Die Parallelgesellschaft als "Durchlauferhitzer" / Das Professorenehepaar Münkler mit seinem Buch "Die neuen Deutschen" in "lesenswert sachbuch" am 8. Dezember, 23:15 Uhr, im SWR Fernsehen (FOTO)
Geschrieben am 06-12-2016 |
Mainz (ots) -
In "lesenswert sachbuch" zeichnen Marina und Herfried Münkler ein
optimistisches Bild für die Zukunft Deutschlands, trotz oder sogar
wegen des großen Ansturms der Flüchtlinge im Jahr 2015. Aus
demoskopischen Gründen komme Deutschland um Zuwanderung nicht herum.
Dass Deutschland kein Einwanderungsland sei, bezeichnet das
Professorenehepaar in der Sendung am Donnerstag, 8. Dezember (23:15
Uhr im SWR Fernsehen) als Lebenslüge. Hier sprechen die beiden
Autoren mit Moderator Walter Janson über ihr jüngstes Buch "Die neuen
Deutschen".
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler und die
Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler sehen sogar Chancen in
Parallelgesellschaften, wenn diese wie ein Durchlauferhitzer
funktionierten: "Die Leute kommen aus der Fremde und erfahren sich
als fremd. Und haben hier die Chance, mit Leuten aus ihrer Gegend,
mit denen sie sich verständigen können, zu leben [...]. Wenn diese
Gesellschaft dann so funktioniert, dass sie nach einiger Zeit
allmählich in die Mehrheitsgesellschaft hineinkommt, dann ist dies
gut und dann stellt diese Parallelgesellschaft kein Problem, sondern
eine Chance dar", sagt Herfried Münkler im Gespräch mit Walter
Janson. Allerdings warnt er davor, dass Migranten über Generationen
hinweg in Parallelgesellschaften verblieben. Denn dann entstehe dort
auch häufig der Nährboden für Kleinkriminalität und Terrorismus.
Arbeit und Sprache für eine gelungene Integration Von großer
Bedeutung für eine gelungene Integration sei Arbeit, so die
Co-Autorin Marina Münkler: "Mit der Arbeit baut man sich das Gefühl
auf, dass man für seine Familie sorgen kann. Und dass macht die
meisten Menschen stolz. Der andere Faktor ist, dass man dann
natürlich ganz normale alltägliche Kontakte zu anderen Menschen hat
[...]. Es bringt Selbstbewusstsein hervor und strukturiert den Tag.
Natürlich setzt dies voraus, dass man die deutsche Sprache kann."
Bei der Integration von Zuwandern muss nach Ansicht der Autoren
ein besonderes Augenmerk auf Frauen gerichtet werden. Es müsse darauf
geachtet werden, dass Frauen, die nicht berufstätig seien, die
deutsche Sprache erlernten, um sich so besser in die Gesellschaft
integrieren zu können. Ebenso wichtig sei es, Kinder von Migranten
auf alle Schulen zu verteilen, so dass keine Schule einen höheren
Anteil von 20 bis 25 Prozent Nichtmuttersprachlern habe. Dafür müsse
der Staat Schulbussysteme einrichten.
Gewinn für strukturschwache Regionen
Schließlich plädiert das Ehepaar Münkler dafür, Migranten jenseits
der Ballungsgebiete lieber in ländlichen Regionen unterzubringen,
weil dort die Integration trotz anfänglicher Probleme letztendlich
besser funktioniere. "Man kann es sehr schön in der
Integrationsgeschichte beobachten, dass Fremde, die in Dörfer, in
Kleinstädte gezogen sind, häufig eine bessere Integrationsgeschichte
haben als diejenigen, die in Großstädten in sogenannten
Parallelgesellschaften geblieben sind", beobachtet Herfried Münkler.
In ländlichen, strukturschwachen und von Abwanderung geplagten
Regionen verspricht sich Münkler durch den Zuzug von Migranten eine
Win-win-Situation für beide Seiten. So könnten beispielsweise
Schulen, die vor der Schließung stünden, durch die Neubürger erhalten
bleiben.
Die Sendung wird am 11. Dezember um 10:45 Uhr in 3sat wiederholt.
Pressekontakt: Sibylle Schreckenberger, Tel. 06131 929 32755,
sibylle.schreckenberger@SWR.de
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