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"Da wir eine Luxusmarke sind ist der Stil des Hauses ein besonderer Kaufgrund für unsere Kunden" (AUDIO)

Geschrieben am 27-01-2017

Stuttgart (ots) -

Exklusiv-Interview mit Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener beim
internationalen Presse-Workshop im Mercedes-Benz Designzentrum in
Sindelfingen EXKLUSIV-INTERVIEW

Anmoderation:

Für Designer muss gutes Design zugleich "hot" und "cool" sein. Das
ist eine wichtige Erkenntnis, die Automobiljournalisten aus der
ganzen Welt dieser Tage aus Sindelfingen mitgenommen haben. Einen Tag
lang bekamen sie Einblick in den vermutlich geheimsten Bereich eines
Automobilunternehmens. Um den betreten zu können wurden Handy-Cams
abgeklebt, Laptop-Kameras ebenfalls, damit keinerlei Bilder aus dem
Design-Center von Mercedes-Benz nach außen gelangen konnten. Statt
Fotos gab es von Mercedes-Design-Chef Gorden Wagener und seinen
Kollegen dafür jede Menge handfeste Informationen. Wie entsteht das
Design eines Mercedes? Was beeinflusst die Philosophie? Welche
einzelnen Schritte sind nötig, um von einer Skizze zum fertigen
Modell zu gelangen? Dass das Design große Bedeutung für die
Kaufentscheidung beim Auto hat, wurde erst vor wenigen Tagen in einer
großen Studie bestätigt. Entsprechenden Stellenwert wird darauf bei
Mercedes-Benz gelegt. Als Gorden Wagener im November letzten Jahres
die Funktion des Chief Design Officer der Daimler AG übertragen
wurde, sagte Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche: "Gutes Design vereint
Funktion mit Faszination und gibt Markenwerten eine unverwechselbare
Form. Der weltweite Absatzerfolg unserer Fahrzeuge basiert
letztendlich auch auf ihrem herausragenden Design." Wir haben uns
beim Workshop mit Gorden Wagener unterhalten:

1. Frage: Herr Wagener, wie wichtig ist das Thema "Design" für
Mercedes-Benz?

Das Thema Design ist sehr wichtig bei Mercedes-Benz. Vor allem
weil wir eine Luxusmarke sind, ist natürlich der Stil des Hauses ein
besonderer Kaufaspekt für unsere Kunden. Wir sind eine Marke des
modernen Luxus und ich möchte behaupten, wir sind gerade führend, mit
dem was wir im Design machen. (0:17)

2. Frage: In Ihrer Design-Philosophie fällt immer wieder das
Stichwort "sinnliche Klarheit". Was verstehen Sie darunter?

Ja das sind die zwei Pole der DNA, also sozusagen des Gen-Pools
unseres Unternehmens. Sogar wenn man soweit zurückschaut zu Gottlieb
Daimler und Carl Benz - da hatten wir eine sehr emotionale Firma mit
Mercedes und eine sehr intelligente mit Benz, die sich dann 1926
vereint haben. Und seitdem ist es das, was Mercedes-Benz ausmacht,
unsere Identität. Wir inszenieren das über sinnliche Klarheit, also
Sinnlichkeit und Schönheit auf der einen Seite. Sex-Appeal wenn man
so will. Das ist das, was uns gerade so erfolgreich macht, dass
unsere Autos so schön im Sinne eines menschlichen Schönheitsideals
sind. Und auf der anderen Seite sind sie sehr klar, sehr modern und
sehr Hightech. Es sind genau diese Gegensätze, die unsere Philosophie
ausmacht. Die Autos sind hot and cool: Schön, sinnlich,
begehrenswert. Und eben cool: neu, unerwartet und auch super
technisch. (1:03)

3. Frage: In Ihrem Design-Bereich sind 600 Mitarbeiter
beschäftigt. Aber die befassen sich nicht nur mit dem Design von
Pkw...

Daimler ist ja auch größter Nutzfahrzeughersteller mit allen
Marken, die wir hier haben: Mercedes-Trucks, Freightliner Western
Star in den USA, Fuso Trucks of Asia zu denen auch Bharat-Benz
gehört. Von daher haben wir auch ein großes Designer-Netzwerk mit
unseren weltweiten Studios genau in diesen Märkten. Und dann haben
wir noch die Vans mit einer tollen V-Klasse - der erfolgreichste Van
in diesem Segment - dem erfolgreichen Sprinter und neuerdings dem
Pickup. Also das ist ein tolles Portfolio mit unterschiedlichen
Produkten, die wir sehr anspruchsvoll nach allen Kriterien
durchgestalten. Und gerade die Faktoren "vernetzt", "autonom" und
"elektrisch" sind im Nutzfahrzeugbereich vielleicht noch progressiver
als im Pkw-Bereich. Und von daher ist es eine spannende Sache, das
ganze Spektrum all der Möglichkeiten zu haben. (1:11)

4. Frage: Design ist vielleicht das entschiedenste Kriterium für
den Kauf eines Autos, wie aber verhält es sich beim Lkw?

Design ist nach allen Marktforschungsuntersuchungen der wichtigste
Kaufgrund für die Kunden. Das gilt generell, und bei Luxusmarken
natürlich nochmal viel mehr. Bei den Nutzfahrzeugen spielen für die
Spediteure natürlich viele rationale Gründe im Vordergrund.
Allerdings wandelt sich die Welt gerade, man hat es bei den letzten
Studien gesehen, die wir bei der Nutzfahrzeug-IAA gezeigt haben, dass
wir genau die Design-Sprache aus dem Pkw-Bereich in die
Nutzfahrzeugwelt übertragen. Das ist im Grunde das erste Mal, dass so
etwas passiert, das zeigt auch, welcher Anspruch jetzt auch in die
Commercial-Welt kommt. Und natürlich wollen wir auch da weiter
führend bleiben und auch durch Design die Sache voran bringen. Und
gutes Design ist ja nicht nur, wie es aussieht, sondern natürlich
auch wie es funktioniert, wie die Konzepte sind, wie alles vernetzt
ist. Design heute ist ja ein 360 Grad-Begriff, der weit über
Fahrzeuggestaltung hinausgeht. (1:15)

5. Frage: Sie verantworten in Ihrem Bereich auch "Mercedes-Benz
Style" und haben eine Yacht entworfen. Was unterscheidet "Ihre" Yacht
von anderen Luxusyachten?

Mercedes-Benz Style haben wir ins Leben gerufen, um uns holistisch
360 Grad als Luxusfirma zu positionieren und eine komplette Welt
eines modernen Luxus zu schaffen. Mit Helikopter, mit Boot, mit
Möbeln, mit Accessoires - aber immer nur ausgewählten
Luxusgegenständen. Und in dem Zuge ist auch die Mercedes-Benz Style
Yacht von Silver Arrows Marines entstanden. Ein sehr revolutionäres,
radikales Bootsdesign. Zum ersten Mal hat jemand, also wir, eine
automotive Designsprache auf ein Boot übertragen, was das Boot extrem
futuristisch aussehen lässt. Sehr einzigartig, es ist wirklich ein
Silberpfeil der Meere. Und es gibt ja im Design immer so disruptive
Momente. Unsere Yacht ist da mit Sicherheit ein weiterer Meilenstein.
(0:56)

6. Frage: Herr Wagener, worin besteht die größte Herausforderung,
wenn Sie ein neues Modell entwickeln?

Wenn wir anfangen, dann machen wir nicht nur ein Modell, sondern
es sind immer Fahrzeugarchitekturen, die wir zunächst definieren.
Zunächst muss man das Haus richtig bauen. Diese Architekturen gehen
sehr weit in Richtung Zukunft, hier gehen wir weit über das Jahr 2030
hinaus. Wir müssen sicherstellen, dass die Architekturen alle
Varianten abbilden können und dass alles perfekt am richtigen Platz
ist. Proportionen sind das Wichtigste im Design, gerade wenn man
Sachen herausnehmen will. Wir sagen immer: "If you like it, take a
line off. If you still like it, take another line off". Es ist für
uns der anspruchsvollere Ansatz das zu tun. Es ist auch schwieriger,
aber dafür muss die Proportion perfekt sein, die uns erlaubt ein Auto
ohne jegliche Linien zu machen, wie zum Beispiel bei unserem neuen
E-Klasse Coupé, das wir gerade präsentiert haben. (0:45)

7. Frage: Sie haben gerade betont, dass sie beim Design bis ins
Jahr 2030 vorausdenken. Wie schaffen Sie das?

Als Designer lebt man in der Zukunft. Wenn man hier in unsere
heiligen Hallen, die sehr verschlossen sind, rein kommt, dann muss
man seine Uhr mindesten fünf bis zehn Jahre vordrehen. Bei normalen
Produktionsautos sind wir fünf Jahre vor dem Markt, bei Studien zehn
und bei Architekturen 15 Jahre. Von daher ist die Zukunft unser
Geschäft. Wir sind hier wirklich in einer anderen Zeitzone, wir leben
den Geschmack des Marktes vorweg und probieren ihn aus. Natürlich
muss man auch visionär sein, muss tolle Ideen haben und muss sich
auch ständig hinterfragen, weil wir keine Glaskugel haben, aber wir
können schon die Zukunft mitgestalten. (0:37)

8. Frage: Wie beeinflussen neue Trends, wie das autonome oder
elektrische Fahren ihre Designphilosophie?

Die Faktoren autonomes und elektrisches Fahren werden das Auto in
den nächsten 15 Jahren mehr ändern, als in den letzten 50. Wie sehr,
haben wir mit unserer Studie "F015 - Luxury in Motion" gezeigt, die
wir vor zwei Jahren in Las Vegas präsentiert haben. Dort hat ein
elektrischer Drivetrain ein ganz anderes Fahrzeug-Layout ermöglicht,
dass man die Räder an die Ecken schiebt um viel Platz für die
Batterien und den Livingspace zu haben. Ein Auto, das elektrisch,
autonom durch die Gegend fährt, kann der berühmte "Dritte Platz- der
Third Place" sein, also nicht zu Hause und nicht bei der Arbeit,
sondern, wenn das Auto autonom fährt, dass ich dort die Zeit als
Wohnraum, Office oder als Lounge nutzen kann. Das war schon ein sehr
radikaler Ansatz, der für uns den Endpunkt des autonomen,
elektrischen Fahrens darstellt. Mal schauen wann wir da sind, damals
haben wir gesagt im Jahr 2030. (0:57)

9. Frage: Wie mutig dürfen Sie als Designer und Teil einer ganz
großen Entwicklungsabteilung sein?

Als Chefdesigner von Daimler verstehe ich mich natürlich als
Innovator im Unternehmen, das ist unser Selbstverständnis als
Designer. Wir kommen mit großen Innovationen, von neuen
Fahrzeugideen, bis hin zu kleinsten und digitalen Innovationen.
Innovation ist unser Geschäft. (0:19)

10. Frage: Herr Wagener, was treibt Sie persönlich an, wo bekommen
Sie ihre Inspiration her?

Inspiration ist überall, sie ist auch in diesem Büro am
Schreibtisch, sie ist aber auch auf der ganzen Welt. Es ist wichtig
viel rum zu kommen, in Asien und den USA viele neue Einflüsse zu
sammeln. Das Schlimmste ist, wenn man vor dem Designobjekt steht und
steht und steht und nicht weg geht, dann verliert man seine Distanz
und seine Kritikfähigkeit und man sieht die Fehler auch nicht mehr.
Deshalb ist es wichtig irgendwo hinzugehen. Dafür haben wir dieses
globale Netzwerk an Studios in Truck und Pkw. Das wichtigste ist,
dass man in Bewegung bleibt. (0:32)

Abmoderation

Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener im Exklusiv-Interview. Er hat
Autojournalisten aus der ganzen Welt einen Tag lang im Mercedes-Benz
Designzentrum in Sindelfingen die Möglichkeit gegeben, hautnah zu
erleben, wie exklusives Design einer Luxusmarke entsteht. Höhepunkt
war die Präsentation der Skulptur "Aesthetcs A", die einen Ausblick
auf das Design der zukünftigen Kompaktklasse gibt.

ACHTUNG REDAKTIONEN:

Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio@newsaktuell.de.



Pressekontakt:
Mercedes-Benz,Lars Zeppenfeld, 0711 17-75834
Mercedes-Benz, Willem Spelten, 0711 17-75847
all4radio, Hermann Orgeldinger, 0711 3277759 0

Original-Content von: Mercedes-Benz, übermittelt durch news aktuell


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