusst. Zwei Drittel der LPs sagen,
ein "harter" Brexit hätte negative Auswirkungen auf die EU. (Ein
"harter" Brexit wäre eine vollständige Trennung Großbritanniens von
der EU, bei der Großbritannien nur noch eingeschränkten Zugang zum
EU-Binnenmarkt hätte und die Zuwanderung nach Großbritannien stark
reduziert würde.) Ganze 75 % der LPs denken, dass ein harter Brexit
Großbritannien schaden würde. Mehr als ein Drittel (37 %) der LPs
denken, dass bei einem harten Brexit auch ihre Gesamtrenditen aus
europäischen Private-Equity-Investments geringer wären.
LP/GP-Dynamik
Die meisten Anleger finden es bedenklich, wenn LPs Beteiligungen
an Verwaltungsgesellschaften (General Partners, GPs) erwerben, da sie
Konfliktpotenzial sehen und eine Fehlausrichtung befürchten. Am
ausgeprägtesten ist dieses Gefühl bei den europäischen LPs, von denen
80 % dieser Ansicht sind.
Anleger gestehen zu, dass die Nachfrage von LPs nach
Co-Investments wahrscheinlich das Angebot übersteigen wird. Fast zwei
Drittel der LPs denken, dass künftig auf Co-Investment-Gelegenheiten
zunehmend Gebühren und Gewinnbeteiligungen (Carried Interest) zu
zahlen sein werden. Dennoch werden fast alle der Anleger, die ihre
eigenen Private-Equity-Teams in den nächsten beiden Jahren zu
vergrößern planen (ca. 40 % aller LPs), ihren neuen Teams aufgeben,
sich auf Co-Investments und Private-Equity-Direktinvestments zu
konzentrieren.
Die Restrukturierung von Fonds durch ihre GPs wird von den
Private-Equity-Anlegern unterschiedlich beurteilt. Wo es jedoch zu
einer Restrukturierung kommt, meinen die LPs im Allgemeinen, sich im
Hinblick auf den Verbleib oder Ausstieg vom Fonds richtig entschieden
zu haben. Mehr als 75 % der LPs waren rückblickend der Meinung, in
der Regel die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Institutionelle Anleger äußerten unterschiedliche Ansichten zu neu
in den Wagniskapitalmarkt kommenden Unternehmen: Knapp über die
Hälfte der LPs betrachten solche Corporate Venturer als wenig
hilfreiche Konkurrenz zu Finanzanlegern wie ihnen selbst. Fast
genauso viele LPs halten Corporate Venturing jedoch für eine positive
Entwicklung, weil es dem gesamten "Ökosystem" im Wagniskapitalbereich
zusätzliche Mittel zuführt.
Klimawandel und ESG - Faktoren für Anlageentscheidungen von LPs
Der Klimawandel ist ein zunehmend wichtiger Faktor für die
Anlageentscheidungen der LPs: Zwei Drittel der LPs in Europa und
Asien-Pazifik sagen, dass sie den Klimawandel schon heute bei ihren
Private-Equity-Entscheidungen berücksichtigen bzw. in den nächsten
zwei bis drei Jahren beabsichtigen einzubeziehen. Weniger ausgeprägt
ist dieser Trend bei nordamerikanischen LPs, von denen nur ein
Drittel entsprechende Pläne für diesen Zeitrahmen hat.
Eine ähnliche Dynamik zeigt sich im Hinblick auf die Bedeutung der
ESG-Faktoren (Umwelt-, soziale und Governance-Aspekte) für die
Entscheidungsfindung der LPs. Mehr als ein Drittel der LPs in Europa
und in der Region Asien-Pazifik gibt an, Kapitalzusagen hauptsächlich
aus ESG-Gründen abgelehnt zu haben. Bei nordamerikanischen LPs ist es
nur ein Fünftel.
Institutionelle Anleger machen immer häufiger von
Social-Impact-Investing (d. h. Anlagen, die an der Wirksamkeit zur
Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen orientiert sind)
Gebrauch: Die Hälfte der LPs gab an, ihre Organisation habe bereits
solche Anlagen oder entsprechende Anlagepläne für die nächsten zwei
Jahre. Vier Fünftel der LPs sagten jedoch, sie persönlich seien der
Meinung, Social-Impact-Investments stellten nur dann eine angemessene
Kapitalverwendung dar, wenn es die finanziellen Renditen ihrer
Organisation nicht schmälert.
Private-Equity-Märkte in Schwellenländern
Unter den Private-Equity-Märkten in Schwellenländern gelten Indien
und Südostasien als diejenigen, die in der Region Asien-Pazifik für
die nächsten drei Jahre die attraktivsten Chancen bieten: Ein Drittel
der LPs denkt, dass in diesen Bereichen wahrscheinlich attraktive
Chancen für Private Equity zu finden sein dürften.
In Lateinamerika sind es nach Ansicht eines Drittels der LPs
Brasilien und Mexiko, die in den nächsten drei Jahren besonders
attraktive Anlagechancen für Private Equity bieten. Brasilien wird
jedoch von den LPs unterschiedlich beurteilt: Etwa ein Viertel der
LPs glaubt, dass Brasilien und Argentinien in den nächsten drei
Jahren für Private-Equity-Investments weniger attraktiv sind.
Weitere Barometer-Feststellungen
Die Barometer-Ausgabe Winter 2016/17 vermittelt außerdem einen
Überblick über die Ansichten und Meinungen der Anleger zu den
folgenden Themen:
- Pläne von LPs für neue Beziehungen zu GPs
- Sekundärmarkt
- Private-Equity-Ausschüttungen
Befragt wurden 110 Private-Equity-Investoren aus aller Welt. Die
Ergebnisse des Barometers sind für die Gesamtheit der LPs im Hinblick
auf Anlegerstandort, Art der investierenden Organisation, verwaltetes
Gesamtvermögen und Zeitraum der Erfahrung mit Private-Equity-Anlagen
global repräsentativ.
Pressekontakt:
Volker Northoff
Northoff.Com Public Relations
Frankfurt/Main
+49 (0)69/408980-00
info@northoff.com
Original-Content von: Coller Capital, übermittelt durch news aktuell
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