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WAZ: Warum die Amerikaner Opel verschenken - Kommentar von Stefan Schulte zum Opel-Verkauf von General Motors an Peugeot

Geschrieben am 06-03-2017

Essen (ots) - Opel wird verramscht - und alle finden es gut. Die
US-Mutter GM, weil sie schon lange keine Freude mehr am
Verlustbringer aus Europa hat. Opel-Beschäftigte und -Manager, weil
sie Detroit schon lange nicht mehr trauen. Und der französische
PSA-Konzern, weil er eine große Marke geschenkt bekommt. Es gibt
solche Geschäfte, aus denen alle Beteiligten als Gewinner
hervorgehen. Ob der Opel-Verkauf ein solches ist, wird sich schon
bald zeigen. Spätestens, wenn nächstes Jahr die Jobgarantien
auslaufen. Die angekündigten Milliarden-Synergien könnten auch viele
Arbeitsplätze kosten.

Um seine ungeliebte Tochter loszuwerden, zahlt GM für Opel sogar
noch eine Mitgift an Peugeot. Nichts macht deutlicher, wie fremd sich
Amerikaner und Deutsche geworden sind. Der Trennungsschmerz hält sich
beiderseits in argen Grenzen, entsprechend blass blieb gestern auch
die historische Dimension. Immerhin hat der US-Konzern die Geschicke
des einst größten deutschen Autobauers neun Jahrzehnte lang gelenkt.
Besonders auffällig ist das Verhalten von IG Metall und Betriebsrat:
Sie gaben dem Verkauf rasch ihren Segen, weil Peugeot ja die
Garantien übernehme. Die Arbeitsplätze sind aber nur bis 2018, die
Werke bis 2020 sicher. Diese Zusagen einzuhalten, ist so sensationell
nicht. Die Gewerkschafter haben aber offenbar befürchtet, dass die
Amerikaner anschließend mit größeren Grausamkeiten aufwarten würden
als die Franzosen.

Dafür sprechen die Strategieschwenks in Detroit und Paris:
GM-Chefin Barra hat dem Weltmarktführer-Mantra ihrer Vorgänger
abgeschworen und setzt auf maximale Rendite. Peugeot ist bereits
deutlich rentabler geworden und will nun Marktanteile gewinnen. Nicht
zuletzt schätzen die Gewerkschaften, dass PSA den französischen Staat
im Rücken hat. Auch die Bundesregierung wird stets ein waches Auge
auf Opel haben. Dass eine Staatsbeteiligung Konzerne aber nicht
zwangsläufig vor Katastrophen bewahrt, hat VW eindrucksvoll bewiesen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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