Neue Westfälische (Bielefeld): Gewalt am Arbeitsplatz
Freiwild
Wolfgang Mulke
Geschrieben am 18-12-2016 |
Bielefeld (ots) - Was kann der Betreuer im Jobcenter dafür, dass
einer seiner Klienten auf Hartz IV angewiesen ist? Warum ist der
Busfahrer schuld an der fehlenden Fahrkarte eines Passagiers? Und ist
die Lehrerin verantwortlich für schlechte Leistungen in der Schule?
Das wird in allen Fällen nur ausnahmsweise der Fall sein. Trotzdem
bekommen sie alle immer häufiger die Wut der anderen zu spüren,
werden angepöbelt, bespuckt, verprügelt, wird der Frust an ihnen
ausgelassen, werden sie wie Freiwild gejagt. Das ist nicht
hinnehmbar. Es ist zwar die Aufgabe der Arbeitgeber, für gut
geschützte Arbeitsplätze zu sorgen. Doch einen Rundumschutz kann es
naturgemäß nie geben, wenn Menschen auf Menschen treffen. Kleine
Vorkehrungen helfen gegen Gewalt am Arbeitsplatz. So stattet die
Deutsche Bahn ihre Sicherheitsleute jetzt flächendeckend mit
Körperkameras aus, weil sich dies als Prävention bewährt hat.
Gleichzeitig geht mit jedem bisschen mehr Kontrolle auch etwas mehr
Freiheit verloren. Das muss man zähneknirschend im Sinne der
betroffenen Beschäftigten wohl hinnehmen. Nicht abfinden muss sich
die Mehrheit der Friedfertigen mit den Ausfällen einer Minderheit.
Hier ist der Staat gefragt, den viele Bürger nicht mehr als
Schutzinstrument wahrnehmen. Solange die Sanktionen für Übergriffe,
ob nun nur verbal oder auch körperlich, keine Abschreckung bewirken,
wird der Trend zur Hassgesellschaft nicht gestoppt werden können. Es
wird viel über Politikverdrossenheit und Vertrauensverlust
gesprochen. Hier hat die Politik die Chance, Glaubwürdigkeit
zurückzugewinnen, in dem sie bei den vergleichsweise kleinen Delikten
auch einmal durchgreift.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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