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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu befristete Teilzeit

Geschrieben am 04-01-2017

Bielefeld (ots) - Schöne neue Arbeitswelt? Arbeitsministerin
Andrea Nahles (SPD) ist in der Tat dabei, althergebrachte Strukturen
aufzubrechen. Bei ihrem lange angekündigten Referentenentwurf geht es
um das Recht der Arbeitnehmer, künftig für eine befristete Zeit -
etwa ein Jahr - in Teilzeit zu arbeiten, um anschließend wieder auf
die volle Stelle zurückkehren zu können. Dass die Arbeitgeberseite
Alarm schlägt und unter anderem vor höheren Bürokratiekosten warnt,
war zu erwarten. Doch wie gerechtfertigt ist die Empörung wirklich?
Befindet sich die Arbeitszeit nicht längst »im Fluss«? Spät abends,
nachts, an Wochenenden, die ständige Erreichbarkeit dank Smartphone -
Tausende Arbeitnehmer mussten sich in den vergangenen Jahren auf eine
flexiblere Arbeitszeit einstellen. Dies betrifft insbesondere den
Einzelhandel, aber auch den Dienstleistungssektor und die Industrie:
In vielen Firmen werden zwei oder drei Schichten gearbeitet - um
Maschinen so gut es geht auszulasten und Auftragsspitzen
abzuarbeiten. Dabei sind so manche Arbeitszeitmodelle nicht gerade
das, was man unter familienfreundlich versteht. Doch darauf hat die
Wirtschaft lobenswerterweise bereits reagiert - und das Homeoffice
ermöglicht. So kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
erleichtert werden. Mit ihren aktuellen Teilzeit-Plänen will Nahles
nun noch mehr Flexibilität schaffen - jedoch für den Arbeitnehmer.
Der dürfte sich freuen, kann er doch seine individuelle
Work-Life-Balance je nach Geschmack, finanziellen Bedürfnissen oder
familiären Notwendigkeiten - wie etwa der Pflege eines Angehörigen -
neu justieren. Weniger beruflicher Stress, weniger Burnout-Gefahr -
das sind unbestrittene Vorteile. Teilzeit ist Trend. Und:
Flexibilität ist keine Einbahnstraße. Und doch sollten die Einwände
der Wirtschaft ernst genommen werden. Der Teilzeitanspruch eines
Mitarbeiters bedeutet auf Arbeitgeberseite weniger
Planungssicherheit. Wenn etwa mehrere Teilzeitarbeiter gleichzeitig
auf eine volle Stelle zurückkehren wollen, muss es für sie auch
Arbeit geben - sonst zahlt der Arbeitgeber möglicherweise drauf.
Viele Detailfragen sind also noch zu klären. Nahles' Idee sollte
sachlich diskutiert werden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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