Mittelbayerische Zeitung: Beute der Willkür / Die Blaupause für Massen-Deportation in den USA macht den Albtraum von Millionen Einwanderern ohne Papiere wahr.
Geschrieben am 22-02-2017 |
Regensburg (ots) - Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst.
Tatsächlich sprach Donald Trump im Wahlkampf monatelang über kaum
etwas anderes mit größerer Leidenschaft als das: Den Bau einer Mauer
an der Südgrenze zu Mexiko, einen Einreisebann für Muslime und die
Massen-Deportation von bis zu elf Millionen Einwanderern. Im Eiltempo
versucht er als Präsident, seine Hetze gegen Migranten und Muslime in
die Praxis umzusetzen. Ob diese vor den Gerichten Bestand haben wird,
darf man seit dem Desaster um den Einreisestopp für Besucher aus
sieben mehrheitlich muslimischen Ländern in Frage stellen.
Unmittelbar schafft Trump damit aber ein beklemmendes Klima der
Angst, das den Alltag von Millionen rechtschaffener Familien
terrorisiert. Diese sind mit den neuen Abschiebe-Richtlinien des
Heimatschutz-Ministeriums ab sofort der Willkür der
Einwanderungspolizei ICE ausgesetzt. Für eine Deportation reicht es,
wenn einem Beamten die Nase eines umdokumentierten Einwanderers nicht
passt. Oder jemand am Zebrastreifen nicht stehen bleibt. In Trumps
Amerika gilt zudem jeder per definitionem als kriminell, der sich
ohne Erlaubnis im Land aufhält. Ungeachtet der Tatsache, dass niemand
mehr von den billigen Arbeitskräften profitiert hat, als die
Amerikaner selbst. "Illegale" putzen die Häuser, mähen den Rasen,
behüten die Kinder und erledigen alle möglichen Drecksarbeiten, für
die sich sonst niemand findet. Die findige Steuerbehörde IRS schuf
eigens eine "ID", um die Kassen des Fiskus zu füllen. Die
Rentenversicherung richtete einen Fonds ein, in den Einwanderer über
die vergangenen zehn Jahre rund 100 Milliarden Dollar einzahlten -
ohne jemals Anspruch auf nur einen Cent zu haben. Menschen zu
kriminalisieren, auf deren harter Arbeit ein Teil des Wohlstands der
USA beruht, widerspricht angesichts des stillschweigenden
Gesellschaftsvertrags jedem Sinn von Gerechtigkeit und Fairness. Dass
Heimatminister Kelly keinen Unterschied mehr machen will zwischen
gerichtlich verurteilten Straftätern und Menschen, die über die grüne
Grenze kamen, zeugt von der Gemeinheit einer Politik, die obendrein
auf einer Legende beruht. Die in den Memos behauptete "Überwältigung
der Bundesbehörden" an der südlichen Grenze, die zu einer
"erheblichen Verletzlichkeit der Sicherheit der Vereinigten Staaten"
führte, ist nicht mehr als eine Scheinkrise. Tatsächlich liegt die
Zahl der illegalen Übertritte bei einem Viertel der von 2000. Netto
wandern mehr Mexikaner aus den USA aus als ein. Und auch bei wirklich
gewalttätigen Straftätern, dürfte Trump eher in den Nachbarschaften
seiner Anhänger fündig werden, als bei nicht dokumentierten
Einwanderer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein legaler Einwohner der
USA hinter Gitter landet, ist fünf Mal höher als dass ein "Illegaler"
straffällig wird. Einmal mehr bewegt sich die Trump-Regierung damit
in einer faktenfreien Zone. Leider macht das für die Betroffenen
keinen Unterschied. Viele können nachts nicht mehr schlafen, trauen
sich nicht mehr hinters Steuer oder zucken zusammen, wenn es an der
Haustür klopft. So lebt es sich nicht in einem freien Land, sondern
in einem Polizeistaat. Trumps Abschiebe-Direktiven drohen den
Charakter der USA selbst zu verwandeln. Wenn Amerika den Ehrgeiz, das
Genie und die Tatkraft seiner Einwanderer nicht mehr als Bereicherung
begreift, die Grenzen dicht macht und die Angehörigen eine
Weltreligion diskriminiert, steht mehr als sein Wohlstand auf dem
Spiel. Das Land droht sein Herz zu verlieren.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
608983
weitere Artikel:
- Straubinger Tagblatt: Abschiebungen nach Afghanistan: Ein Drahtseilakt Straubing (ots) - Der menschenrechtspolitische Sprecher der
CDU/CSU-Fraktion, Michael Brand, hat recht: "Weder ist es generell
unproblematisch, nach Afghanistan abzuschieben, noch ist ein
genereller Abschiebestopp angemessen." Sicher erscheint es
problematisch, Menschen in ein Land zurückzubringen, das immer wieder
mit Terroranschlägen und Gewalt von sich reden macht. Auch die
Berichte des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen zeugen von
einer fragilen Sicherheitslage am Hindukusch. Deshalb ist es
verständlich, dass Menschenrechtler mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Zweier Sieger / Die CSU muss beim Politischen Aschermittwoch die Stammtischhoheit an die SPD abgeben. Regensburg (ots) - Gefühlte 10 000 Besucher erwartet die CSU
-ziemlich frech geflunkert - beim politischen Aschermittwoch in
Passau. Faktisch ist im Publikumsranking dieses Mal aber definitiv
die SPD der Sieger. Redner Martin Schulz wirkt als Magnet. Der
Euphorisierungsgrad der Genossen ist derzeit nicht zu übertreffen.
Ein mächtiges Pfund im Bundestagswahljahr 2017, das den Takt für die
Landtagswahl 2018 setzt. Die Basis ist hochmotiviert, für Schulz in
die Schlacht zu ziehen. Die CSU, die stolz das Copyright für den
größten Stammtisch mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: "Tragödie ohne Ende" / Kommentar zum Jahrtag der Maidan-Proteste in der Ukraine. Regensburg (ots) - Drei Jahre nach dem Maidan-Aufstand kommt die
Ukraine nicht zur Ruhe. Es ist vor allem Donald Trump, der immer neue
verbale Wechselbäder aufgießt. Im Wahlkampf hatte er mit der Idee
geprahlt, im Zuge eines Russland-Deals die Annexion der Krim
anzuerkennen. Jetzt forderte er eine bedingungslose Rückgabe der
Halbinsel an die Ukraine. Was aber passiert morgen oder übermorgen?
Die Frage stellt sich umso dringlicher, da Wladimir Putin seinerseits
immer wieder Öl in den ukrainischen Schwelbrand schüttet. Seit
neuestem mehr...
- NOZ: Bundesbank-Vorstand: Risikopuffer um 1,75 Milliarden Euro erhöht Osnabrück (ots) - Bundesbank-Vorstand: Risikopuffer um 1,75
Milliarden Euro erhöht
Thiele: Sollten die Leitzinsen ab 2018 steigen, ergeben sich
substanzielle Belastungen
Osnabrück. Mit Blick auf den Gewinneinbruch hat
Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele auf die geänderten
Rahmenbedingungen hingewiesen. "Die Bilanz der Bundesbank hat sich
massiv ausgeweitet. Das zeigt, dass wir von den Zuständen vor der
Finanzkrise weit entfernt sind", sagte Thiele im Gespräch mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Die mehr...
- Saarbrücker Zeitung: Streit um Verhinderung von Lebensmittelverschwendung per Gesetz Saarbrücken (ots) - Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hat
einen Vorstoß des Landes Nordrhein-Westfalen abgelehnt, per Gesetz
gegen die Lebensmittelverschwendung in Deutschland vorzugehen.
Schmidt sagte der "Saarbrücker Zeitung" (Freitag): "Der Großteil
unserer Lebensmittelabfälle entsteht in den Privathaushalten, da
können wir mit einem Gesetz nichts erreichen."
Wie die Zeitung berichtet, fordert das rot-grün regierte NRW in
einem Bundesratsantrag die Bundesregierung auf, wie in Frankreich,
Finnland oder Italien "eine mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|