(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Fall Yücel

Geschrieben am 28-02-2017

Bielefeld (ots) - Nein, der Umgang mit der Türkei unter ihrem
Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist nicht einfach. Jedenfalls nicht
für einen Staat, der seinen Bürgern die Freiheitsrechte garantiert
und der Journalisten nicht einsperrt. Da tut sich der russische
Präsident Wladimir Putin leichter, wenn ihm an der Türkei etwas nicht
passt - wie nach dem Abschuss eines russischen Militärjets durch
türkisches Militär oder nach der Ermordung des russischen
Botschafters in Ankara. Putin kann Erdogan drohen und unter Druck
setzen, da sprechen die Autokraten eine Sprache. Deutschland kann das
nicht und will das nicht. Deswegen klingen die Verlautbarungen aus
dem Kanzleramt, man wolle sich für den inhaftierten
deutsch-türkischen Reporter Deniz Yücel einsetzen, einmal mehr
ziemlich zurückhaltend. Die Türkeipolitik ist Angela Merkels offene
Flanke. In der Flüchtlingskrise hat sich die Bundeskanzlerin
erpressbar gemacht. Sie ließ Strafermittlungen gegen den
ZDF-Moderator Jan Böhmermann zu, der Erdogan mit seinem
»Schmähgedicht« beleidigt hatte. Wie reagiert die Regierungschefin im
Fall Yücel? Sie nennt dessen Haft »bitter und enttäuschend« und
»unverhältnismäßig hart«. Die sofortige Freilassung fordert Martin
Schulz. Der SPD-Kanzlerkandidat hat leicht reden, er hat kein Amt.
Aber: Im November bot er als Präsident des Europaparlaments Erdogan
die Stirn. Nach der Verhaftungswelle gegen Oppositionelle und
Journalisten in der Türkei stellte Schulz die Ausweitung der
Zollunion in Frage. Keine Frage: Für Angela Merkel kommt Yücels
Inhaftierung zur Unzeit. Und das aus zwei Gründen. Morgen reist die
Kanzlerin nach Ägypten, um mit Diktator al-Sisi ein
Flüchtlingsabkommen zu schließen. Vor dem aktuellen Hintergrund wird
von ihr erwartet, auf die Menschenrechtslage am Nil zumindest
hinzuweisen. Und kann es Merkel zulassen, dass Erdogan irgendwann
zwischen Mitte März und Anfang April in Deutschland für sein
»Präsidialsystem« Wahlkampf macht, während zeitgleich Deniz Yücel in
Istanbul im Gefängnis sitzt? Ist dieses Szenario auch nur ansatzweise
vorstellbar? Für Erdogan ist der im hessischen Flörsheim geborene
Deutsch-Türke, der beide Pässe hat, ein Türke, weil er türkischer
Herkunft ist. Und die Türkei lässt unter Erdogan die Menschen nicht
los, die einen türkischen Pass oder türkische Eltern haben. Das sind
in Deutschland mehr als drei Millionen Menschen, davon 1,4 Millionen
in der Türkei Wahlberechtigte. Im Kanzleramt dürfte man längst
beraten, wie man Erdogan von einem Auftritt in Deutschland abhalten
kann, ohne mit einem Einreiseverbot für einen diplomatischen Skandal
zu sorgen. Die einfachste und beste Lösung: die Entlassung Deniz
Yücels aus türkischer Haft.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

609317

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Qualität im Krankenhaus Bielefeld (ots) - Wer ein neues Hüftgelenk braucht, hat die Wahl. Laut AOK bieten 132 Krankenhäuser im 100-Kilometer-Umkreis um Bielefeld diese OP - 25 von ihnen mit unterdurchschnittlicher Qualität. Also wohin? In die nächste Klinik? In die, die der Hausarzt empfiehlt? Oder in die, in der ein Verwandter gute Erfahrungen gemacht hat? Nichts erhöht die Chance auf einen erfolgreichen Eingriff mehr als ein erfahrener Arzt. Das sagt nicht nur die AOK, das sagen viele Studien. Deshalb ist es gut, dass die Krankenkasse die Behandlungsqualität mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ohne Orientierung am BER Aufsichtsrat stellt Mühlenfeld zur Rede Cottbus (ots) - Man kann schon auf die Idee kommen, dass die Erbauer des Hauptstadtflughafens inzwischen komplett die Orientierung verloren haben. Gut möglich, dass sie heute bei einer Sondersitzung des Aufsichtsrates BER-Chef Karsten Mühlenfeld entlassen. Der Manager hat es gewagt, eine umstrittene Führungsentscheidung zu treffen, als er seinen Technikchef Jörg Marks feuerte. Aber noch viel schlimmer war, dass der kauzige und oft zu selbstbewusste Mühlenfeld davor nicht im Roten Rathaus und im Bundesverkehrsministerium um Erlaubnis mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Darf man das? Aufruf zum Autofasten Cottbus (ots) - Den Wagen öfter mal stehenzulassen und auf die Öffentlichen umzusteigen, dafür sprechen gute Gründe: Die Luft in den großen Städten wird dank des Diesel und der steigenden Verkehrsbelastung immer dicker, auch wird es auf den Straßen wegen der wachsenden Mobilität zunehmend enger. Weniger Autos sind gut für die Umwelt und bedeuten mehr Freiraum für Fußgänger und Radfahrer. Und gegebenenfalls auch mehr Sicherheit. Deswegen ist es sinnvoll, häufiger mal auf das Kfz zu verzichten. Also zu "fasten". Außerdem hilft ein mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Wo das Zuhause ist BGH-Urteil zu Scheidungskindern Cottbus (ots) - Immer mehr Väter wollen Verantwortung für die Familie übernehmen und Nähe zu ihren Kindern. Auch nach einer Scheidung. Der Wochenend-Papa für den Zoobesuch stirbt langsam aus. Das "Wechselmodell", bei dem Trennungskinder in einem bestimmten Rhythmus, meist wochenweise, mal bei dem einen, mal bei dem anderen Elternteil betreut werden, ist dafür die richtige Form. Es erlaubt beiden, mit den Kindern wirklich Alltag zu leben. Natürlich geht das längst nicht immer. Die Eltern müssen dazu kooperieren, beide müssen die mehr...

  • Armutsbericht: Unterschiede bei Lebenserwartung nehmen zu Hamburg (ots) - Die Unterschiede in der Lebenserwartung von armen und wohlhabenden Menschen in Deutschland vergrößern sich weiter. Dies ist eine der Feststellungen des jährlichen Armutsberichtes des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und anderer Sozialverbände, der am Donnerstag, 2. März, in Berlin vorgestellt wird. Der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Prof. Rolf Rosenbrock, erklärt im NDR-Politikmagazin "Panorama" im Ersten (Sendung: Donnerstag, 2. März, 21.45 Uhr): "Die Lebenserwartung steigt für die wohlhabenden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht