Die Ikone unter den Rennmotoren: Vor 50 Jahren revolutionierte der Ford Cosworth DFV die Formel 1 (FOTO)
Geschrieben am 23-03-2017 |
Köln (ots) -
- Ford Cosworth DFV debütierte beim Grand Prix der Niederlande 1967
mit Pole Position und Sieg für Team Lotus, den Entwicklungspartner
von Ford
- V8-Triebwerk basierte auf dem sportlichen Vierzylinder des Ford
Lotus Cortina - die Architektur des Ford Cosworth DFV setzte neue
Maßstäbe im Rennmotorenbau
- Mit 155 Grand Prix-Siegen in 262 Rennen ist der legendäre V8 bis
heute eines der erfolgreichsten Formel 1-Aggregate überhaupt
- Zwischen dem Premierensieg 1967 und dem letzten Grand Prix-Erfolg
1983 liegen mehr als 16 Jahre - kein anderer Formel 1-Motor blieb
so lange siegfähig
In diesem Jahr feiert einer der berühmtesten und erfolgreichsten
Rennmotoren der Geschichte sein goldenes Jubiläum: Das Formel 1-Debüt
des legendären Ford Cosworth DFV-Achtzylinders jährt sich 2017 zum
50. Mal. Am 4. Juni 1967 kreuzte Jim Jim Clark im Lotus 49-Ford beim
Großen Preis der Niederlande in Zandvoort als Erster die Ziellinie.
Gleich bei seiner Rennpremiere hatte der Ford Cosworth DFV seinen
ersten Sieg errungen. Es sollte der Auftakt zu einer bis heute
beispiellosen Erfolgsgeschichte sein. In den folgenden 262 Grands
Prix gewann der Achtzylinder 155 Mal. Zwischen 1968 und 1982
eroberten zwölf Fahrer und zehn Rennställe mit dem Ford Cosworth V8
den WM-Titel. Und die vielleicht beeindruckendste Zahl: Zwischen dem
Debütsieg des legendären Triebwerks 1967 und seinem finalen Grand
Prix-Erfolg 1983 liegen mehr als 16 Jahre - kein anderer Formel
1-Motor blieb über einen so langen Zeitraum siegfähig.
Der Weg zu dieser einmaligen Erfolgsgeschichte ist eng mit vier
Namen verknüpft: dem genialen Konstrukteur und Lotus-Gründer Colin
Chapman, den Motoreningenieuren Mike Costin und Keith Duckworth sowie
mit Walter Hayes, seinerzeit PR-Direktor von Ford in Großbritannien.
Für die Formel 1-Saison 1966 hatte der Automobil-Weltverband FIA
die 1,5-Liter-Formel ausgemustert und stattdessen Saugmotoren mit bis
zu 3,0 Liter Hubraum erlaubt. Der bisherige Motorenpartner des Team
Lotus entwickelte allerdings kein konkurrenzfähiges Aggregat für das
neue Reglement. So musste Colin Chapman mit einem aufgebohrten
2,0-Liter-Aggregat und später mit einem schweren und anfälligen
H16-Triebwerk eine Übergangssaison in Kauf nehmen. Chapman wandte
sich an seinen früheren Getriebeingenieur Keith Duckworth, der 1958
mit Mike Costin die Motorenschmiede Cosworth auf die Beine gestellt
hatte. Für ein Entwicklungsbudget von 100.000 Pfund, versprach
Duckworth, würden sie einen wettbewerbsfähigen Dreilitermotor bauen.
Mit dieser Idee wandte sich der Lotus-Mastermind an den ehemaligen
Journalisten Walter Hayes, seit 1962 Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
von Ford in Großbritannien. Gemeinsam hatten sie 1963 die spritzige
Sportlimousine Lotus Cortina auf den Weg gebracht. Hayes erkannte
sofort das riesige PR-Potenzial eines Formel 1-Einstiegs und willigte
ein. Ihr Fahrplan: Aus dem "Kent"-Motorblock des Lotus Cortina würde
zunächst ein Vierzylinder für die Formel 2 abgeleitet, der Ford FVA
(Four Valve Series A). Dieser bildete dann die Basis für den Cosworth
DFV, der 1967 seinen Einstand in der Formel 1 geben sollte.
DFV steht für Double Four Valve und weist auf die moderne
Konstruktion des besonders leichten, starken und kompakten V8 hin,
der jeweils zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinderbank und vier
Ventilen pro Brennraum hat. Bemerkenswert ist auch der dachförmige
Brennraum mit Ventilen, die im Zylinderkopf um jeweils 16 Grad
geneigt eingebaut sind. Mit diesem schmalen inneren Ventilwinkel von
32 Grad, dem "überquadratischen" Brennräumen mit mehr Bohrung als Hub
und der DOHC-Auslegung gab das Formel 1-Aggregat von Ford für
Jahrzehnte die Richtung im Rennmotorenbau vor. Eine weitere
Besonderheit: Der 3,0 Liter große, in einem Stück gegossene
Aluminiumblock erwies sich als so verwindungssteif, dass er als
tragendes Element im Chassis diente. Colin Chapman setzte diesen
Vorteil konsequent um: Der V8 wurde ohne Hilfsrahmen direkt an die
Rückwand des Monocoques des Lotus 49 angeschraubt und trug das
angeflanschte Getriebe mitsamt Hinterachse.
Sieg im Premierenrennen, zwölf Fahrertitel in 15 Jahren
Der für 1967 ins Team geholte Graham Hill, Formel 1-Weltmeister
von 1962, testete als Erster den Lotus 49 mit dem brandneuen V8 im
Heck. Nach der Ausfahrt im britischen Snetterton urteilte der
aristokratische Brite in seiner unnachahmlich trockenen Art: "It's
got some poke, not a bad old tool", zu Deutsch etwa "Hat ordentlich
Dampf, gar kein schlechtes Eisen".
Als der Ford Cosworth DFV beim dritten Saisonlauf 1967 endlich
einsatzbereit war, setzte Hill sogleich das erste Ausrufzeichen: In
Zandvoort holte er die Pole Position mit mehr als einer halben
Sekunde Vorsprung. Zwar musste Hill seinen Lotus vorzeitig abstellen,
doch Teamkollege Jim Clark fuhr vom achten Startplatz bis an die
Spitze und schenkte Ford den Premierensieg des DFV.
Der geniale Schotte gewann in diesem Jahr noch drei weitere Grands
Prix, den WM-Titel verpasste er dennoch. 1968 wäre vermutlich sein
Jahr geworden. Clark siegte zum Formel 1-Saisonauftakt in Kyalami,
doch dann verunglückte er beim Formel 2-Gaststart in Hockenheim
tödlich. So kam seinem Lotus-Teamgefährten Graham Hill die Ehre zu,
als erster Formel 1-Weltmeister mit einem Ford V8 in die
Rennsportgeschichte einzugehen.
Längst waren andere unabhängige Formel 1-Teams auf den
Erfolgsmotor aufmerksam geworden. Der Ford Cosworth DFV produzierte
mit zunächst 410 PS zwar weniger Leistung als die Zwölfzylinder der
Konkurrenz, besaß aber Vorteile bei Fahrzeugbalance und
Leistungsgewicht. Eigentlich wollte Ford den DFV nicht an weitere
Rennställe liefern, doch angesichts der herausragenden Performance
und der nicht ganz zeitgemäßen Wettbewerbs-Triebwerke befürchtete
Walter Hayes, dass Ford zum Opfer des eigenen Erfolgs werden könnte.
Siege ohne echte Gegner, das war für den PR-Strategen uninteressant.
Folglich überredete er Colin Chapman, schon für die Saison 1968 auf
sein Exklusivrecht zu verzichten. Prompt standen die Teams Schlange
bei Ford. Der DFV wurde zum gefragtesten Triebwerk der Formel
1-Geschichte und galt über Jahrzehnte als Rückgrat und Ikone des
Grand Prix-Sports. Neben Lotus siegten über die Jahre auch McLaren,
Matra, Brabham, March, Tyrrell, Hesketh, Williams, Penske, Wolf und
Ligier mit dem unverwüstlichen V8. Dutzende weitere Rennställe wie
Surtees, Shadow, Ensign, Kojima, Lola, Fittipaldi, ATS, Arrows,
Osella u.v.m profitierten beim Bau ihrer Boliden von dem technisch
relativ einfach zu handhabenden Baukastenprinzip mit dem DFV-Motor
und dem klassischen Hewland-Getriebe.
Nach einer vollen Dekade im Renneinsatz erlebte der Ford Cosworth
DFV seinen nächsten Frühling: 1977 war es erneut Colin Chapman, der
die besonderen Vorzüge des 90-Grad-V8 für ein revolutionäres Konzept
nutzte. Der geniale Brite erfand das "Wing Car". Dabei ließ die
schlanke V-Konstruktion des Triebwerks genügend Raum für die
umgekehrten Flügelprofile, die sich unter den Seitenkästen bis kurz
vor die Hinterachse schwangen. Die breiten 180-Grad-Zwölfzylinder der
Konkurrenz ließen diese Bauweise nicht in voller Konsequenz zu.
Anfang der 1980er-Jahre neigte sich die Dominanz des epochalen
Aggregats langsam dem Ende zu. Mehrere Automobilhersteller kamen mit
Turbomotoren in die Formel 1 und nur die weniger betuchten Rennställe
blieben dem Ford Cosworth DFV treu. Auf reinen Power-Strecken hatten
die aufgeladenen 1,5-Liter-Motoren meist die Nase vorn. Auf winkligen
Handling-Kursen wie Monaco, Long Beach, Zolder, Montreal, Brands
Hatch oder Detroit spielte der V8-Saugmotor sein überlegenes
Ansprechverhalten und die exzellente Fahrbarkeit voll aus. Auch auf
Strecken mit schnellen Kurven wie Zeltweg, Silverstone und Hockenheim
blieb der DFV siegfähig, weil seine Bauart wie beschrieben einen
optimalen Ground Effect ermöglichte. Dem Finnen Keke Rosberg gelang
1982 noch das Kunststück, im Williams-Ford den WM-Titel gegen die
vermeintlich übermächtige Turbo-Konkurrenz zu erringen.
Doch irgendwann endet auch die schönste Geschichte. 1983 zeigte
Michele Alboreto im Tyrrell 011B beim siebten Saisonlauf in Detroit
den Gegnern noch einmal die formschönen vier Auspuffrohre des DFV -
es war der 155 und letzte Grand Prix-Sieg dieses Triebwerks. Mit
Williams-Ford (Keke Rosberg) und McLaren-Ford (John Watson) reihten
sich dahinter die neben Lotus treuesten und erfolgreichsten Partner
der Ford Cosworth DFV-Ära ein.
1985 erlebte der V8 seinen letzten Grand Prix - doch statt ins
Museum wechselte er als verlässlicher und kostengünstiger Antrieb in
die Formel 3000. Und selbst bei den 24 Stunden von Le Mans trug er zu
Gesamtsiegen bei. 1975 überquerte ein Mirage GR8 die Ziellinie an der
Sarthe als Erster, 1980 gewann der Rondeau-Ford DFV.
Zahlen und Fakten zum Ford Cosworth DFV
V8-Zylinder, Bankwinkel 90°, Kurbelgehäuse und Zylinderblock
einteilig aus Aluminium gegossen, überquadratische Auslegung,
doppelte obenliegende Nockenwellen (DOHC), 4 Ventile pro Zylinder,
geschmiedete Aluminium-Kolben (je 328 g), Ventile zur Zylinderachse
um je 16° nach außen geneigt, mechanische Benzineinspritzung Lucas
Mk1 mit einem Injektor pro Zylinder.
Hubraum 2.992,98 ccm
Bohrung x Hub 85,67 mm x 64,90 mm
max. Leistung (1967) 410 PS bei 9.000/min
max. Leistung (1977) 465 PS bei 10.500/min
max. Leistung (1983) 510 PS bei 10.500/min
max. Drehmoment (1967) 370 Nm bei 7.000/min
Verdichtung ca. 11:1
Ventildurchmesser
(Einlass / Auslass) 34,5 mm / 29,0 mm
Zündfolge 1-8-3-6-4-5-2-7
(Zylinder 1, 2, 3, 4 = rechte Bank von vorn nach hinten / Zylinder 5,
6, 7, 8 = linke Bank von vorn nach hinten)
Gewicht (mit Kupplung) 168 kg
Länge / Breite 545 mm / 686 mm
Grand Prix-Debüt 4.6.1967 GP Niederlande in Zandvoort (Lotus)
1. Grand Prix-Sieg 4.6.1967 GP Niederlande in Zandvoort (Jim
Clark/Lotus)
50. Grand Prix-Sieg 24.9.1972 GP Kanada in Mosport (Jackie
Stewart/Tyrrell)
100. Grand Prix-Sieg 22.5.1977 GP Monaco (Jody Scheckter/Wolf)
150. Grand Prix-Sieg 15.8.1982 GP Österreich
in Zeltweg (Elio de Angelis/Lotus)
155. Grand Prix-Sieg 5.7.1983 GP USA Ost
in Detroit (Michele Alboreto/Tyrrell)
letzter Grand
Prix-Start 18.8.1985 GP Österreich
in Spielberg (Martin Brundle/Tyrrell)
Podestplätze
1967 bis 1985 480
Fahrer-WM-Titel
1968 Graham Hill (Team Lotus)
1969 Jackie Stewart (Matra)
1970 Jochen Rindt (Team Lotus)
1971 Jackie Stewart (Tyrrell)
1972 Emerson Fittipaldi (Team Lotus)
1973 Jackie Stewart (Tyrrell)
1974 Emerson Fittipaldi (McLaren)
1976 James Hunt (McLaren)
1978 Mario Andretti (Team Lotus)
1980 Alan Jones (Williams)
1981 Nelson Piquet (Brabham)
1982 Keke Rosberg (Williams)
Konstrukteurs-WM-Titel
1968 Lotus
1969 Matra
1970 Lotus
1971 Tyrrell
1972 Lotus
1973 Lotus
1974 McLaren
1978 Lotus
1980 Williams
1981 Williams
Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans
1975 Jacky Ickx/Derek Bell (Mirage)
1980 Jean Rondeau/Jean-Pierre Jaussaud (Rondeau)
Ford-Werke GmbH
Die Ford-Werke GmbH ist ein deutsches Automobilunternehmen mit
Sitz in Köln. Das Unternehmen beschäftigt an den Standorten Köln und
Saarlouis mehr als 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit der
Gründung des Unternehmens im Jahr 1925 wurden mehr als 40 Millionen
Fahrzeuge produziert. Für weitere Informationen zu den Produkten von
Ford besuchen Sie bitte www.ford.de
Pressekontakt:
Hartwig Petersen
Ford-Werke GmbH
+49 (0) 221/90-17513
hpeter10@ford.com
Original-Content von: Ford-Werke GmbH, übermittelt durch news aktuell
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