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Börsen-Zeitung: Neuer Schwenk der Fed, Marktkommentar von Kai Johannsen

Geschrieben am 10-02-2017

Frankfurt (ots) - Das sind ja ganz neue Töne, die da in der
US-Notenbank Fed angeschlagen werden. Sollte es mit den
Zinserhöhungen in diesem Jahr etwa doch nicht so schnell zugehen, wie
das bislang an den Märkten erwartet wird und - vor allem - worauf die
Fed-Offiziellen die Marktteilnehmer vor wenigen Wochen immer noch
eingestimmt hatten? Die neuen Töne kommen von James Bullard,
Präsident der Fed von St. Louis. Das US-Notenbankmitglied sieht trotz
der Steuersenkungspläne der neuen Regierung unter Präsident Donald
Trump keine Anzeichen für eine Überhitzung der US-Wirtschaft.
"Bislang scheint sich übermäßiger Inflationsdruck nicht aufzubauen",
sagte der Präsident in diesen Tagen. "Hört, hört!" - kann man da nur
sagen. Bullard rechnet damit, dass im gesamten Jahr nur eine
Zinsanhebung nötig sein wird. Das Zinsniveau in den USA sei für eine
Wirtschaft mit geringem Wachstum und niedriger Teuerung angemessen.
Dies habe sich über viele Jahre hinweg aufgebaut. Eine rasche
Änderung sei unwahrscheinlich. Bullard vertritt darüber hinaus die
Auffassung, dass es noch bis mindestens zum Jahr 2018 unklar bleiben
wird, mit welchen Folgen der angekündigten Wirtschaftspolitik unter
Trump zu rechnen ist.

"Wir warten ab"

Das kann man auch stark vereinfacht wie folgt formulieren: "Uns
US-Währungshütern ist vollkommen unklar, was der neue Präsident
Donald Trump alles machen wird und deshalb können wir auch nicht
abschätzen, wie das Ganze letzten Endes auf Konjunktur und Inflation
wirken wird - dieses Jahr schon mal überhaupt und nächstes Jahr
vermutlich auch noch nicht. Wir warten ab." Doch so klare Ansagen
gibt es bekanntlich nicht aus der Notenbank - zum Leidwesen der
Marktteilnehmer, die dann ein um den anderen Tag immer wieder neu
interpretieren dürfen, was die Fed ihnen mitteilen möchte. So auch im
Dezember, als sie den Schlüsselzins um einen Viertelprozentpunkt auf
die Spanne von 0,5% bis 0,75% anhob.

In ihrem Ausblick stimmte die US-Notenbank die Märkte für dieses
Jahr auf drei weitere Zinsschritte ein. Die Renditen in den USA zogen
an und auch in der Eurozone gingen die Renditen herauf, wenn auch nur
moderat. Und verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf Trumps
Wirtschaftspolitik, die zu mehr Wachstum und Inflation führen würde,
welche die Fed dann zum Handeln zwingt und die im Fahrwasser der
US-Bondmärkte, deren Renditen dann heraufgehen, auch die Renditen an
den europäischen Rentenmärkten mit nach oben zieht.

Wie realistisch sind die Einschätzungen von Bullard? Sehr
realistisch! Bullard hat völlig Recht, wenn er sagt, dass die
Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik erst langfristig zu spüren
sein werden. Zunächst sind es im Bereich der Wirtschaftspolitik nur
vollmundige Ankündigungen und Versprechungen, welche die Märkte von
Trump kennen. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Projekte und
Maßnahmen daraus werden. Das wird dauern. Dann bleibt ebenfalls
abzuwarten, was Trump von seinen angedachten Maßnahmen zur
Ankurbelung der Wirtschaft überhaupt umsetzen kann. Das bedeutet: Was
werden ihm seine Parteifreunde alles absegnen und was nicht - also
was wird Gesetz und was nicht. Allein diese gesetzgeberische
Umsetzung braucht schon wieder Zeit. Und dann? Dann muss abgewartet
werden, was diese Maßnahmen an Wirkung entfalten. Dabei geht es um
zwei ganz wesentliche Aspekte: Handelt es sich bei den Wirkungen der
Maßnahmen überhaupt um die beabsichtigten Wirkungen oder läuft das
Ganze womöglich in die falsche Richtung? Zweitens: Welche Intensität
erreicht die Wirkung? Schließlich muss die Fed nach diesem gesamten
Umsetzungs- und Wirkungsprozess der Trump'schen Wirtschaftspolitik,
die ja noch nicht einmal begonnen hat, entscheiden, ob für sie ein
Handlungsbedarf entsteht. Und dafür gilt wiederum: Je nach Wirkung
und Wirkungsgrad der Maßnahme auf Konjunktur und Inflation muss
entschieden werden, wie scharf die Geldpolitik gegensteuern muss oder
ob das überhaupt nicht erforderlich ist.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Fed sogar
sehr gut beraten sein könnte, erst einmal wieder in Warteposition zu
gehen, um genau diese Prozesskette und ihre Wirkung eingehend zu
beurteilen - vor allem hinsichtlich der langfristigen Wirkungen. Man
hat schon oft an den Märkten gesehen, dass anfängliche Euphorie auch
schnell einer bitteren Enttäuschung weichen und die Tendenz binnen
Minuten drehen kann. Bullard ergänzte noch, dass er das
Niedrigrenditeumfeld 2017 nicht von der Bildfläche verschwinden
sieht. Das ist sehr weitsichtig und seinen Einschätzungen werden
weitere Fed-Offizielle folgen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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