Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Hungersnot in Afrika
Geschrieben am 21-02-2017 |
Bielefeld (ots) - Hungersnot ist, wenn jeden Tag mindestens zwei
von 10 000 Menschen an Unterernährung sterben. Die internationale
Definition ist hart, der tägliche Tod weit grausamer. Im Krisenstaat
Südsudan ist fast jeder dritte der zwölf Millionen Einwohner akut
unterernährt. Hunderttausende werden es bis zu den kargen Ernten im
August kaum noch schaffen. Viele Äcker wurden wegen des Bürgerkriegs
gar nicht erst bestellt. Auch in Äthiopien, Eritrea und Kenia steht
kaum etwas auf den Feldern, weil das natürliche Klimaphänomen El Nino
zwei Regenzeiten gestört hat. Nach sechs Jahren kleiner und größerer
Fortschritte mussten die Vereinten Nationen wieder eine große
Hungersnot ausrufen. Sofern die Weltgemeinschaft die erforderlichen
Milliarden zusammenbekommt, wird die zu leistende Nothilfe eine
gigantische Herausforderung für die großen Hilfswerke sein. Selbst
World Vision, Welthungerhilfe, Brot für die Welt und Caritas
International stoßen an Grenzen, wenn es gilt, Millionen von
Verzweifelten zu erreichen. Politisch alarmierend ist das Scheitern
der Neugründung des Staates Südsudan. Nach drei Jahrzehnten Krieg
zwischen dem islamischen Norden und dem christlichen Süden sollte
2011 endlich Frieden einkehren. Mit großem Tamtam wurde der Neuanfang
gefeiert, die Vorschusslorbeeren auch aus Europa waren riesig. Aber
schon nach zwei Jahren zerstritt sich die junge Regierung beim Griff
nach den Öldollars. Der dezimierte (Rest-)Sudan im Norden, mit dem
Völkermörder Ahmad al-Baschir an der Spitze, hintertrieb seinerseits
das weltweit mit Spannung verfolgte Projekt nach Kräften. Spätestens
mit der Ausrufung der großen Hungersnot 2017 ist klar, das Projekt
Südsudan ist gescheitert. Alle internationale Beratung, handfeste
Hilfe ausländischer Fachleute in der neuen Hauptstadt Juba und jede
noch so gut gemeinte Finanzspritze war vergebens. Die afrikanische
Misere hält an - zumindest in diesem Teil des schwarzen Kontinents.
Es gibt kein Rezept für die Rettung gescheiterter Staaten von außen.
Nicht einmal der klassische Leitsatz »teile und herrsche« hilft
weiter. Die Teilung entlang religiöser Grenzen führt zu neuen
Trennungen entlang ethnischer Linien. Und die Aufspaltung von
Herrschaft resultiert nur in den seltensten Fällen in einem neuen,
stabilen Gleichgewicht der Macht. Mindestens drei Millionen Menschen
sind im Südsudan auf der Flucht. Sie müssen ertragen, was ihnen ihre
eigenen gewählten Chiefs und Kriegsherren eingebrockt haben. Und die
Weltgemeinschaft wird wieder helfen, so gut sie kann. Was bleibt, ist
Zynismus. Denn niemand hierzulande muss eine neue Fluchtwelle - sagen
wir - in Bayern befürchten. Denn dafür sind die Südsudanesen viel zu
schwach und Schlepper können sie schon mal gar nicht bezahlen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
608901
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kommentar: Schulz' falsche Agenda Düsseldorf (ots) - Der SPD-Kanzlerkandidat wandelt auf den Spuren
des früheren NRW-Regierungschefs Jürgen Rüttgers. Der CDU-Mann, der
sich als soziales Gewissen der Union verstand, hatte 2008 zusammen
mit dem damaligen SPD-Chef Kurt Beck die Verlängerung des
Arbeitslosengelds auf 24 Monate für über 58-Jährige durchgesetzt. Der
damalige SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering nannte das übrigens
Populismus. Schulz' Agendavorstoß ist Taktik. Er streichelt den
großen Teil der SPD-Wählerschaft, der immer noch mit den
Sozialreformen hadert. mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Grüne Blockade Düsseldorf (ots) - Die Grünen haben recht: Die Zeit der Kohle geht
zu Ende, und Deutschland wäre gut beraten, einen Fahrplan für einen
langfristigen, verlässlichen Kohleausstieg zu vereinbaren, der
Klimaschutz und Versorgungssicherheit berücksichtigt. Doch von
Verlässlichkeit kann beim Kraftwerk Datteln keine Rede sein. Seit
zehn Jahren wird es gebaut. Doch bis heute weiß Uniper nicht, ob es
jemals Strom erzeugt. Beim Koalitionsvertrag hat sich die rot-grüne
Landesregierung um die Frage gedrückt, ob sie Datteln will oder
nicht. Nun mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Bausparkassen sind selbst die Verlierer Düsseldorf (ots) - Risikolos zu attraktiven Zinsen sparen - das
geht bei den Bausparkassen so wenig wie anderswo. Günstig Kredit
bekommen - geht bei Bausparkassen nicht besser als anderswo. Das
Geschäft der Branche ist schwierig geworden. Da tut so ein Sieg wie
der gestern vor dem Bundesgerichtshof auf den ersten Blick gut. Aber
im Streit mit den Verbrauchern sind die Bausparkassen auch Verlierer.
Natürlich war Bausparen ursprünglich nicht als reine Sparanlage
gedacht. Aber die Unternehmen haben die Büchse der Pandora selbst
geöffnet. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Krankenhäuser profitieren vom Wahlkampf
Milliardenspiele
Lothar Schmalen, Düsseldorf Bielefeld (ots) - Der Wahlkampf in der Demokratie hat seine
eigenen Gesetze. So überrascht es nicht, dass (nicht nur) in NRW in
diesen Wochen ein Milliardenprogramm das andere jagt. Zwei Milliarden
Euro für die Sanierung von Schulen, zwei Milliarden für
Krankenhaus-Investitionen, ein bislang noch unbekannter
Milliardenbetrag für die Beitragsfreiheit der Kernzeiten in
Kindertagesstätten. Die Landesregierung will ordentlich Geld unter
die Leute bringen. Da möchte auch die CDU nicht nachstehen. Ihr
Gesundheitspolitiker Karl-Josef Laumann mehr...
- NOZ: NOZ: Linke: SPD-Gesetz zu Managergehältern nur ein kleiner Schritt Osnabrück (ots) - Linke: SPD-Gesetz zu Managergehältern nur ein
kleiner Schritt
Kipping: Sozialdemokraten machen sich abhängig von der Union
Osnabrück. Die Bundesvorsitzende der Linken, Katja Kipping, ist
unzufrieden mit dem Gesetzentwurf der SPD zur Begrenzung von
Managergehältern. "Es sind leider nur sehr kleine Schritte in die
richtige Richtung", sagte Kipping der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Donnerstag). Grundsätzlich sei es gut, dass " jetzt auch Bewegung in
die SPD kommt" und diese wie die Linke fordere, dass Jahresgehälter mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|