Lausitzer Rundschau: Die Null ist kein Selbstzweck
Zur 2018er-Haushaltsplanung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
Geschrieben am 15-03-2017 |
Cottbus (ots) - Das macht Wolfgang Schäuble wahrscheinlich keiner
so schnell nach. Gleich vier Mal in Folge kommen seine Jahresetats
ohne neue Schulden aus. Zum letzten Mal gab es so etwas in den
1960er-Jahren. Der Kassenwart wird damit zweifellos in die
finanzpolitische Geschichtsschreibung eingehen, egal, ob er noch ein
weiteres Mal Minister wird oder nicht. Zur ganzen Wahrheit gehören
allerdings auch die günstigen Umstände, die dem CDU-Mann das
Haushalten vergleichsweise einfach gemacht haben. Als da wären
Rekordbeschäftigung, niedrige Zinsen und üppige Steuereinnahmen dank
florierender Wirtschaft. Die Vorzüge der Niedrigzinsen, nämlich eine
billige Bedienung der Altschulden, sind nun aber praktisch
ausgereizt. Eher legen die Zinsen absehbar wieder zu. Auch werden
sich die Steuerzuwächse wohl wieder abflachen. Die
Haushaltsüberschüsse sowieso. Und durch die Alterung der Gesellschaft
stehen auch die Renten- und Pflegekassen vor immer größeren
Herausforderungen. All das ist auch an Schäubles mittelfristiger
Finanzplanung abzulesen, die nunmehr bis ins Jahr 2021 reicht. Ein
ausgeglichener Etat, so die Botschaft, ist zwar weiter machbar. Aber
so leicht von der Hand wird das nicht mehr gehen. Nun ist die
"schwarze Null" allerdings auch kein Selbstzweck. Wenn es in Schulen
oder Schwimmhallen durchs Dach regnet und die sanitären Einrichtungen
nur noch ein rostiges Dasein fristen, kann der Verweis auf die schöne
Welt der ausgeglichenen Haushalte beim Volk sogar Wut auslösen. Im
Übrigen lässt die verfassungsrechtlich verankerte Schuldenbremse für
den Bund durchaus einen gewissen Kredit-Spielraum zu, den die Union
aber partout nicht nutzen will. Stattdessen rühmt sie sich, die
Vorgaben der Schuldenbremse sogar überzuerfüllen. Doch dadurch
bleiben notwendige Investitionen auf der Strecke. Und womöglich auch
eine durchgreifende Steuerreform. Jedenfalls klingt es danach, wenn
Schäuble die Bürger in Sachen Steuersenkungen wieder einmal auf die
Zeit nach der Bundestagswahl vertröstet. Dabei muss eine Steuerreform
gar keine großen Haushaltslöcher reißen. Den allermeisten wäre ja
schon geholfen, wenn es an der Steuerfront endlich gerechter zuginge.
Wenn Arbeitseinkünfte nicht mehr stärker besteuert würden als
Kapitalerträge. Wenn große Erbschaften vom Fiskus nicht mehr
weitgehend verschont blieben so wie jetzt. Und wenn das Wirrwarr bei
den Mehrwertsteuersätzen endlich ein Ende hätte. An diese Aufgaben
hat sich Schäuble nicht herangetraut. Denn seine Union hat neben der
"schwarzen Null" noch ein zweites Credo: keine Steuererhöhungen,
nirgends. Der vernünftige Ansatz, kleinere und mittlere Einkommen zu
entlasten und dafür besonders große zu belasten, die Steuerquote
insgesamt also nicht zu erhöhen, ist so von vornherein zum Scheitern
verurteilt. Die nächste Bundesregierung macht es hoffentlich besser.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
610278
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu "Bundesregierung droht Türkei" Regensburg (ots) - Die Bundesregierung hat lange gewartet, um die
Drohung auszusprechen, nun könnte das Einreiseverbot für Mitglieder
der türkischen Führung kommen. Es wurde Zeit. Es hat nichts mehr mit
freier Meinungsäußerung zu tun, wenn man den Niederlanden vorwirft,
sie hätten die bosnisch-muslimischen Männer von Srebrenica ermordet.
Das ist schlicht gelogen. Ja, die holländischen Blauhelme hatten die
Stadt kampflos übergeben. Doch das Massaker verübten serbische
Soldaten. Es hat auch nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun, mehr...
- Heilbronner Stimme: Grünen-Parteichefin: "Streit um Armutsbericht in der Regierung spielt Rechtspopulisten in die Hände" Heilbronn (ots) - "Grünen-Parteichefin Simone Peter erhofft sich
aus dem Ergebnis der Wahl in den Niederlanden einen Schub für ihre
Partei im Bundestagswahlkampf. Sie forderte, dem Rassismus eine
unmissverständliche Absage zu erteilen und die Sorgen der sozial
Abgehängten ernst zu nehmen. "Alles andere spielt den
Rechtspopulisten in die Hände", sagte sie der "Heilbronner Stimme"
(Freitagausgabe) und nannte als Beispiel den aktuellen Streit um
Formulierungen im Armutsbericht.
Peter sagte dazu: "Das peinliche Hickhack um den Armuts- mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): NRW-Finanzminister Walter-Borjans (SPD):
"Umsatzsteuerbetrug kostet Deutschland 10 Milliarden Euro" Bielefeld (ots) - 20 Prozent des Umsatzsteuerbetrugs in Europa
findet in Deutschland statt. "Wir reden allein beim
Umsatzsteuerbetrug europaweit von 50 Milliarden Euro, allein in
Deutschland sind es 10 Milliarden Euro", sagte NRW-Finanzminister
Norbert Walter-Borjans (SPD) der in Bielefeld erscheinenden Neuen
Westfälischen (Freitagausgabe). Walter-Borjans, Mitglied in der
Steuerarbeitsgruppe der SPD für das Wahlprogramm der Partei, will aus
der Bekämpfung dieses Betrugs die Mittel für eine Entlastung
kleinerer und mittlerer Einkommen mehr...
- NOZ: Viele syrische Flüchtlingskinder in Türkei müssen arbeiten: 40 Prozent gehen nicht zur Schule Osnabrück (ots) - Viele syrische Flüchtlingskinder in Türkei
müssen arbeiten: 40 Prozent gehen nicht zur Schule
Linken-Abgeordnete Jelpke: Hilfsprogramme unzureichend
Osnabrück. Trotz internationaler Flüchtlingshilfe besuchen in der
Türkei 40 Prozent der syrischen Flüchtlingskinder keine Schule und
müssen häufig arbeiten gehen. Das geht aus der Antwort der
Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten hervor, die
der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) vorliegt. Demnach können
viele Kinder nicht zur Schule gehen, mehr...
- rbb exklusiv: Pflegenotstand in Potsdam Berlin (ots) -
Sperrfrist: 17.03.2017 05:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
In Potsdam finden viele Pflegebedürftige keine ambulante Hilfe
mehr, manche bleiben zeitweilig völlig unversorgt.
Das haben Inforadio-Recherchen ergeben.
Beim Potsdamer Pflegestützpunkt melden sich täglich Patienten, die
vergeblich Hilfe suchen. Die Kapazitäten der ambulanten Pflegedienste
sind erschöpft, weil sie zu wenig Personal finden - ein bundesweites mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|