Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Agenda 2010
Geschrieben am 20-02-2017 |
Bielefeld (ots) - Wenn man Martin Schulz so reden hört, könnte man
auf die Idee kommen, dass der deutsche Arbeitsmarkt am Boden liege
und der Sozialstaat kaputt gespart werde. Das Gegenteil ist der Fall:
Die Zahl der Beschäftigten ist auf einem Rekordstand, gleiches gilt
für die Sozialausgaben. Nun ist es nicht so, als wollte der Kandidat
Probleme lösen, die überhaupt nicht existieren.
Natürlich gibt es Fälle, in denen es nicht gerecht zugeht - vor
allem bei kleinen Renten und Grundsicherung im Alter. Daran muss die
Politik arbeiten, und auch das meint Schulz mit Respekt vor der
Lebensleistung. Doch daraus einen Gerechtigkeitswahlkampf zimmern,
der bis zum 24. September tragen soll?
Der SPD-Kanzlerkandidat hat eine Blase erzeugt, in der er agiert.
Darin kommen Flüchtlinge nicht vor. Die sind Merkels Thema und
Problem. In seiner Blase erklärt Schulz die rot-grüne Koalition in
NRW, die eine ziemlich schlechte Bilanz vorzuweisen hat, zu »einer
der erfolgreichsten Landesregierungen in Deutschland«. Das ist
»postfaktisch« und »Fake-News« auf einmal, und Realitätsverweigerung
obendrauf.
Und wenn die Regierung in Düsseldorf das Vorbild für eine
Bundesregierung unter einem Kanzler Martin Schulz sein sollte, dann
kann sich die Republik auf was gefasst machen. In erster Linie auf
Schulden. Denn dass Schulz, wenn er jemanden angreift, auf Wolfgang
Schäuble zielt, ist Methode - und die schwarze Null im Haushalt des
Finanzministers der SPD ein Dorn im Auge.
Ob und wie der SPD-Kanzlerkandidat die an der Basis verhasste
Agenda 2010 abwickeln will, steht noch nicht fest. Seine Andeutungen
sind vorsichtig, dafür preschen Parteilinke wie Andrea Nahles vor.
Die Hartz-Reformen haben Spuren hinterlassen: Wunden auf der
Parteiseele, die noch nicht verheilt sind, und niedrige Umfragewerte
auf Bundesebene. Zumindest das hat Schulz schon korrigiert. In erster
Linie holt er von der SPD enttäuschte Nichtwähler zurück - gefolgt
von denen, die mit rechten und linken Populisten sympathisieren.
Wenn Schulz in seinen Reden ehemalige Vorsitzende und Kanzler der
SPD erwähnt, dann verzichtet er auf Gerhard Schröder, den
Agenda-Kanzler. Was Schröder, unterstützt von Franz Müntefering, für
das Land geleistet hat, ist eine schwere Hypothek für die Partei. Von
dieser will Schulz die Sozialdemokraten zumindest teilweise befreien.
Wie weit er dabei zu gehen bereit ist, hängt auch von den weiteren
Reaktionen auf seinen Vorstoß ab. Die Linkspartei spricht derzeit von
»Kosmetik«. Für Rot-Rot-Grün muss Schulz den Linken mehr bieten.
In Bielefeld ist er zum ersten Mal ein bisschen konkreter geworden
- und greifbar für die politischen Gegner.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
608822
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Kommentar von Hans-Ulrich Brandt über Martin Schulz Bremen (ots) - Jetzt wird es spannend! Martin Schulz, der Mann,
der Angela Merkel ablösen will, legt nach. Kaum hat er die SPD durch
seinen grenzenlosen Optimismus wieder wachgeküsst, gibt er den
Genossen neuen Zucker. Im Fokus des Kanzlerkandidaten - es kommt
nicht überraschend - steht die der SPD einst aufgenötigte Agenda
2010.
Diesen von SPD-Kanzler Gerhard Schröder durchgedrückten radikalen
Sozialabbau will Schulz nun entschärfen, noch betont vorsichtig, aber
mit der Tendenz zu mehr. Zurück zur sozialen Gerechtigkeit - Schulz mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Rücksicht ist das Mindeste / Kommentar zur Lage der Rettungsdienste in Bayern Regensburg (ots) - Zeit kann Leben retten, manchmal zählen
Sekunden. Deshalb ist für Unfälle und medizinische Notfälle eine
Hilfsfrist vorgesehen. Die Rettungskräfte tun ihr Möglichstes, um
diese Hilfsfrist einzuhalten. Dabei sollten sie jede Unterstützung
bekommen. Niemand hofft, dass er und seine Liebsten je von so einer
Situation betroffen sind. Jeder wünscht sich aber, dass Helfer,
sollte es doch einmal notwendig werden, möglichst schnell zur Stelle
sind. Umso unverständlicher ist es, dass Rettungskräfte immer wieder
behindert mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Grün war die Hoffnung / Blasses Spitzenduo, brave Programmatik: Der Wähler könnte die Grünen im Herbst für entbehrlich halten. Regensburg (ots) - Nein, übers Wasser laufen kann selbst er nicht.
Sieben Monate sind eine verdammt lange Zeit. Martin Schulz, der
gefeierte Erwecker und Heilsbringer der Sozialdemokratie, der die SPD
aktuell in nicht mehr für mögliche gehaltene Höhen geführt hat, wird
auf dem Weg zur Bundestagswahl im September die Mühen der Ebene
kennenlernen. Derzeit versucht er sich schon mal als politischer
Handwerker. Ohne programmatische Reparaturarbeiten wird die
schrödersche Agenda 2010 weiterhin wie ein Mühlstein am Hals der SPD
hängen und mehr...
- Westfalenpost: Schulz schwenkt mit Schwung nach links / Kommentar von Christian Kerl zur Agenda 2010 Hagen (ots) - SPD-Kanzlerkandidat Schulz hat es seinen Kritikern
schnell gezeigt: Man wisse gar nicht, wofür er bei den
innenpolitischen Fragen stehe, lautete bisher ein Einwand gegen den
Genossen. Nun räumt er die Zweifel aus: Schulz meint es ernst mit
seinem Kernthema soziale Gerechtigkeit. Dafür geht er mit Schwung in
eine Linkskurve. Ausgerechnet mit einem Plädoyer für die Korrektur
der Agenda 2010 setzt er sein erstes Markenzeichen.
Schulz weiß, welche Symbolkraft von seiner Ankündigung ausgeht.
Doch der Vorstoß ist mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
NRW-CDU und ihr Wahlkampf mit der inneren Sicherheit
Überdreht
Florian Pfitzner, Düsseldorf Bielefeld (ots) - Mit ihrem Wahlprogramm hat es die SPD ihrem
politischen Gegner an einer Stelle ziemlich leicht gemacht. Konzepte
zu Sicherheitsfragen, zur Terrorabwehr und angehängte Versprechen zu
Neueinstellungen bei der Polizei tauchen erst irgendwo auf den
hinteren Seiten des "NRW-Plans" auf. Da geht die CDU forscher voran,
zumindest in der Form: Innere Sicherheit steht bei ihr ganz vorne,
Kapitel eins, großer Umfang. Wer sich den NRW-Trend der jüngsten
Umfrage ansieht, entdeckt bei all den schlechten Werten für die
nordrhein-westfälische mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|