Lausitzer Rundschau: Ahnung? Null
Zur Gedankenwelt des künftigen US-Präsidenten Trump
Geschrieben am 16-01-2017 |
Cottbus (ots) - Mit ihrem Trump-Interview hat die "Bild"-Zeitung
einen echten Coup gelandet. Vor allem die Art der Veröffentlichung
lässt tiefe Einblicke zu in die Gedankenwelt des künftigen
US-Präsidenten. Denn gedruckt worden sind die Sätze offenbar so, wie
Trump sie auch gesagt hat - ungeschminkt. Nichts scheint nachträglich
geschönt oder neu in nette Worte verpackt worden zu sein, wie es
andere Spitzenpolitiker gerne machen, bevor sie ihre Interviews zur
Veröffentlichung freigeben. Genau dieses Impulsive, mit dem Donald
Trump durch die Weltpolitik stolpert, ist das Entlarvende an dem
Gespräch. Und das Erschreckende. Weniger der Inhalt. Dass Trump mit
Kanzlerin Angela Merkel und ihrer Flüchtlingspolitik absolut keinen
Vertrag hat, wusste man schon aus dem US-Wahlkampf. Auch seine
negative Einstellung zur Nato ist nicht neu - freilich jedoch der
Umstand, dass sich deutsche Autobauer auf horrende Strafzölle
einstellen sollen, wenn sie ihre Fahrzeuge nicht in den USA
herstellen. Schon klingeln die Alarmglocken in der
Automobilwirtschaft. Doch eine solche Maßnahme, die auch immense
Folgen für die US-Wirtschaft hätte, müsste vom Kongress abgesegnet
werden. Eine Mehrheit dafür ist zumindest fraglich. Diplomatie?
Nichts für Trump. Rücksichtnahme? Keine Kategorie für den baldigen
US-Präsidenten. Verantwortungsbewusstsein? Wenn überhaupt, nur fürs
eigene Land. Ahnung? Null. Das ist der schlimme Eindruck, denn Trump
hinterlässt. All diejenigen, die nach seiner Wahl gemeint haben, der
Milliardär werde sich im Präsidentenamt verändern, weil sich noch
jeder im Weißen Haus verändert hat, haben sich offenkundig geirrt.
Trump wird Trump bleiben, unberechenbar und damit womöglich
gemeingefährlich. Es gibt allerdings noch ein Fünkchen Hoffnung, dass
eventuell kluge Berater und Mitstreiter Trump ab und an bremsen. Denn
der designierte US-Außenminister und auch der Verteidigungsminister
haben zum Glück ganz anders über Europa und die Nato gesprochen. Man
kann also im Moment leider nichts anderes tun, als abzuwarten.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
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