Börsen-Zeitung: Im zweiten Anlauf, Kommentar zu Opel von Peter Olsen
Geschrieben am 14-02-2017 |
Frankfurt (ots) - Für den seit 1929 zum US-Konzern General Motors
(GM) gehörenden deutschen Autobauer Adam Opel ist seit Jahrzehnten
immer Krise. Einen Gewinn hat man schon lange nicht mehr gesehen. Vor
acht Jahren in der heftigen Krise am Automarkt, als von der
Bundesregierung mit der Abwrackprämie gegengesteuert wurde, schien
für Opel schon die letzte Stunde geschlagen. Seinerzeit schon
insolvenzreif wurden verschiedenste Rettungsszenarien bis hin zu
einem Verkauf an den österreich-kanadischen Kfz-Zulieferer Magna
durchgespielt. Alles schien klar - da entschloss sich der von Detroit
aus gesteuerte Konzern überraschend doch dazu, an Opel als
europäischem Brückenkopf festzuhalten.
Mit neuen Führungskräften wie dem ehemaligen VW- und
Continental-Manager Karl-Thomas Neumann an der Spitze, viel frischem
Wind aus der Marketingabteilung und einer strategischen
Neuorientierung einschließlich des Rückzugs aus dem gerade
zusammengebrochenen Pkw-Markt Russland wurde stramm auf die
Ergebniswende 2016 hingearbeitet. Das Opel-Werk in Bochum musste
allerdings auf der Strecke bleiben.
Aber trotz eines neuen Produktportfolios hielt sich der Erfolg von
Opel am einzig verbliebenen Markt Westeuropa in Grenzen - und das,
obwohl es hier seit der Krise stetig nach oben ging. Aber Opel tat
sich schwer, ohne besondere finanzielle Anreize ausreichend Käufer
für ihre Fahrzeuge zu finden. In regelmäßigen Erhebungen zählt die
GM-Tochter mit zu den Anbietern, die auf den höchsten Anteil von
Eigenzulassungen kommen - was nicht gerade für die Preismacht des
Herstellers spricht.
Dass die Rückkehr in die Gewinnzone 2016 nicht gepackt und um zwei
Jahre vertagt wurde, wird vor allem auf die Auswirkungen des
Brexit-Entscheids zurückgeführt. Tatsächlich ist Großbritannien, wo
die Opel-Fahrzeuge als Vauxhall verkauft werden, der größte Markt für
den Anbieter. Wenn GM nun im zweiten Anlauf wieder an einen Verkauf
von Opel denkt, dann geschieht dies in einem weit besseren
Marktumfeld als vor Jahren. Zwar hat der Markt Westeuropa nur noch
wenig Luft nach oben, vergleichbare krisenhafte Zustände wie einst
gibt es aber nicht.
Trennt sich GM von Opel, dann gesteht der US-Konzern ein, dass er
in dem wettbewerbsintensiven Markt Westeuropa an nachhaltiges
Geldverdienen mit Opel nicht mehr glaubt. Und der Wettbewerb kann
sich freuen, denn die Produktüberschneidungen von PSA Peugeot Citroën
und Opel sind nicht zu leugnen - eine Bereinigung von Überkapazitäten
ist fällig.
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