Rheinische Post: Kommentar /
Viel Richtiges im De-Maizière-Katalog
= Von Michael Bröcker
Geschrieben am 03-01-2017 |
Düsseldorf (ots) - Die innere Sicherheit beherrscht die politische
Debatte wie einst nach den New Yorker Terroranschlägen von 2001. Der
damalige SPD-Minister Otto Schily reagierte mit einem als
"Otto-Katalog" bekannt gewordenen Maßnahmenkonzept. Nach dem
Weihnachtsmarkt-Attentat in Berlin reagiert nun auch der amtierende
CDU-Innenminister und präsentiert einen De-Maizière-Katalog. Was ist
davon zu halten? Vorneweg: einiges! Dass der CDU-Mann die Vorschläge
im heraufziehenden Wahlkampf veröffentlicht, ändert nichts an ihrer
Sinnhaftigkeit. Eine stärkere Zuständigkeit des Bundes bei der
Überwachung der islamistischen Gefährder ist wünschenswert. Der Fall
Anis Amri hat die Defizite in der Kommunikation zwischen Bund und
Ländern ja offengelegt. Auch eine Zentralisierung des
Verfassungsschutzes ist sinnvoll, die Gefahrenabwehr und der Kampf
gegen Extremismus sind nationale Aufgaben. Wie hinderlich föderale
Strukturen (und Eitelkeiten) sein können, hat der NSU-Skandal auf
dramatische Weise gezeigt. Was wäre gewesen, wenn das BKA früh den
Auftrag bekommen hätte, die Mordserie als Tatkomplex zu prüfen? Dass
Zentralismus funktionieren kann, zeigt das Gemeinsame
Terrorabwehrzentrum (GTAZ) in Berlin. Das Konstrukt könnte Modell
stehen für eine effiziente Sicherheitsarchitektur, die Kompetenzen
bündelt und den Informationsaustausch priorisiert. Das GTAZ wurde
gegen heftige Widerstände der Länder durchgesetzt, heute loben es
alle. Bei einer Stärkung des Bundesamtes für Verfassungsschutz würde
ja nicht gleich der Föderalismus abgeschafft. Die regionalen
Einheiten, die Landesämter mit ihrem ortskundigen Personal, würden
gebraucht. Es geht lediglich um Steuerung und Weisungsrechte. Die
Vorschläge im Asylrecht sind ebenfalls bedenkenswert. Abschiebung ist
Ländersache. Sie funktioniert aber kaum. 350.000 abgelehnte
Asylbewerber müssten eigentlich zurück in ihre Heimatländer. Der
Vollzug der Ausreisepflicht ist Teil unserer Rechtsordnung. Auch bei
der Klärung der Identität der Flüchtlinge muss der Druck erhöht
werden. Zu kurz kommt bei de Maizière die europäische Perspektive.
Der Terror ist vernetzt, die Sicherheitsbehörden sind es noch viel zu
wenig. Fazit: Einiges ist richtig, manches überfällig. Der Grundsatz
"So viel Freiheit wie möglich, so viel Sicherheit wie nötig" bliebe
gewahrt. Überraschend wäre es nun, wenn Politiker aller Parteien
unaufgeregt über eine Sicherheitsarchitektur in Zeiten des Terrors
diskutierten, ohne gleich alle Ideen zu zerreden. Wie hat de Maizière
selbst geschrieben: "Mäßigung ist ein zentrales Element unserer
Freiheit."
www.rp-online.de
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
605858
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Ernährungsreport Bielefeld (ots) - Je mehr im Fernsehen gekocht wird, desto weniger
kochen die Leute am eigenen Herd. An dieser Vermutung ist etwas dran,
wie der aktuelle Ernährungsreport belegt.
Zum Teil lesen sich die Ergebnisse wie empirische Basisdaten
gesellschaftlicher Trends. Dass immer weniger Leute selbst kochen,
hat zwei wesentliche Gründe: Stress oder Bequemlichkeit.
Dass Frauen noch eher zu schneller Küche neigen als Männer,
spricht für die zunehmende Belastung: Wer Beruf, Kinder und Haushalt
einigermaßen in den Griff bekommen mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Beliebigkeit war einmal / Regensburg (ots) - Am Anfang des Erfolgs steht nicht selten eine
ausgeklügelte Strategie. Unternehmer und ihre Berater zerbrechen sich
die Köpfe über Marktlücken sowie kleine und große Trends. Sie
erarbeiten Konzepte und versuchen, diese potenziellen Kunden
überzeugend nahezubringen. Dies ist im Tourismus nicht anders als in
vielen anderen Wirtschaftsbranchen. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein
Mega-Trend. Während sich andere Regionen anstrengen müssen, diesen
mit Leben zu erfüllen, hat Ostbayern das Glück, quasi nur eine
Schatztruhe mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Gutes Bauchgefühl / Regensburg (ots) - Nach den Festtagen nehmen sich viele Menschen
vor, mehr auf ihre Ernährung zu achten. Oft haben die Vorsätze keinen
Bestand und das Hüftgold setzt sich fest. Essen im Stehen, Hunger
nach einem langen Arbeitstag und keine Lust zum Kochen - fast jeder
kennt solche Situationen. Obwohl in deutschen Haushalten immer
teurere Küchen stehen, wird dort immer weniger Essen frisch
zubereitet. Das ist nicht nur schade, sondern auf Dauer auch
ungesund. Zu üppige und zu hastige Mahlzeiten drücken im Bauch,
machen häufig ein mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Nitratbelastung
Fehler im System
Carolin Nieder-Entgelmeier Bielefeld (ots) - Die Landwirtschaft steckt in der Klemme: Um am
Markt bestehen zu können, müssen Landwirte möglichst viele billige
Lebensmittel produzieren. Das funktioniert jedoch nur mit der
Massentierhaltung, dem Ausgangspunkt der Überdüngung, die wiederum
zur Grundwasserverschmutzung führt. Deshalb steht für viele, nicht
zuletzt auch für das Bundesumweltministerium fest, wer die Schuld an
der Umweltmisere trägt und für die Gesundheitsgefährdung der
Bevölkerung verantwortlich ist - die Landwirte. Diese kurzsichtige
Analyse der mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Neues Sicherheitskonzept von Innenminister de Maizière
Bund fordert Länder heraus
Matthias Bungeroth Bielefeld (ots) - Der Bundestagswahlkampf ist endgültig eröffnet.
So könnte man die Triebfeder des Konzepts von Bundesinnenminister
Thomas de Maizière (CDU) umschreiben, die ihn bewogen haben dürfte,
ein neues Konzept zur Inneren Sicherheit des Bundes vorzulegen. In
einem Artikel für die FAZ holt der sonst nicht gerade für laute Töne
bekannte Bundesinnenminister zum großen Rundumschlag aus, mit dem er
den Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Deutschland
erfolgreicher machen möchte. Ein stärkeres Bundeskriminalamt (BKA), mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|