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Lausitzer Rundschau: 100 Tage Kanzlerkandidat Schulz

Geschrieben am 04-05-2017

Cottbus (ots) - Als es Umfragen gab, wonach die SPD zur Union
aufgeschlossen habe, wurde Martin Schulz sogleich zu einer Art
Messias erklärt. Einer, der auch übers Wasser laufen könne. Nun, da
die Christdemokraten sich wieder deutlich abgesetzt haben, ist er in
vielen Medien nur noch der sichere Verlierer. Und schon wird
entdeckt, was der Mann alles falsch gemacht haben soll. Gemach.
Anlässlich der Bilanz seiner ersten 100 Tage als SPD-Kanzlerkandidat
wird das Bild lediglich realistischer. Die eine Wahrheit ist: Schulz'
Ernennung hat die SPD von der Lähmung der Gabriel-Ära befreit. Das
hat die Partei wieder motiviert, hat auch zu vielen Neueintritten
geführt. Ohne eine solche Motivation braucht man einen auf Sieg
setzenden Wahlkampf gar nicht erst zu beginnen. Schulz hat die gute
Stimmung mit seiner betont auf die soziale Gerechtigkeit setzenden
Kampagne noch verstärkt. Kandidat, Inhalte, Partei, das scheint
endlich mal wieder eine Einheit zu sein und hat sich in den Umfragen
positiv ausgewirkt. Dass Angela Merkel dem nicht untätig zuschauen
würde, war von Anfang an klar. Sie nutzt derzeit geschickt ihren
Vorteil als Kanzlerin, die internationale Krisen zu lösen hat und
Entscheidungen trifft. Ein Herausforderer ohne Ministeramt kann
derweil nur über die Dörfer tingeln. Das erklärt die derzeitige Delle
in der Schulz-Kurve aber nicht. Vielmehr war von Anfang an klar, dass
die gute Stimmung in der SPD nur halten würde, wenn es eine
Machtperspektive gibt. Und da beginnt das Problem. Schulz hat
behauptet, die SPD habe mit ihm viele Machtoptionen: Große Koalition
unter seiner Führung, Ampel mit FDP und Grünen oder Rot-Rot-Grün. Und
anfangs schienen die nach oben schießenden Umfragen das auch zu
bestätigen. Doch im Saarland, wo mindestens zwei dieser drei
Varianten sehr nahe waren, endete die Landtagswahl wie gehabt: Die
Union regiert, die SPD ist kleiner Partner. So wie es auch im Bund
schon lange Zeit ist. Vor allem Rot-Rot-Grün ist als Option jetzt
regelrecht verbrannt. Mit der Aussicht aber, auch nur wieder
Vizekanzler unter Angela Merkel zu werden, braucht Schulz seinen
Wählern nicht zu kommen. Die SPD und ihr Kandidat sind in der
klassischen Situation, die man aus Fußball-Pokalspielen kennt. Eine
Mannschaft liegt zurück, die Zeit läuft. Die Mannschaft hat verloren,
wenn sie sich jetzt aufgibt. Sie darf die Hoffnung nicht verlieren.
Sie muss auf Fehler der anderen setzen. Und auf Glück. Wie oft hat
man im Pokal erlebt, dass dann doch noch Tore fielen. Wahlen sind
zwar keine Pokalspiele. Aber die Landtagswahlen am Sonntag in
Schleswig-Holstein und eine Woche später in Nordrhein-Westfalen sind
für die zurückliegende SPD erste vorentscheidende Ereignisse.
Möglicherweise sind danach die Motivationsqualitäten des Martin
Schulz wirklich gefragt.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell


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