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Börsen-Zeitung: Keine Experimente, Kommentar zur DZ Bank von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 07-03-2017

Frankfurt (ots) - Betrachtet man die Entwicklung der deutschen
Bankenlandschaft in einem mehrjährigen Vergleich, ist es kaum
übertrieben, von tektonischen Verschiebungen zu sprechen. Etwa mit
Blick auf die Größe der Akteure. Inklusive der übernommenen Dresdner
Bank war die Bilanz der Commerzbank 2008 rund 1,1 Bill. Euro lang.
Heute ist es deutlich weniger als die Hälfte davon. Zur Nummer 2 ist
nach der Fusion mit der WGZ die DZ Bank aufgestiegen (509 Mrd. Euro),
hinter der Deutschen mit 1,6 Bill. Euro. Den dritten Platz hält die
KfW, die - auch das spricht für sich - als einziges Haus die Chance
hat, mit dem Spitzeninstitut der Kreditgenossen um den Titel des
Ertragschampions zu kämpfen.

Ein Vorsteuerergebnis von 2,2 Mrd. Euro wäre zu schlagen. Das
erarbeitet die DZ Bank mit 28.000 Leuten. 50.000 Commerzbanker
schafften zuletzt weit weniger als ein Drittel davon, während 100.000
Mitarbeiter der Deutschen Bank 810 Mill. Euro Miese produzierten.
Unter den drei Adressen weist die Holding der genossenschaftlichen
Allfinanzgruppe zudem die mit Abstand höchste Kapitalquote aus.

Wie konnte das passieren? Die Frage kann auf den folgenden 47
Zeilen nicht umfassend beantwortet werden. Doch ein zentraler Teil
der Antwort lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Die Genossen
haben eine nachhaltige Strategie, die sie konsequent umsetzen.
Andernorts fällt höchstens die Sprunghaftigkeit als nachhaltig auf.
Da kommt das Diktum, dass manche seltener das Hemd wechseln als
andere die Strategie, der Realität schon ziemlich nah.

Bevor nun der genossenschaftliche Verbund die Korken knallen
lässt, sei ernüchternd daran erinnert: Das war nicht immer so. Auch
diese Säule der Branche hat eine Phase von Versuch und Irrtum hinter
sich. Bis die heutige Struktur gefunden war, ging ein jahrelanges
pathologisches Lernen voraus. Und auch die jetzige Aufstellung, die -
Beispiel Immobilienfinanzierung - ohnehin noch nicht komplett
abgeschlossen ist, feit ja ersichtlich nicht gegen die Risiken der
christlichen Seefahrt und andere Unbilden. Nur ist das einzig
verbliebene Oberhaus der Gruppe heute in der komfortablen Lage,
Belastungen wie jene durch die Deutsche Verkehrsbank oder die VR
Leasing auch über ein paar Jahre aussitzen zu können.

Ob eine Gruppe, die es so weit gebracht hat, gut beraten ist,
Kraft, Zeit und Geld für neue strategische und strukturelle
Experimente in Gestalt einer zusätzlichen Steuerungsholding zu
ver(sch)wenden? Genossenschaftliche Basisdemokratie sollte möglich
sein, ohne die Gruppe und sich selbst durch exzessive Komplexität zu
überfordern.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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