Westfalen-Blatt: zu Papst Franziskus
Geschrieben am 16-12-2016 |
Bielefeld (ots) - Mit 80 Jahren noch ein Hoffnungsträger - wer
kann das schon von sich behaupten? Papst Franziskus könnte es ohne
jede Eitelkeit, würde das aber nie tun. Der Mann ist und bleibt
bescheiden. Das Amt hat ihn da kein bisschen verändert. Im
Gegenteil: Er hat das Amt verändert. Franziskus hat unter den
Katholiken für eine Aufbruchstimmung gesorgt. Und er hat auch bei
vielen Menschen, die mit dem Glauben nur wenig und mit der Kirche
schon gar nichts anfangen können, neues Interesse geweckt.
Besonders aber im Vatikan hat sich Jorge Mario Bergoglio
Respekt verschafft. Vereinnahmen lässt sich dieser Papst von nichts
und niemandem. Das ist schon für sich genommen eine ungeheure
Leistung, denn so mancher seiner Vorgänger auf dem Stuhl Petri
musste erleben, wie die Kurie die eigenen Handlungsmöglichkeiten
systematisch immer weiter eingeschränkt hat. Dieser Papst aber ist
anders, und er macht es anders. Franziskus ist unanfällig für Pomp
und Personenkult, er bleibt stets als Mensch nahbar und als
Persönlichkeit erkennbar. Dieser Pontifex nimmt den Widerspruch
und den Widerstand im Vatikan bewusst in Kauf. Er fordert ihn
regelrecht heraus. Und doch lastet die Verantwortung schwer auf
seinen Schultern. Die Erwartungshaltung ist so riesig wie die
Sympathie, die Franziskus entgegengebracht wird. Nach vier Jahren im
Amt wächst die Ungeduld: Wann endlich wird aus dem Aufbruch der
Durchbruch? Das fragen sich viele. Und übersehen dabei, dass die
Reform der katholischen Kirche und die Erneuerung der Christenheit
nicht die Tat eines einzelnen Mannes sein können - und sei er auch
der Stellvertreter Gottes auf Erden. Franziskus selbst übersieht das
nicht - und noch weniger überschätzt er sich und sein Wirken. Der
Papst weiß, dass der Weg schwer und steinig ist. Dass er die
katholische Kirche öffnen will, ist offenkundig. Ebenso unübersehbar
ist aber auch, dass längst nicht alle damit einverstanden sind. Sie
setzen stattdessen auf Abschottung. So tobt auch in der katholischen
Kirche die Debatte, die derzeit vielerorts auf der Welt
erbittert geführt wird. Dieser Papst und sein Kurs sind vor allem
eine Wette auf die Zukunft. Franziskus hat neue Themen auf die
Agenda gesetzt und die Perspektive geändert. Er sieht die Kirche
stets auch von unten und nicht nur vom Stuhl des Heiligen Vaters
aus. Gleichwohl sind Veränderungen mit der Brechstange seine
Sache nicht. Er ist eher Aufklärer als Revolutionär. Was er
erreicht, wird auch davon abhängen, wie viele Mitstreiter er findet
und wie viele von diesen er zu Kardinälen machen kann, auf dass sie
sein Wirken verstärken und dereinst fortsetzen werden. Ob Papst
Franziskus Erfolg hat, ist nicht sicher. Zu wünschen wäre es aber,
denn diese Welt könnte neue Hoffnung gut gebrauchen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
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