MONITOR: Zu viele Ärzte - Gesetz zum Abbau von Überversorgung wirkungslos
Geschrieben am 19-01-2017 |
Köln (ots) - Deutschland hat mehr Ärzte pro Einwohner als die
meisten anderen Länder. Trotzdem gibt es in einigen Regionen
Versorgungslücken. Grund dafür ist, dass die Ärzte extrem ungleich
verteilt sind. Während gerade ländliche Gegenden unter Ärztemangel
leiden, gelten viele Städte als überversorgt. Ein Anfang letzten
Jahres in Kraft getretenes Gesetz sollte das ändern.
MONITOR-Recherchen zeigen nun: Das Gesetz ist praktisch wirkungslos.
In gerade einmal vier Fällen sind Kassenarztsitze in stark
überversorgten Gebieten abgebaut worden.
Um Kassenpatienten behandeln zu können, brauchen Ärzte in
Deutschland eine Zulassung. Hier wollte das Gesetz ansetzen. Es
zielte unter anderem darauf ab, die Zahl der Kassenzulassungen in
stark überversorgten Gebieten (ab einem Versorgungsgrad von 140
Prozent) zu senken. Dadurch sollte für Ärzte ein Anreiz gesetzt
werden, sich in unterversorgten Gebieten niederzulassen. Das Gesetz
sieht vor, dass Ärzte, die ihre Kassenzulassung abgeben wollen, weil
sie zum Beispiel in den Ruhestand gehen, ihre Zulassung nicht in
jedem Fall an einen anderen Arzt weiterverkaufen können. Stattdessen
sollen, wenn die entsprechende Region als überversorgt gilt, die
jeweils zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen eingreifen, die
Zulassung gegen Zahlung einer Entschädigung "aufkaufen" und nicht
erneut vergeben. Finanziert wird das vor allem aus Beitragsgeldern
der gesetzlich Versicherten. Nachfragen von MONITOR bei allen 17
Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zeigen nun jedoch: Bundesweit
ist das in Regionen mit einem Versorgungsgrad ab 140 Prozent nur vier
Mal geschehen. Und das, obwohl hunderte Kassensitze zur Disposition
standen.
"Angesichts dieser Zahlen muss man leider sagen, dass dieses
Instrument für den Versicherten nichts gebracht hat", sagt Ann
Martini vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen. Experten
machen die vielen Ausnahmen im Gesetz dafür verantwortlich, dass es
quasi wirkungslos ist. Im Vorfeld des Gesetzes hatten Ärztevertreter
heftig protestiert und vor "Mangelversorgung" und "Staatsmedizin nach
DDR-Muster" gewarnt. Daraufhin hat Bundesgesundheitsminister Gröhe
einen Passus ins Gesetz aufgenommen, nach dem Arztpraxen erst ab
einem Versorgungsgrad von 140 Prozent statt vorher 110 Prozent
aufgekauft werden sollen. So fielen viele Arztsitze aus dem Raster.
Einen weiteren Grund für das Scheitern sehen Experten darin, dass
die Entscheidung, ob eine Zulassung aufgekauft wird oder nicht, im
Zweifelsfall von den Ärztevertretern in den Zulassungsausschüssen
getroffen wird. Prof. Gerd Glaeske, langjähriges Mitglied im
Sachverständigenrat Gesundheit der Bundesregierung, hält es für einen
Fehler, solche Entscheidungen der Selbstverwaltung von Ärzten und
Kassen zu überlassen: "Da müsste die Politik sehr viel aktiver werden
und Dinge selbst entscheiden, die sie eigentlich der Selbstverwaltung
überlassen wollte."
Das Bundesgesundheitsministerium kommentierte die Zahlen auf
Anfrage von MONITOR nicht.
Pressekontakt:
WDR-Pressedesk
Telefon 0221 220 7100
wdrpressedesk@wdr.de
Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
606753
weitere Artikel:
- NOZ: NOZ: Deutschland nimmt mehr als 12.000 Asylbewerber aus anderen Staaten zurück Osnabrück (ots) - Deutschland nimmt mehr als 12.000 Asylbewerber
aus anderen Staaten zurück
Dublin-Verfahren: Zugleich schickte Bundesrepublik 4000 Migranten
in andere Länder
Osnabrück. Deutschland hat im vergangenen Jahr mehr als 12.000
Asylbewerber aufgrund der sogenannten Dublin-Verordnung aus anderen
Staaten zurückgenommen. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung"
(Donnerstag) unter Berufung auf Zahlen aus dem
Bundesinnenministerium. Zugleich schickte die Bundesrepublik fast
4000 Migranten in andere Länder zurück, mehr...
- NOZ: NOZ: Linken-Chefin: Grünen-Kandidaten Göring-Eckardt und Özdemir Signal gegen Rot-Rot-Grün Osnabrück (ots) - Linken-Chefin: Grünen-Kandidaten Göring-Eckardt
und Özdemir Signal gegen Rot-Rot-Grün
Kipping sieht Chance für "sozial-ökologischen Politikwechsel" im
Bund schwinden
Osnabrück. Linken-Chefin Katja Kipping sieht die Wahl von Katrin
Göring-Eckardt und Cem Özdemir als Grünen-Spitzenkandidaten bei der
Bundestagswahl als Signal gegen Rot-Rot-Grün im Bund. "Mit dieser
Personalentscheidung wird ein sozial-ökologischer Politikwechsel
nicht gerade wahrscheinlicher", sagte Kipping der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" mehr...
- NOZ: NOZ: Initiative Tierwohl: Jedes zweite Hähnchen könnte ab nächstem Jahr besser gehalten werden Osnabrück (ots) - Initiative Tierwohl: Jedes zweite Hähnchen
könnte ab nächstem Jahr besser gehalten werden
Geschäftsführer kündigt Kennzeichnung von Geflügelfleisch an -
"Nirgendwo sonst profitieren so viele Tiere"
Osnabrück. Jedes zweite Hähnchen und jede zweite Pute in
Deutschland könnte ab dem nächsten Jahr besser gehalten werden. Im
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte
Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der "Initiative Tierwohl" von
Handel und Landwirtschaft, dass ab 2018 genug Geld zur mehr...
- NOZ: NOZ: Modellflieger sind enttäuscht von geplanter Drohnen-Vorschrift Osnabrück (ots) - Modellflieger sind enttäuscht von geplanter
Drohnen-Vorschrift
Verbandspräsident Schwägerl: "Minister war nicht bereit, Trennung
zwischen Modellflug und Drohnen zu definieren"
Osnabrück. Der Deutsche Modellfliegerverband kritisiert die
Verschärfung der Vorschriften für Fluggeräte in Deutschland und hofft
auf möglichst wenig Einschränkungen für den Flugbetrieb. "Dass wir
damit nicht glücklich sind, ist klar", sagte Verbandspräsident Hans
Schwägerl im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Donnerstag). mehr...
- NOZ: NOZ: SPD-Fraktionschef nennt AfD-Landesvorsitzenden Höcke einen Nazi Osnabrück (ots) - SPD-Fraktionschef: Ekel und Entsetzen über
AfD-Landesvorsitzenden
Oppermann nennt Höcke einen Nazi - Protest gegen Aussage über
Holocaust-Mahnmal
Osnabrück. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat "fassungslos"
auf Äußerungen des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke
reagiert, wonach das Berliner Holocaust-Mahnmal ein "Denkmal der
Schande" sei. "Höcke ist ein Nazi. Ich bin froh, dass der allergrößte
Teil der Bevölkerung - genau wie ich - mit Ekel und Entsetzen auf
diese Aussage reagiert", sagte Oppermann mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|