"Migration und Gesundheit - interkulturelle Aspekte in der Prävention" / Kooperationsgemeinschaft unternehmensnaher Krankenkassen und der vdek stellen erste gemeinsame Projekte vor
Geschrieben am 23-03-2017 |
Berlin (ots) - Die gesetzlichen Krankenkassen bieten eine Fülle
von Präventionsleistungen an. Studien zeigen jedoch, dass nicht alle
Menschen gleichermaßen von diesem Angebot profitieren - Menschen mit
Migrationshintergrund nehmen Präventionsleistungen seltener in
Anspruch. Genau hier setzen BKK Dachverband e.V., IKK e. V.,
KNAPPSCHAFT und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten
und Gartenbau (SVLFG) (Kooperationsgemeinschaft unternehmensnaher
Krankenkassen, kuk) und der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) mit
ihrer gestrigen Veranstaltung in Berlin an. vdek und kuk berichteten
über ihre ersten Erfahrungen im vereinten Vorgehen und stellten
konkrete Projekte zum Thema Migration und Gesundheit vor.
Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes e.V., hob hervor,
dass das 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz ein wichtiger
Anschub für die Selbstverwaltungen der Krankenkassen war, um
verstärkt über Kassengrenzen hinweg Kompetenzen zu bündeln und sich
gemeinsam für Gesundheitsförderung und Prävention zu engagieren.
"Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist der Player in der
Prävention", so auch Uwe Klemens, Verbandsvorsitzender des vdek.
Allein im Jahr 2015 habe es für die 46,2 Millionen Versicherten des
vdek und der kuk 1,7 Millionen Kursangebote gegeben. Um langfristig
die Gesundheit der Bevölkerung zu stärken und somit für
Chancengleichheit zu sorgen, gelte es in der heutigen Zeit, den Fokus
auch verstärkt auf Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeitslose
und Bewohner in Pflegeheimen zu richten.
"In Deutschland hat jeder fünfte Einwohner einen
Migrationshintergrund - mit den unterschiedlichsten Lebens- und
Ernährungsgewohnheiten. Will man hier erfolgreiche
Gesundheitsförderung und Prävention anbieten, bedarf es gut
vernetzter Akteure, die ihre Arbeit dort ansetzen, wo die Menschen
leben", so Peter Bleser, parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Grundlagen
für Ernährungsgewohnheiten würden in jungen Jahren gelegt, hier müsse
man ansetzen, für gesunden Lebensstil zu werben - durch Information
und Motivation. Jeder Mensch solle selbst bestimmt die Verantwortung
für einen gesunden Lebensstil übernehmen können.
Das kürzlich an den Start gegangene Bundeszentrum für Ernährung
soll dafür einen wichtigen Beitrag leisten. In diesem Zusammenhang
stellte Dr. Barbara Kaiser die Spielebox "Aufgetischt - Spielend
Deutsch lernen mit dem Thema Essen und Trinken" vor: Die Box mit 222
Spielkarten, sechs Spielfiguren und zwei Würfeln soll vor allem
Kindern helfen, während der Alphabetisierung, des Sprachenlernens,
gleichzeitig gesunde Ernährung zu erlernen und somit ihre
Gesundheitskompetenzen zu stärken. Die Box kann zum Beispiel als
didaktische Reserve zur Ergänzung des Unterrichts angewendet werden.
Ihr Dank richtete sich an vdek und kuk, die auch dieses Projekt
zukünftig unterstützen.
Prof. Dr. rer.pol. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes, betonte, dass 14 Prozent der Menschen mit
Migrationshintergrund keine abgeschlossene Schulbildung hätten. Umso
wichtiger sei es, bei den Kleinen anzusetzen, um deren
Selbstwertgefühl zu stärken. Er nannte Kriterien für gute Projekte
und als positives Beispiel die "Kiezdetektive" aus dem Berliner
Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg. Rosenbrock unterstrich, dass nur
durch die Zusammenarbeit der Akteure gute Ergebnisse erzielt werden
können. Ein gutes Beispiel sei das Projekt "Bewusst - Gesund - Aktiv:
Gesundheitsförderung für Migrant_innen im Quartier", welches der
Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e.V. (DPWV)
in Kooperation mit vdek und kuk umsetzen wird. Auf Grundlage des
Projektes soll die gesundheitliche Situation für Migranten in sozial
benachteiligten Quartieren nachhaltig verbessert und die
Gesundheitsressourcen der Menschen vor Ort gestärkt werden.
"Ein Drittel aller Kinder in Deutschland hat einen
Migrationshintergrund", berichtete Regina Kraushaar, Leiterin der
Abteilung Pflegesicherung und Prävention beim Bundesministerium für
Gesundheit. Diese Kinder hätten per se die gleichen Chancen wie
andere Kinder. Allerdings unterschieden sich ihre Familien oft durch
andere Erfahrungen und ein anderes Anspruchsverhalten. Sie bewegen
sich weniger und würden kaum Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch
nehmen. Auch in Fragen der pflegerischen Leistungen hätten sie andere
Vorstellungen. Hinzu kämen ihre mangelnde Kenntnis des deutschen
Gesundheitswesens und ihre zum Teil dramatischen Fluchterlebnisse.
Deshalb wies Regina Kraushaar noch einmal darauf hin, wie wichtig es
sei, diese Menschen in ihren Lebenswelten zu treffen, in ihrer
starken Familienbindung. Dort gelte es, Verbündete für erfolgreiche
Präventionsprojekte zu gewinnen. Auch sie dankte der Initiative der
kassenartenübergreifenden Kooperation zur Umsetzung des
Präventionsgesetzes.
Eckehard Linnemann, Vorstandsmitglied der Deutschen
Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, würdigte die
kassenartübergreifende Arbeit. Teambildung und Abstimmungsprozesse
seien auf einem guten Weg, potentielle Partner seien willkommen. Den
nächsten wichtigen Schritt sieht Linnemann darin, diese Kooperationen
in den Bundesländern mit Leben zu erfüllen. Sein Appell, der sich mit
allen Rednern des Abends deckte: "Nicht belehren, sondern ermuntern
und beteiligen! Nutzen Sie das Wissen der Flüchtlinge bei der
Umsetzung von Projekten!"
Pressekontakt:
vdek: Michaela Gottfried, Pressesprecherin, Tel: (030) 269 31 - 12
00, E-Mail presse@vdek.com
BKK Dachverband e.V.: Christine Richter, Pressesprecherin, Tel: (030)
2700 406 - 301,E-Mail: presse@bkk-dv.de
IKK e.V.: Fina Geschonneck, Pressesprecherin, Tel. (030) 202491-11,
E-Mail: fina.geschonneck@ikkev.de
KNAPPSCHAFT: Sandra Piehl, Pressestelle, Tel.: (0234) 304-82117,
E-Mail: presse@kbs.de
Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau: Erich
Koch, Pressesprecher, Tel: (0561) 9359-106, E-Mail:
kommunikation@svlfg.de
Original-Content von: IKK e.V., übermittelt durch news aktuell
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