(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Fuß vom Gas, Kommentar zur Geldpolitik von Mark Schrörs

Geschrieben am 31-01-2017

Frankfurt (ots) - 1,8 Prozent, 0,5 Prozent, 9,6 Prozent: Das sind
Zahlen, die gestern für einige Aufregung in der Ökonomenzunft in
Euroland sorgten - und sicher auch bei Notenbankern. Auf 1,8 Prozent
ist die Inflation im Januar überraschend deutlich nach oben
geschnellt - nach dem bereits rasanten Satz von 0,6 Prozent auf 1,1
Prozent im Dezember. Um 0,5 Prozent ist die Wirtschaft Ende 2016
gewachsen - also noch einmal stärker als die 0,4 Prozent zuvor. Auf
9,6 Prozent von 9,7 Prozent schließlich ist die Arbeitslosenquote
gesunken - statt wie erwartet anzusteigen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) aber, zumindest jedoch die
breite Mehrheit im EZB-Rat, hält bislang unbeirrt an der
ultralockeren Geldpolitik fest, wie sie im Dezember zementiert worden
war - mit der Entscheidung, die Anleihenkäufe (Quantitative Easing,
QE) über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 zu verlängern. Eine
Geldpolitik, die sogar noch expansiver ist als auf dem Höhepunkt der
Weltfinanzkrise, passt aber schlicht immer weniger in die Zeit.

Natürlich braucht aktuell niemand in ungebremste
Konjunktureuphorie zu verfallen. Das gilt erst recht angesichts der
Vielzahl an Risiken wie der Gefahr eines weltweiten Protektionismus
und politischen Unwägbarkeiten im "Superwahljahr". Es gibt aber eben
auch keinen Grund, das wirtschaftliche Licht unter den Scheffel zu
stellen. Die Euro-Wirtschaft wächst aktuell über ihrem Potenzial -
und für 2016 liegt das Plus mit 1,7 Prozent nun sogar etwas oberhalb
dem der gepriesenen USA (1,6 Prozent).

Genauso wenig besteht natürlich derzeit Anlass für
Inflationshysterie. Der Sprung bei der Teuerung resultiert aus der
Ölpreisentwicklung und der gedämpfte, zugrundeliegende Preisdruck
lässt nicht befürchten, dass die Teuerung stark überschießt; vielmehr
dürfte sie zur Jahresmitte leicht zurückgehen. Der mittlere Trend
aber geht definitiv in die richtige Richtung. Das gilt zumindest
unter der Annahme, dass die EZB nicht klammheimlich ihr
Inflationsziel von knapp 2 Prozent korrigiert hat - und sie nun nicht
doch mehr als die 2 Prozent anvisiert.

Was die Sache sicher nicht einfacher macht, sind die enormen
Divergenzen in Euroland - bei der Inflation wie beim Wachstum. Draghi
hat deutsche Forderungen nach einer Kehrtwende aber stets mit dem
Argument gekontert, die EZB mache Geldpolitik für den ganzen
Euroraum. Das muss dann aber auch gelten, wenn die Signale für den
Durchschnitt der Länder auf Wende springen. Im Übrigen: Es geht nicht
um eine geldpolitische Vollbremsung - sprich: von einem expansiven
auf einen restriktiven Kurs umzuschalten. Die EZB muss aber absehbar
mal den Fuß etwas vom bis zum Anschlag durchgetretenen Gaspedal
nehmen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

607551

weitere Artikel:
  • BDI-Präsident Dieter Kempf: Amerika muss Gefahr seiner Politik erkennen Berlin (ots) - - Rückzug ins Nationale ist ein Irrweg - Konsequenzen treffen Handelsnation Deutschland besonders stark - Amtsübergabe an den neuen BDI-Präsidenten im Beisein des Bundespräsidenten Dieter Kempf hat am Dienstagabend in Berlin feierlich die Präsidentschaft des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) von Ulrich Grillo übernommen. In Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck auf dem Festlichen Abend der Deutschen Industrie sagte Kempf: "Die deutsche Industrie wird auch künftig eine verantwortliche mehr...

  • WAZ: Dem Schicksal nicht ausgeliefert - Kommentar von Frank Meßing zum City-Handel Essen (ots) - Für kränkelnde Innenstädte kann nicht länger allein der wachsende Onlinehandel verantwortlich gemacht werden. Zwei Studien belegen, dass es die Kommunen und ihre Kaufmannschaften sehr wohl selbst in der Hand haben, ob sie florieren oder dahinsiechen. Warenangebot und Ambiente sind zentrale Argumente, die Kunden in die Zentren locken. Die Erkenntnis allein, dass sich manch darbende City ihrem Schicksal nicht ohnmächtig ausliefern muss, führt aber nicht zur Besserung. Es ist schwer, die Immobilienbesitzer zu ermuntern, mehr...

  • CNH Industrial gibt Abschluss der Übernahme von Kongskilde Agriculture bekannt London (ots/PRNewswire) - CNH Industrial N.V. (NYSE: CNHI / MI: CNHI) gab heute den Abschluss seiner Übernahme der Sparte Gras und Boden von Kongskilde Industries bekannt, vormals Teil des dänischen Konzerns Dansk Landbrugs Grovvareselskab (DLG A.m.b.A.). Der Übernahmevertrag war bereits am 31. Oktober 2016 von beiden Parteien verkündet worden. Mit Wirkung zum 1. Februar 2017 übernimmt CNH Industrial die Geschäftseinheiten von DLG A.m.b.A, die für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Lösungen für landwirtschaftliche Anwendungen mehr...

  • WAZ: Dem Schicksal nicht ausgeliefert - Kommentar von Frank Meßing zum City-Handel Essen (ots) - Kränkelnde Innenstädte können nicht länger dem wachsenden Onlinehandel die Alleinschuld an ihrem Schicksal zuschieben. Zwei Studien belegen, dass es die Kommunen und ihre Kaufmannschaften sehr wohl selbst in der Hand haben, ob sie florieren oder dahinsiechen. Warenangebot und Ambiente sind zentrale Argumente, die Kunden in die Zentren locken. Die Erkenntnis allein, dass sich manch darbende City ihrem Schicksal nicht ohnmächtig ausliefern muss, führt aber nicht zur Besserung. Es ist schwer, die Immobilienbesitzer mehr...

  • Straubinger Tagblatt: Zur Inflation Zwänge einer Zentralbank Straubing (ots) - EZB-Leitungsgremium haben jene die Mehrheit, die aus Ländern stammen, denen eine Zinserhöhung sehr wehtäte. Dass dazu auch das Schwergewicht Frankreich zählt, macht es nahezu aussichtslos, dass es in absehbarer Zeit zu einer Umkehr kommt. Mag sein, dass man sich gelegentlich zu einem symbolischen Schrittchen veranlasst fühlt. Am anomalen Grundzustand jener Null-Zinspolitik wird sich hingegen so schnell nichts ändern. Pressekontakt: Straubinger Tagblatt Ressortleiter Politik/Wirtschaft Dr. Gerald Schneider mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht