Mittelbayerische Zeitung: Trump sei Dank / Die Traumfabrik wacht auf. Der US-Präsident weckt das politische Potenzial Hollywoods. Leitartikel von Marianne Sperb
Geschrieben am 27-02-2017 |
Regensburg (ots) - Um zu wissen, was einem wichtig ist und wofür
man steht, sind Fronten sehr nützlich. Im Gegenbild gewinnt das
eigene Profil Kontur. Es braucht Reibungswiderstand, damit Funken
sprühen. Und so dient US-Präsident Donald Trump, der wie kein anderer
bisheriger US-Präsident Fronten aufbaut und Menschen ausgrenzt,
dieses Jahr als Stachel für die Verleihung der Oscars, als
Feuerstein, an dem sich das Bekenntnis zu Menschlichkeit und Toleranz
entzünden kann. Moderator Jimmi Kimmel fasst es bei der Gala präzise
in einen Satz: Die Vergabe des weltweit wichtigsten Filmpreises nach
rassistischen Kriterien ist nicht mehr möglich - seit der Wahl von
Donald Trump. 2016 hatte die Auswahl der US-Filmakademie einen
Tiefpunkt erreicht. Bei der Kür kamen afroamerikanische Schauspieler
nicht vor. Der Protest über die weiße Preisträgerliste und über die
Arroganz einer Jury, die die Leistungen nichtweißer Künstler
ignoriert, gärte, griffig formuliert unter dem Hashtag
#oscarssowhite. 2017 ist die Welt eine andere. Die USA werden von
einem Präsidenten geführt, der Mauern bauen will und Feindbilder
nährt, der nukleare Aufrüstung ankündigt und Journalisten von
Pressekonferenzen aussperrt. Und die Oscars gehen an Filme, die auf
Außenseiter schauen. Viele der preisgekrönten Produktionen machen
deutlich, was Menschen jeder Hautfarbe und Religion verbindet,
illustrieren die fatalen Folgen von Hass und Gewalt oder senden
empathische, auch Hoffnung gebende Botschaften aus. Die Kür 2017 ist
eine klare Reaktion auf den Poltergeist aus dem Weißen Haus. Das ist
Grund, warum die maximal gehypte Produktion "La La Land", die bei den
Golden Globes historisch abgesahnt hatte und mit sensationellen 14
Nominierungen ins Oscar-Rennen gegangen war, am Ende der eigentliche
große Verlierer des Abends wird. Statt des perfekt inszenierten
eskapistischen Musicals, das die leichtfüßige Flucht aus einer
düsteren Welt in glitzernde Romantik anbietet, behängt die
US-Filmakademie "Moonlight" üppig mit Preisen. Härter könnte der
Kontrast zu "La La Land" kaum sein. Die Story über einen jungen Mann
- schwul, schwarz, süchtig und arm - bedient gleich mehrere
benachteiligte Gruppen und wird reichlich bedacht. "Moonlight"
gewinnt in der Königskategorie als bester Film, Oscars gehen an die
beiden schwarzen Drehbuchautoren, und mit Mahershala Ali wird auch
noch, so US-Medien, erstmals ein muslimischer Schauspieler geehrt.
Die Traumfabrik wacht auf. Hollywood legt die rosa Brille ab. Feurige
politische Ansprachen - nach dem Vorbild von Meryl Streeps Rede bei
der Golden Globes - bleiben 2017 im Dolby Theatre zwar aus, dafür
bekommt der Präsident permanent Sticheleien und Spott ab. Ashgar
Farhadi, der für "The Salesman" in der Kategorie bester
nicht-englischsprachiger Film erhält, gibt dem Protest gegen Trumps
Weltbild die profilierteste Stimme. Der Iraner, der der Gala
fernblieb, um ein Zeichen gegen den Einreisestopp zu setzen, lässt
ausrichten: Wer die Welt in Kategorien von "Wir" und "unsere Feinde"
einteile, "schafft Angst". Die deutlichste Sprache spricht die
Auswahl der Oscar-Gewinner. Die Liste der Preisträger, die gerade
nicht in Donald Trumps rassistisches Schema vom guten weißen
Amerikaner passen, ist lang, von Viola Davis (in "Fences", einem Film
von Denzel Washington) bis zu Ezra Edelman und Caroline Waterlow (in
"O.J.: Made in America", der Doku über den schwarzen Sportstar O.J.
Simpson). Kunst erlaubt uns, die Perspektive zu wechseln, die Welt
weiter zu denken und uns auf Werte und existenzielle Fragen zu
besinnen. Mit den Oscars 2017 hat Hollywood eine würdige Rolle
gefunden. Trump sei Dank.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
609247
weitere Artikel:
- stern-RTL-Wahltrend: Union verliert weiter Hamburg (ots) - Der Abstand zwischen SPD und CDU/CSU wird knapper:
Im stern-RTL-Wahltrend kann die SPD weiterhin ihre 31 Prozent aus den
drei Vorwochen halten und liegt nur noch zwei Prozentpunkte hinter
der Union. Die verliert nämlich im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt
auf 33 Prozent. Auch die Linke büßt einen Punkt ein und kommt auf 7
Prozent, während die Grünen wieder einen hinzugewinnen auf 8 Prozent.
Ebenfalls leicht verbessert hat sich die AfD, die nun bei 9 Prozent
steht. Um einen weiteren Prozentpunkt legt auch die FDP zu auf mehr...
- NOZ: Interview mit Ex-SPD-Chef Franz Müntefering Osnabrück (ots) - "Es sollte auch den Anreiz geben": Müntefering
hält Agenda 2010 weiterhin für richtig
Ex-SPD-Chef warnt vor neuen Frühverrentungskonzeptionen
Osnabrück. Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat sich
gegen weitgehende Änderungen an der Agenda 2010 ausgesprochen. In
einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte
der Politiker mit Blick auf Höhe und Bezugsdauer des
Arbeitslosengeldes I, "jeder muss eine Chance haben - aber es sollte
auch den Anreiz geben, dass er sie wahrnimmt". mehr...
- NOZ: SPD-Generalsekretärin: Berliner Moschee-Verbot eine Warnung an Ideologen Osnabrück (ots) - SPD-Generalsekretärin: Berliner Moschee-Verbot
eine Warnung an Ideologen
Barley: Hass, Hetze und Terror dürfen keinen Platz in der Mitte
unserer Gesellschaft haben
Osnabrück. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley hat das Verbot
des Berliner Moscheeverein "Fussilet 33" als ein "entschiedenes
Vorgehen" der Berliner Innenverwaltung begrüßt. "Hass, Hetze und
Terror dürfen keinen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft haben",
sagte Barley in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Mittwoch). Es mehr...
- NOZ: SPD-Außenexperte Erler kritisiert Westen für neue Anti-Syrien-Sanktionen im UN-Sicherheitsrat Osnabrück (ots) - SPD kritisiert Vorstöße des Westens für
Syrien-Sanktionen im UN-Sicherheitsrat
Russlandbeauftragter Erler: Politik der USA nicht zielführend -
"Ohne Moskau keine Lösung"
Osnabrück. Nach dem erneuten Scheitern von Syrien-Sanktionen im
UN-Sicherheitsrat hat der Russlandbeauftragte der Bundesregierung,
Gernot Erler (SPD), den Westen scharf kritisiert. In einem Gespräch
mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der
SPD-Außenexperte, es sei momentan nicht zielführend, dass die USA,
Großbritannien mehr...
- Saarbrücker Zeitung: Wieder deutlich mehr Abzocke am Telefon Saarbrücken (ots) - Trotz des seit 2013 geltenden Gesetzes gegen
unerlaubte Werbeanrufe ist die Abzocke am Telefon offenbar wieder auf
dem Vormarsch. Wie die "Saarbrücker Zeitung" (Mittwoch) unter
Berufung auf Zahlen der Bundesnetzagentur berichtet, wurden im
vergangenen Jahr deutlich mehr Verbraucher Opfer von unseriösen
Geschäftemachern als noch in 2015.
Das geht aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine
Anfrage der Grünen hervor. Demnach gingen 2016 bei der
Regulierungsbehörde 29.298 schriftliche Beschwerden ein. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|